Frühstück im Bett
Anblick des Trenchcoats verwirrt, fand sie keine Worte. Noch dazu in Mississippi …
»Ich hatte gehofft, die Absperrung Ihrer Zufahrt würde Ihnen keine allzu schlimmen Unannehmlichkeiten bereiten. Offenbar war das ein Irrtum.«
»Sorgen Sie sich nicht«, sagte sie, nachdem sie sich von ihrer
Überraschung erholt hatte. »Dank der zusätzlichen körperlichen Bewegung konnte ich meinen Fitness-Trainer entlassen.«
Anscheinend hatte sich Gordon auf der Veranda versteckt, denn er trottete zu ihnen. Byrne verblüffte Sugar wieder einmal. Erfreut hob er die Brauen und nahm alle Tüten in eine Hand, um den Basset mit der anderen hinter den Ohren zu kraulen. »Also bist du nicht weggelaufen.«
»Braver Hund …«, stöhnte sie gedehnt.
»Vor ein paar Tagen ist er hier aufgetaucht. Ein Streuner.«
»Womöglich hat er Tollwut. An Ihrer Stelle würde ich im städtischen Hundezwinger anrufen.«
»Unsinn, er hat keine Tollwut«, widersprach Byrne und wirkte noch ärgerlicher als normalerweise. »Und Sie wissen genau, was man im Hundezwinger mit ihm machen würde.«
»Vergasen.« Sie starrte auf Gordon hinab, der einen Trottel zehn Meilen gegen den Wind zu erkennen pflegte. Statt sie wie üblich anzuknurren, produzierte er sich vor seinem neuen Publikum, senkte den Kopf, ließ die Schlappohren hängen und winselte leise, das perfekte Porträt eines armen herrenlosen Hundes.
»Das war bemerkenswert herzlos«, mahnte Byrne. »Sogar aus Ihrem Mund.«
»Schon gut, irgendwie müssen sich die Hunde in dieser Welt durchschnorren.« Sichtlich zufrieden mit seiner Leistung, trabte Gordon die Zufahrt hinab, und Sugar Beth beobachtete einen neuen Elan in seinem Gang. »Haben Sie ihn gefüttert? Er sieht ziemlich fett aus.«
»Und wenn ich’s getan habe – geht Sie’s was an?«
Statt zu antworten, seufzte sie nur.
Vor dem Kutschenhaus angekommen, drückte sie auf die Klinke. »Warum ist die Tür nicht abgeschlossen?«, fragte Byrne missbilligend.
»Wozu? Das ist Parrish.«
»Auch hier treiben sich kriminelle Elemente herum. So wie überall. Von jetzt an müssen Sie die Tür versperren.«
»Als würden Sie sich davon abhalten lassen. Wenn Sie kräftig gegen die Tür treten …«
»Ich doch nicht, Sie dummes Ding!«
»So ungern ich Sie auch darauf hinweise – falls man meine Leiche findet, wären Sie die Person, die den größten Groll gegen mich gehegt hat.«
»Mit Ihnen kann man einfach nicht vernünftig reden.« Angewidert schaute er sich im Wohnzimmer um, obwohl sie sorgsam sauber gemacht hatte. »Hat Ihre Tante jemals irgendwas weggeworfen?«
»Nicht viel. Wenn Sie was sehen, das Ihnen gefällt – machen Sie mir ein Angebot.«
»Lieber nicht.« Im wehenden Trenchcoat eilte er in die Küche.
Sugar Beth schlüpfte aus ihrer Jacke, schleuderte ihre Handtasche auf einen Stuhl und folgte ihm.
»Für das Ash-Gemälde würden Sie sicher Ihre Brieftasche hervorziehen.«
»Wohl kaum. Ich fürchte, das würde sogar meine finanziellen Mittel übersteigen.«
Als sie die Einkaufstüten auf die Küchentheke stellte, schien seine hoch gewachsene, breitschultrige Gestalt den kleinen Raum total zu füllen. »Sie haben mit Tallulah geredet«, bemerkte sie und packte eine Schachtel Kekse aus. »Glauben Sie, das Bild existiert?«
»Zumindest glaube ich, es hat existiert.«
»Hoffentlich ist das eine extravagante Version von ›ja, in der Tat, Sugar Beth‹.«
Er lehnte sich an den alten Kühlschrank und kreuzte die Fußknöchel. »Nach meiner Ansicht hat sie’s vernichtet.«
»Unmöglich. Es war ihr Heiligtum.«
»Zu ihren Lebzeiten hat sie’s niemandem gezeigt. Warum sollte sie’s nach ihrem Tod mit irgendjemandem teilen – noch dazu mit ihrer Nichte, die sie für ein Flittchen hielt?«
»Weil sie einen ausgeprägten Familiensinn besaß. Deshalb.«
Byrne hob das Hundefutter auf, das ihr aus der Hand gefallen war. »Was ist das?«
»Ich bin arm. Und das ist billig – und nahrhaft.« Sie riss ihm die Packung aus der Hand. Als sie die Coladosen in den Kühlschrank stellte, versuchte sie Byrne nicht zu berühren.
»Unsinn, der Hund ist zur selben Zeit aufgetaucht wie Sie. Also gehört er Ihnen, nicht wahr?«
»Glauben Sie mir, darauf bin ich nicht stolz.«
»Sie haben mir vorgeschlagen, den Hundezwinger zu verständigen.«
Erfreut hörte sie den zornigen Klang in seiner Stimme. »Wir alle haben das Recht auf Wunschträume.«
»Wenn Sie den armen Kerl hassen – wieso behalten Sie ihn dann?«
Sie kniete
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