Frühstück im Bett
betrunken?«
»Stocknüchtern – falls du ein gravierendes Zucker-High nicht berücksichtigst. Ich fürchte nur, das könnte sich bald ändern.«
»Hör mal, ich will Winnie sehen …«
»Und ich will vergessen, wie sehr ich mich nach einem Drink sehne.«
»Dann hol dir einen.«
»Bedauerlicherweise würde einer nicht genügen. Ehe ich wüsste, wie mir geschieht, würde ich in meinen Dessous auf der Bar tanzen.«
»Deshalb musst du dich nicht sorgen. Hier gibt’s keine Bar.«
Sie schlang ihre Arme um seine Taille. Als er zurückwich, hielt sie ihn fest. »Soll ich dir meine Dessous zeigen, ohne mich zu betrinken?«
Aufreizend presste sie sich an ihn, und ihr Duft stieg ihm in die Nase. Er packte ihre Schultern. »Was führst du im Schilde?«
»Ach, ich brauche nur ein bisschen Trost. Sonst nichts. Für mich war das ein beschissener Monat – ein beschissenes Jahr.« Sie legte ihre Wange an seine Brust, ein nackter Fuß glitt an seinem Bein hoch. »Weißt du noch, wie’s mal war, Ryan? Wir beide … Damals konnten wir nicht genug voneinander kriegen.«
Seine Kehle verengte sich. »Vor langer Zeit.«
Mit den silberblauen Augen seiner Frau schaute sie zu ihm auf. »Stoß mich nicht weg. Bitte …«
Von diesem Moment hatte er geträumt – Sugar Beth, die sich in seine Arme warf und ihn anflehte, er möge zu ihr zurückkehren.
»Niemandem würde ich’s erzählen«, wisperte sie. »Nur diese eine Nacht … Was kann’s schon schaden?«
Seine Erregung wuchs. Kein Wunder, wenn sie sich so verlockend an ihm rieb … Trotzdem geriet er nicht in Versuchung. Keine Sekunde lang. Energisch schob er sie von sich. »Ich liebe meine Frau. Und deshalb wäre der Schaden beträchtlich.«
»Wie edel du bist …«
»Mit Edelmut hat’s nichts zu tun. Sie bedeutet mir alles. Niemals würde ich sie betrügen.«
»Dann fahr zur Hölle.«
Mitleid erfüllte ihn, und er wollte ihr sagen, für solche Spiele
sei sie zu alt. Welch ein Unsinn … Warum sollte er ihr Ratschläge geben? Wortlos nickte er und verließ das Haus.
Auf der Veranda zerzauste der Märzwind sein Haar. Er stieg die Stufen hinab und holte tief Luft. Zwischen den Zweigen der Bäume schaute er zum Himmel empor. Vielleicht bildete er sich das nur ein – aber er wusste nicht, wann er zum letzten Mal so helle, strahlende Sterne gesehen hatte, und er lächelte.
Sugar Beth ergriff die halb leere Packung mit den Schokoladekeksen, die auf der Couch lag. Während sie sich den Mund voll stopfte, trottete Gordon die Treppe herab, gefolgt von Colin und Winnie.
»War das nötig?« Angewidert bebten Colins Nasenflügel.
»Frag sie!« Sugar Beth deutete auf Winnie und verspeiste noch einen Keks.
Verwirrt starrte Winnie die Haustür an. »Du hast Ryan geärgert.«
»Ganz zu schweigen von meinem Zorn.« Colin zeigte mit dem Finger auf Sugar Beths Gesicht. »Offensichtlich bist du verrückt. Man müsste dich einsperren. Ja, verdammt, ich werde dich in Arrest setzen.«
Sugar Beth ignorierte ihn und konzentrierte ihren Groll auf Winnie. »War’s das?«, kreischte sie zwischen zwei Keksen. »Habe ich mit dieser erniedrigenden kleinen Eskapade restlos bezahlt, was ich dir schulde? Der Mann liebt dich – ich bin ihm scheißegal. Nach meiner Ansicht sind wir jetzt quitt. Und wenn du’s anders siehst, interessiert’s mich nicht. Ist das klar?«
Geistesabwesend nickte Winnie.
Vor einer Viertelstunde war sie mit Colin ins Kutschenhaus gekommen und hatte erklärt, im Gästezimmer würde ein Fenster klemmen, das er öffnen müsse. Das kaufte Sugar Beth ihr nicht ab. Winnie hatte ihn nur hierher gebracht, um Ärger
zu machen. Offenbar hatten die beiden ein gemütliches Pizza-Dinner in Frenchman’s Bride genossen. Wenn das nicht alle Herzen erwärmte …
»Du hast dich schamlos an seinen Hals geworfen«, murmelte Winnie und starrte unverwandt die geschlossene Tür an.
»Wie eine Schlange umwand ich ihn. Und glaub mir, das hat er gemerkt.«
»Hm …«
Sugar Beth erwartete, Winnie würde ihre Handtasche ergreifen und Ryan nachlaufen. Stattdessen schwebte sie zur Treppe, die weißen Tulpen an sich gedrückt, ein träumerisches Lächeln auf den Lippen.
Nachdem sie verschwunden war, schüttelte Sugar Beth den Kopf. »Dass diese Frau so schwer zu erobern ist …«
»Gehen wir in die Küche«, schlug Colin vor. »Ich mache dir eine Tasse heiße Schokolade.«
»So viel Schokolade, wie ich sie heute Abend brauchen würde, gibt’s gar nicht.« Trotzdem
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