Frühstück im Bett
Seelenleben dieses Mannes werde ich nie ergründen.«
»Hoffentlich merkt Sugar Beth nicht, wo sie auf seiner Prioritätenliste steht – ganz tief unten.«
»Nun, ihr wisst ja, wie sarkastisch er sein kann«, versuchte Jewel ihn zu verteidigen. »Vielleicht hat Ryan irgendwas missverstanden.«
Winnie ignorierte Sugar Beths Wünsche und entschied sich für eine Zeremonie in der presbyterianischen Kirche, gefolgt von einem Empfang in einem Zelt auf dem Rasen von Frenchman’s Bride. Da die Zeit für formelle schriftliche Einladungen fehlte, riefen Jewel und die Gorgonien alle Leute an, die ihnen einfielen. Dreihundert Personen sagten zu. Als Sugar Beth davon erfuhr, rastete sie völlig aus.
Unbarmherzig befahl ihr Winnie, den Mund zu halten und ein Brautkleid auszusuchen. Ryan besorgte die Heiratslizenz, und Leeann schleppte Sugar Beth ins Labor für den Bluttest. Wie Colin diesen Punkt abhakte, wusste die Braut nicht. Dafür interessierte sie sich auch gar nicht, denn sie war viel zu sehr damit beschäftigt, ihren Groll zu kultivieren.
Am Freitagmorgen, einen Tag vor der Hochzeit, erschien das Team eines Partyservice in Frenchman’s Bride, um das Zelt für den Empfang zu errichten. Kurz danach fuhr der Laster eines Möbelverleihs mit Tischen und Stühlen vor. Sugar Beth stülpte Kopfhörer über ihre Ohren, um dem Lärm zu entrinnen. Den ganzen Tag streichelte sie Gordon, schmiedete Pläne für die Kinderbuchhandlung und ließ sich von einer alten Pearl-Jam-CD berieseln.
Für eine Junggesellinnen-Party fand sie keine Zeit – was kein Problem darstellte, denn Sugar Beth hätte eine solche Fete ohnehin nicht besucht. Am Abend vor der Hochzeit versuchte Winnie ihr klar zu machen, sie müsste im Gästezimmer des Galantine-Hauses übernachten. Aber Sugar Beth weigerte sich, Frenchman’s Bride zu verlassen.
Damit zwang sie Winnie zu einer besonderen Maßnahme. Um sechs Uhr abends erschien Gigi vor der Tür von Frenchman’s Bride, mit drei riesigen Pizzas, Gwen Lu, Gillian Granger, Sashi Patel und Jenny Berry. »Mom sagt, wir dürfen hier schlafen, Tante Sugar. Nun können meine Freundinnen endlich deine Kraftausdrücke hören. Außerdem braucht Jenny wirklich Hilfe bei ihrem Augen-Make-up.«
Wütend rannte Sugar Beth zum Telefon und rief Winnie an. »So weit ist es mit mir gekommen? Werde ich von 13-Jährigen bewacht?«
»Nun, du bist ein bisschen nervös. Deshalb dachte ich, du brauchst eine kleine Ablenkung.«
»Ein bisschen nervös! Was meine Nerven angeht, habe ich die Richterskala längst überschritten! Das alles hat er geplant! Die Krönung seiner großen Rache. Wenn ich vor den Altar trete, ist er nicht da. Er wird mich einfach sitzen lassen. Glaub mir, dieser Kerl wird morgen nicht auftauchen.«
»Wenn du wie bestellt und nicht abgeholt vor dem Traualtar stehen würdest, wär’s ein Overkill«, erklärte Winnie ungerührt. »Den hat er in ›Reflexionen‹ schon hinter sich gebracht.«
Wortlos legte Sugar Beth auf.
In einem behielt Winnie Recht – es war unmöglich, in einem Haus voller 13-Jähriger, die Sugar Beths Aufmerksamkeit verlangten, Trübsal zu blasen. Gigis neue Freundinnen waren albern und ungeschickt, aber auch süß und komisch. Eines Tages würden die Gorgonien vielleicht einen Jugendclub gründen.
In dieser Nacht schlief sie sehr schlecht. Lange vor den Mädchen stand sie auf. In alten Shorts und einem von Colins Arbeitshemden ging sie nach unten. Zerzaust baumelte ihr Haar auf die Schultern, und das Kissen hatte eine Falte in ihre Wange gekerbt. Ihr Hochzeitstag. Schon wieder.
Nachdem sie Gordon hinausgelassen hatte, warf sie die Pizzakartons weg, dann setzte sie sich an die Küchentheke und
grübelte missgelaunt. Ihre Beine mussten rasiert werden, die Fingernägel geschnitten. Wegen ihrer Frisur machte sie sich keine Gedanken. Eigentlich wollte sie nur eins – wieder ins Bett kriechen und die Decke über den Kopf ziehen. Genau das tat sie, nachdem sie Gordon ins Haus zurückgeholt hatte.
Wenig später weckte Winnie alle auf, schwirrte in Frenchman’s Bride umher, verbreitete falsche Fröhlichkeit und gab grauenhafte Plattitüden von sich. Sugar Beth nahm die Erdnussbutter aus dem Kühlschrank. Unmissverständlich rebellierte ihr Magen dagegen, und sie stellte das Glas wieder zurück.
Ryan lud die Mädchen ins Dennys’s zum Frühstück ein. Dann brachte er sie nach Hause, damit sie sich für die Hochzeit herausputzen konnten. Bevor Gigi aufbrach, umarmte sie ihre
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