Frühstück um sechs
Nacht gewesen, am nächsten
Morgen war das Fieber gefallen. Nach acht Tagen stand er auf, und nach zwei
Wochen lief er wieder umher, sehr mager und klapprig und ziemlich mürrisch. Er
erzählte jedem, die Ehe verweichliche einen Mann, und er ließ durchblicken,
seine Krankheit sei im Grunde eine Folge meiner Hysterie.
Ich war beunruhigt, weil
Felicity gegen Ende September heiraten sollte und ich ihr versprochen hatte,
dann mindestens eine Woche nach Hause zu kommen. Es gab jetzt draußen so viel
zu tun, daß ich Paul nicht verlassen wollte, zumal er noch nicht wieder ganz
gesund war. Er verlangte aber direkt, daß ich fuhr.
Larry versuchte ihn zu
überreden, so lange bei ihnen zu wohnen. Jedoch mit der merkwürdigen
Selbstlosigkeit, mit der ein Mann behauptet, niemand zur Last fallen zu wollen
— wodurch er gerade um so lästiger werden kann - wollte er absolut in der
eigenen Wohnung bleiben. Endlich, nachdem Larry mit ihm getobt und ich
sanftmütig und traurig erwähnt hatte, mein ganzer Urlaub würde mir durch den
Kummer verdorben, erklärte er sich bereit, mittags immer bei ihnen zu essen.
Tim versprach, ihm möglichst jeden Abend Gesellschaft zu leisten, und Tantchen
versicherte mir, sie werde sich alle Mühe geben, das Ganze durchs Telefon in
Schwung zu halten. Und dabei beließen wir es.
Ich hatte meine liebe Not,
Mutter zu überzeugen, daß ein Farmer im September sein Vieh nicht verlassen
kann. Sie schrieb mir ganz beleidigt:
Es
ist ein großer Jammer, daß Paul immer mehr in dieses eintönige Leben verfällt,
und wenn du ihn unterstützt, wirst du das noch bedauern. Die Schafe! Nach
meiner wohlüberlegten Ansicht sind sie bestens befähigt, selbst für sich zu
sorgen. Eklige, halbwilde Biester, und du weißt, daß ich aus Erfahrung spreche!
Vor dreißig Jahren war Mutter
mal auf einer Zuchtfarm zu Besuch gewesen, wo ein starker Bock sie im Hof glatt
umgerannt hatte. Seitdem betrachtete sie Schafe in tiefem Mißtrauen nur als
wilde Tiere, die absichtlich jedem, dem sie begegneten, körperlichen Schaden
zufügen.
Ich schrieb ihr mehrere Briefe
und setzte ihr schließlich auseinander, daß 1. die Geburt der Lämmer sich nicht
immer mit der Präzision eines Uhrwerks vollziehe, 2. unsere Nachbarn alle
selbst zuviel zu tun hätten, um zweimal täglich unsere Koppeln zu
kontrollieren, besonders, nachdem sie das während Pauls Krankheit bereits getan
hatten, und 3. jedes Lamm, vor allem jedes weibliche, in unserem Budget eine
Rolle spiele.
Der letzte Punkt machte
Eindruck auf sie. Unter Aufgabe ihres Widerspruchs schrieb sie:
Würdest
du nicht gern deine Freundin Larry mitbringen? Die Reise wird dir allein gewiß
sehr langweilig werden, und sie ist doch eine so hübsche junge Frau. Offen
gesagt, ich möchte auch unseren Freunden hier beweisen, daß du nicht gerade
zwischen Wilden im Busch lebst. Natürlich kommt auch Cholly Gerard mit Anne und
Julian, sie unterbrechen ihre Reise für einen Tag, also werden sie leider nicht
mit dir zusammen herkommen können.
Unterbrechen? Welche Reise? Das
war mir neu. Ich hatte keine Ahnung, daß die Gerards nach dem Süden fuhren,
denn Anne hatte ich seit dem Schauspielabend nur einmal gesehen, wobei sie
nichts davon erwähnt hatte. Das sah mir aus, als hätten wir den Panjandrum doch
nicht ganz so gut >in Regie gehabt<, wie wir neulich hofften. Ich rief
Larry wegen der Hochzeit an. Sie lehnte höflich, aber bestimmt die Einladung
ab.
»Es ist nett gemeint von deiner
Mutter, Susan, und es tut mir Wohl, zu wissen, daß ich wenigstens präsentabel
bin. Aber ich kann Sam die Plackerei mit den Schafen nicht allein überlassen,
gar nicht zu reden von Paul. Natürlich hätte es mir Spaß gemacht, mit dir zu
reisen, doch du wirst ohne mich viel mehr Respekt genießen. Wir hätten sonst
bestimmt an den falschen Stellen gelacht, und eine vornehme Hochzeit paßt
sowieso nicht recht zu mir. Außerdem — die Kleiderfrage! Nein, ich werde den
heimischen Herd betreuen und Paul jeden Tag ein gutes Mittagessen servieren.«
»Wußtest du, daß Anne mit ihrem
Vater und Julian auf Reisen geht?«
Fast eine Minute blieb es
still, ein Rekord für Larry, die dann langsam sagte: »Nein, das wußte ich
nicht. Das alte Ekel! Ich möchte wetten, er will Anne bloß von uns fernhalten,
und wir sehen sie ein Vierteljahr nicht!«
Aber ich sah sie — am selben
Nachmittag, wenn auch nur kurze Zeit. Sie kam in ihrem kleinen Wagen und
erschien ohne Anmeldung in der Küche, wo ich mit
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