Frühstück im Bett
sein Sportjackett ins Schlafzimmer. Vermutlich hatte er’s im Erdgeschoss auf einen Sessel geworfen. Da würde es unverändert liegen, wenn sie am nächsten Morgen zur Kirche gingen. Dass sie hinter ihm aufräumte, erwartete er nicht. Er übersah einfach nur, wie viele Sachen er herumliegen ließ.
»Schau dir das an.« Irritiert hielt er ein zerknittertes Poster hoch, das einen nackten Mann mit Brustwarzenringen zeigte. Zwischen den muskulösen Beinen umschloss eine Frauenhand die Geschlechtsteile.
»Sie weiß, wie sehr wir diese Poster hassen. Nur deshalb hängt sie den Schund auf.«
»Wenn sie schon jetzt so rebellisch ist – was wird erst passieren, nachdem sie ihren sechzehnten Geburtstag gefeiert hat?«
Winnie verschwieg ihre schlimmste Befürchtung, irgendwie würden sich die Gene Bahn brechen und Gigi könnte so werden wie Sugar Beth – selbstsüchtig, boshaft, bereits in jungen Jahren sexuell aktiv. Erbost warf Ryan das Poster in den Papierkorb und ging zum Schrank. Das verführerische schwarze Hemdchen bemerkte er nicht. Warum sollte er auch? Sie besaß eine reichhaltige sexy Garderobe fürs Ehebett. In diesen Sachen sah er sie fast jeden Abend. Manchmal wollte sie nichts lieber als alle wegwerfen und im Wal-Mart bequeme, praktische Baumwollpyjamas kaufen.
Während er seine abendliche Toilette erledigte, kroch sie
unter die Decke und nahm ein Buch vom Nachttisch. Aber sie gab nicht einmal vor, darin zu lesen. Stattdessen erschien eine beklemmende Vision vor ihrem geistigen Auge – Ryan, zu Sugar Beths Füßen. Welch eine schreckliche Fehleinschätzung war ihr unterlaufen … Sie hatte ihren Mann gezwungen, Partei zu ergreifen. Und er hatte die falsche Seite gewählt.
Vor lauter Eifersucht fühlte sie sich sterbenskrank. Den ganzen Abend hatte er Sugar Beth beobachtet – natürlich sehr diskret. Aber man konnte nicht so lange mit einem Mann zusammenleben, ohne zu wissen, was er dachte. An diesem Abend musste sie ihn verführen und betören, bis er Sugar Beth vergaß. Gib’s mir, Baby … Wie ein drittklassiger Pornostar. Allein schon der Gedanke an aufreizend bewegte Hüften und lustvolles Stöhnen ermüdete sie allerdings und weckte kalten Groll.
Ryan kam aus dem Bad zurück, sank nackt ins Bett und wandte sich zu ihr. Nun müsste sie ihn nur berühren, und sie würde ihn erregen. Er strich ihr das Haar aus der Stirn, schob seinen Finger unter einen Träger ihres Hemdchens und liebkoste eine Brustwarze. Gib’s mir, Baby … Alles verdankte sie ihm. Nun jedoch legte sie ihr Buch auf den Nachttisch, was sie als Vorwand benutzte, um von Ryan wegzurücken. Und dann sagte sie etwas Ungeheuerliches. »Ich fühle mich nicht gut. Heute Abend werde ich im Gästezimmer schlafen.«
»Bist du krank?«, fragte er, die goldbraunen Augen voller Sorge.
»Nur eine leichte Magenverstimmung.« Sie schlug die Decke zurück und schwang ihre Beine über den Bettrand. »Falls ich mal aufstehen muss, will ich dich nicht stören.«
»Das würde mir nichts ausmachen«, beteuerte er und streichelte ihren Rücken.
»Wenn ich ins Gästezimmer gehe, werden wir beide besser schlafen.«
Ohne ihm einen Gutenachtkuss zu geben, stieg sie aus dem Bett und erschrak über sich selbst. Ausgerechnet in dieser Nacht, wo sie ihn verzaubern müsste, konnte sie ihn nicht einmal
küssen. Sie hatte ihn satt – sein gutes Aussehen, seine makellosen Manieren, seine endlose Fürsorge. Und sie war’s vor allem leid, ein Verlangen zu heucheln, das sie nicht empfand. Liebe – ja. Von ganzem Herzen liebte sie ihn, und dieses Gefühl würde niemals erlöschen. Aber in diesem Moment fand sie seinen Anblick unerträglich.
Sie nahm ihr Negligee vom Fußende des Betts. »Morgen wird Gigi eine Riesenszene wegen der Sonntagsschule machen. Darum musst du dich kümmern.«
Auf einen Ellbogen gestützt, schaute er sie an. »Okay.«
Sie ermahnte sich, nichts mehr zu sagen, ins Gästezimmer zu fliehen, bevor sie noch größeren Schaden anrichtete. »Nächste Woche werde ich Pyjamas kaufen.«
»So was trage ich nicht.«
»Für mich.«
Ryan schenkte ihr sein patentiertes Sexy-Lächeln. »Was du gerade anhast, gefällt mir sehr gut.«
»Mir nicht.«
Da erstarb sein Lächeln. »Du bist müde.«
Sehr müde. Und sie fühlte sich elend. Warum, wusste er. Doch er würde es nicht aussprechen. Beharrlich ignorierte er das Gespenst, das sein und ihr Leben seit vierzehn Jahren überschattete. Ebenso wie sie, denn diese Ehe war so verletzlich wie
Weitere Kostenlose Bücher