Frühstück im Bett
tat er nicht.
Schließlich verkündete ihre Mom: »Du darfst zwei Wochen lang nicht telefonieren. Kein Fernsehen. Und du wirst das Haus nur verlassen, wenn Dad oder ich dich begleiten.«
»Oh, das ist so ungerecht! Du magst Chelsea doch gar nicht, weil du glaubst, sie hätte einen schlechten Einfluss auf mich. Aber Kelli Willman, die liebst du!«
Ihr Dad ignorierte Gigis Wutausbruch. »Außerdem musst du eine Menge lernen, weil du in dieser Woche den Unterricht versäumst.«
Als könnte sie das nicht in drei Sekunden nachholen …
»Und du musst dich bei Chelsea entschuldigen«, entschied ihre Mutter.
Erbost sprang Gigi auf. »Erst muss sie sich bei mir entschuldigen! Immerhin hat sie angefangen.«
»Darauf kommt es nicht an. Du hast ihr das Handgelenk gebrochen.«
»Das wollte ich nicht!«
Aber sie achteten nicht auf sie, machten ihr neue Vorwürfe und verstanden einfach nicht, dass sie sich wie Scheiße fühlte. Verdammt, sie wollte nicht mehr hören, was für ein böses Mädchen sie war. Offenbar vergaßen die Eltern, was ein Teenager erleiden musste. Aber niemand hatte die beiden gehasst, als sie zur Schule gegangen waren. So wie die Kids Gigi hassten. Klar, Mom und Dad waren perfekt gewesen. Nun, so bin ich eben nicht, dachte sie. Sie war …
Eher wie ihre Tante.
Wie eine große glänzende Kugel rollte das Wort in ihrem Gehirn umher. Tante. Allzu viele Verwandte gab es nicht – Grandma Sabrina und Nana Galantine, ihren Onkel Jeremy. Aber der war viel älter als Dad und nicht verheiratet. Also blieb nur eine einzige Person übrig. Und wenn Sugar Beth Carey auch nur eine halbe Tante war – vielleicht …
Die Gorgonien redeten über sie, und sie glaubten, Gigi würde nicht zuhören. In der High School hatten alle Sugar Beths Hintern geküsst. Einmal hatte Colin behauptet, sie sei die klügste Schülerin in ihrer Klasse gewesen. Das bezweifelten die Gorgonien, weil sie immer schlechte Noten bekommen hatte. Andererseits – Colin kannte alle Zeugnisse. Also musste er’s wissen. Aber wie die einzelnen Zeugnisse ausgefallen waren, verriet er niemals. Was Gigi jetzt durchmachte, könnte Sugar Beth sicher nachempfinden. Aber Dad hatte ihr verboten, mit der Tante zu reden. Wenn Gigi sie irgendwo sehen würde, dürfe sie nicht einmal hallo sagen. Denn er wusste, wie sie war. Bei einem Hallo würde es nicht bleiben. Und kein Mensch wollte die alten Geschichten ans Tageslicht zerren.
Aber es war keine alte Geschichte, sondern Gigis Leben. Und sie musste mit jemandem sprechen, der sie verstand. Selbst wenn ihr die Eltern niemals verzeihen würden.
»Jetzt gehörst du mir –
mit Körper und Seele.«
Der Page und die Herzogin,
von Georgette Heyer
8
W ie ein kalter Wasserguss schien Colins Stimme über Sugar Beth hinwegzuströmen. »Was machen Sie hier?«
»Ihr Bett.«
»Machen Sie’s woanders.«
»Haben Sie wieder mal vergessen, Ihre fröhliche Miene aufzusetzen?« Sie verlagerte ihr Gewicht auf eine Zehenspitze und winkelte das andere Knie an, streckte sich und glättete das Laken am gegenüberliegenden Bettrand. Nun konnte er die Konturen ihres Hinterteils bewundern. Solche Reize waren ihre einzigen Waffen, und die benutzte sie sehr oft, seit sie für ihn arbeitete – mittlerweile schon neun Tage. Wenn die sexuellen Possen ihr eigenes Verlangen nach Colin schürten – was machte es schon aus? Das merkte er nicht. Oder doch? So war’s nun mal bei erotischen Spielchen. Nie wusste man, wen sie wohin führen würden.
Zu wem. Einfach grauenhaft, jeden Tag in der Nähe des alten Englischlehrers zu verbringen, noch dazu, wenn der alte Englischlehrer gar nicht alt war und genau den Körper besaß, der ihr gefiel – groß und schlank, breitschultrig, mit schmalen Hüften … Und sein Verstand. Jahrelang hatte sie gebraucht, um diesen Aspekt eines Mannes besonders anziehend zu finden. Aber inzwischen war sie dran gewöhnt, und es ließ sich nicht mehr ändern.
Während sie die letzten Kissen arrangierte, nahm sie sich
viel Zeit. Am nächsten Abend sollte die Dinnerparty stattfinden, und bald würde der Laster von der Leihfirma eintreffen. Obwohl das Speisezimmer in Frenchman’s Bride ziemlich groß war, reichte der Platz nicht für die dreißig Leute, die Colin eingeladen hatte. Deshalb würde Sugar Beth im ganzen Erdgeschoss kleine gemietete Tische aufstellen lassen. Aus New York würden sein Agent und sein Verleger einfliegen. Außerdem wurden Leute von der Ole Miss in Oxford erwartet, wo er
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