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Frühstück im Bett

Frühstück im Bett

Titel: Frühstück im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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hinauf und ließ ihre Kleider fallen. Irgendwie schaffte sie es, ihre Zähne zu putzen. Aber ihre widersprüchlichen Gefühle zu analysieren – das war zu viel verlangt. Ermattet sank sie ins Bett.
    Kurz bevor sie einschlief, hörte sie die Stimmen.
    »Sugar … Sugar … Sugar …«
    Zunächst glaubte sie zu träumen. Aber als sie sich auf den Rücken drehte, verstärkte sich das Geschrei.
    »Sugar … Sugar … Sugar-Schätzchen …«
    Vor der Haustür standen Cubby Bowmar und seine betrunkenen Freunde – und sie riefen nach ihr, so wie in längst vergangenen High-School-Zeiten.
    Eines Tages wird man dich die Frau des Jahrhunderts nennen,
hatte Diddie prophezeit. Seufzend zog Sugar Beth das Kissen über ihren Kopf und schlummerte ein.

    Als Ryan duschte, erwachte Winnie. Wenig später hörte sie, wie er Gigi weckte, und den erwarteten Protest.
    »Warum muss ich in die Sonntagsschule gehen, Dad? Ich wurde suspendiert. Erinnerst du dich?«
    »Nicht von der Kirche.«
    »Wo ist Mom?«
    »Ihr geht’s nicht so gut.«
    »Mir auch nicht.«
    »Zieh dich an.«
    Winnie versank in einem trägen Halbschlaf. Aus der Küche wehte schwacher Kaffeeduft herauf – Geschirr klapperte – eine Tür fiel ins Schloss – ein Auto fuhr davon. Da draußen existierte die Welt ohne sie. Schließlich zwang sie sich, aus den Federn zu kriechen. Sie stieg über das schwarze Spitzenhemdchen hinweg, das sie letzte Nacht mit einem alten T-Shirt von Ryan und einer rosa Jogginghose vertauscht hatte. Die war bereits vor Wochen – eigentlich – im Korb für die Kleidersammlung der Kirche gelandet. Winnie wankte ins Bad. Zu geschwächt, um zu duschen, putzte sie nur ihre Zähne. Dann starrte sie in den Spiegel – geschwollene Lider, bleiche Wangen, das Haar an den Kopf geklebt. Wie die Kehrseite der rosa Jogginghose löste sich ihr Leben auf, ein Faden nach dem anderen.
    »Fühlst du dich besser?«
    Als Ryans Spiegelbild über ihrer Schulter erschien, zuckte sie zusammen. Er trug eine Khakihose und das Old-Navy-Rugby-Shirt, das Gigi ihm zu Weihnachten geschenkt hatte. »Oh – ich dachte, du wärst schon weg.«
    »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht und Merylinn gebeten, Gigi in die Sonntagsschule mitzunehmen. Wie geht’s dir?«
    »Ganz gut.« Sie sehnte sich nach der Einsamkeit des Gästezimmers zurück. Dort konnte sie weder ihrem Mann noch sich selbst wehtun. Am liebsten wäre sie wieder unter die Bettdecke gekrochen.
    »Heute Nachmittag geben wir ein Konzert. Und danach der Empfang … Wirst du’s schaffen?«
    Winnie drehte sich zu ihm um. »Ja, sicher.«
    Die Arme vor der Brust verschränkt, lehnte er sich an den Türrahmen des Bads. Warum er nicht in die Kirche gegangen war, wusste sie – weil er wieder gutmachen wollte, was er ihr auf der Party angetan hatte. Für Sugar Beth war’s ein Kinderspiel gewesen – ihre Schönheit, ihr Charme, ihre Fähigkeit, die anständigsten Männer zu hypnotisieren, sogar Colin … Und Ryan? Ein Blick auf Sugar Beth hatte ihm genügt, um in die Vergangenheit zurückzukehren. Was wäre gewesen, wenn … ?
    Beinahe erstickte Winnie an ihrem Zorn. Ihr Herz und ihre Seele hatte sie geopfert, im vergeblichen Versuch, mit dem Geist eines verwöhnten 18-jährigen Mädchens zu wetteifern. Dafür hasste sie sich selbst. Diesen Zustand ertrug sie nicht länger.
    Ryan schaute auf seine Uhr. »Wahrscheinlich kommt Gigi erst gegen Mittag zurück. Sollen wir …«
    »Denkst du immer nur an Sex?« Die Worte brachen aus ihr hervor, als wären sie aus einem prähistorischen Geiser geschleudert worden.
    Hätte sie ihn geschlagen, wäre er nicht so schockiert gewesen. Der Geiser sprudelte noch ein paar Sekunden, dann sank er in sich zusammen, von heftigen Reuegefühlen besiegt. »O Ryan, tut mir Leid. So habe ich’s nicht gemeint …«
    Mit einer simplen Entschuldigung würde sie ihre beleidigende Anklage nicht aus der Welt schaffen. In seinen sonst so freundlichen braunen Augen erschien ein eisiger Glanz. »Eigentlich wollte ich dir vorschlagen, was anzuziehen. Dann könnten wir zur Bäckerei fahren und die Kirsch-Beignets kaufen, die du so gern isst.«

    Also hatte sie ihn zu Unrecht attackiert. Diese Erkenntnis lastete bleischwer auf ihrer Seele. Trotzdem kehrte ihr Groll zurück.
    Fast ihr ganzes Leben hatte sie geglaubt, sie würde nichts Besseres verdienen als emotionale Überreste, die ihr irgendjemand hinwarf. Damit würde sie sich nicht mehr begnügen. Aber sie holte tief Luft und

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