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Frühstück im Bett

Frühstück im Bett

Titel: Frühstück im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Künstler beherbergte. Damals war Griffin sechzehn gewesen und hatte überall herumerzählt, Lincoln Ash würde ihm beibringen, Zigarren zu rauchen und guten Whisky zu trinken.
    Beinahe hatte das Wasser den Wannenrand erreicht. Mit einem Fuß drehte Sugar Beth den Hahn zu und dachte an Frenchman’s Bride. Geräumige Schränke, Kommoden und Truhen. Zahllose Schubladen und Fächer. Besonders verheißungsvoll  – das Geheimfach in der Dachkammer … Das hatte der Großvater einbauen lassen, »falls die Narren in Washington uns wieder mal mit einer Prohibition ärgern«. Wusste Byrne Bescheid über dieses Fach? Tallulah hatte es garantiert gekannt.
    Seine Behauptung, die Tante hätte das Gemälde vernichtet, nahm Sugar Beth nicht ernst. Doch dann ging ihr ein ebenso erschreckender Gedanke durch den Kopf, und sie rutschte noch tiefer in die Wanne hinab. Byrne hatte das Haus gekauft. Mitsamt dem ganzen Inhalt? Gehörte ihm das Bild – vorausgesetzt, es würde sich in Frenchman’s Bride befinden? Von Eigentumsrechten verstand sie nichts, und einen Anwalt konnte sie sich nicht leisten. Wenn sie das Gemälde aufspürte, würde sie’s aus dem Haus schmuggeln müssen, ohne dass Byrne was merkte. Keine erfreuliche Aussicht. Trotzdem würde sie’s riskieren  – und noch viel mehr, denn wenn sie das Ash-Gemälde verkaufte, würde sie endlich genug Geld besitzen, um Delilahs Aufenthalt in Brookdale zu bezahlen. Was sie selbst betraf – sie
wollte nach Houston zurückkehren und als Kellnerin arbeiten, bis sie die Lizenz für eine Immobilienagentur bekam.
    Erst nach Mitternacht schlief sie ein, und wenig später wurde sie von einem Albtraum geweckt. Eine Zeit lang lag sie reglos da, in Schweiß gebadet. Schmerzhaft hämmerte ihr Herz gegen die Rippen. Normalerweise ärgerte sie sich über Gordons Schnarchen. Aber jetzt verschafften ihr die heiseren Laute, die vom Fußende des Betts herandrangen, die tröstliche Gewissheit, dass sie nicht ganz allein auf der Welt war.
    Wieder einmal hatte sie von Winnie geträumt. Nicht von der eleganten Frau im Antiquitätenladen, sondern von dem unsicheren Mädchen, das sich hinter langen Haaren versteckt und gestohlen hatte, was Sugar Beths sehnlichster Wunsch gewesen war.
    Daddy, du verdammter Trottel …
    Wie sie von der zweiten Familie ihres Vaters erfahren hatte, wusste sie nicht genau. Da und dort hatte sie Wortfetzen aufgeschnappt. Oder sie sah ihn in einem Stadtteil, wo er nicht sein dürfte. Schließlich verstand sie die subtileren Hintergründe seiner Beziehung zu den zwei Frauen. Diddie war seine sprunghafte, unkontrollierbare Scarlet O’Hara, Sabrina seine treu sorgende, liebevolle Melanie Wilkes. Doch die frühesten Erinnerungen betrafen den Vater, der immer wieder davongegangen war.
    »Schau doch, Daddy, ich schlage ein Rad!«
    »Nicht jetzt, Sugar Beth, ich bin beschäftigt.«
    »Kommst du zu meinem Tanzabend?«
    »Dafür habe ich keine Zeit. Ich muss arbeiten, damit ich die Schuhe bezahlen kann, die du durch den Dreck schleifst.«
    Wenn sie mit einem Buch zu ihm ging und ihn bitten wollte, ihr was vorzulesen, erhob er sich, bevor sie auf seinen Schoß klettern konnte. Oder er eilte davon, um zu telefonieren, während sie ihm ein Bild zeigte, das sie für ihn gemalt hatte. Vielleicht war es ihr später nur deshalb so leicht gefallen, mit Männern zu flirten – weil sie sich als kleines Mädchen ein
ganzes Arsenal voll raffinierter Tricks angeeignet hatte, um die Aufmerksamkeit des Vaters zu erregen. Ohne Erfolg.
    In der dritten Klasse hatte sie herausgefunden, dass sie nicht seine einzige Tochter war. Das verdankte sie seinem Missfallen über ihre schulischen Leistungen.
    »Ein C in Arithmetik? Du hast ein Spatzenhirn, Sugar Beth. Ein weiteres Erbe deiner Mutter.«
    Welche Höllenqualen sie in der Schule erlitt, verstand er nicht. Ständig still zu sitzen, wo sie doch kichern und tanzen, mit Leeann Seil springen und mit Heidi Barbie-Puppen anziehen wollte … Mit Amy Napfkuchen verzehren, mit Merilynn Bee-Gees-Songs singen … Eines Tages warf er ihr wieder ihre Dummheit vor und brachte sie zum Weinen. Da gewann sie die Überzeugung, er würde sie wegen ihrer schlechten Schulnoten nicht lieben.
    Sechs Wochen lang tat sie ihr Bestes, saß reglos im Klassenzimmer und machte gewissenhaft alle langweiligen Hausaufgaben. Statt zu schwatzen, hörte sie den Lehrern zu, malte nie mehr grinsende Gesichter in ihre Schulhefte. Und letzten Endes bekam sie nur noch A’s.
    Fast

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