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Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Titel: Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Vater allein. Keine Kinder. Der arme Mr. Ballantyne kennt sich nicht mehr aus. Er sagt, sie gehen mehr oder weniger getrennte Wege. Felicity und dieser grüne Bursche, mit dem sie verheiratet ist. Er sagt, das ist ganz allein die Schuld dieses Grünen, und er billigt seine Ideen absolut nicht und unterstützt sie nur, weil er den natürlichen Wunsch hat, seiner Tochter zu helfen. Ich habe ihm gesagt, er sollte es sein lassen.«
»Ich hätte gedacht, als lebenslange Vegetarierin müßten dir grüne Ideen gefallen«, murmelte Meredith.
»Was hast du gesagt?« Tante Lou hatte nicht verstanden. »Mr. Ballantyne ist sehr unglücklich. Er hat daran gedacht, sein Testament zu ändern und seine Zuwendungen einzustellen – aber sie ist seine einzige Tochter. Man versteht das ja. Der Wein ist in der Anrichte, Meredith. Schenk ein.«
Sie tranken den Sherry, und Meredith überreichte die handbestickten Taschentücher, die großen Beifall fanden. Als ihre Gläser leer waren, gingen sie in die Küche, wo der Bohnenschmortopf sich durch einen köstlichen Duft bemerkbar machte.
»Ich nehme ihn aus dem Ofen«, sagte Meredith, als sie sah, daß Tante Lou mit ihrem Gehstock, Topfhandschuhen und der Tür des Ofens kämpfte. Insgeheim fragte sie sich, wie lange die alte Dame – selbst in dieser Wohnung – noch allein leben konnte. Aber Tante Lou das Zuhause zu nehmen, das seit so langer Zeit das ihre gewesen war, hieße wohl, sie zu töten.
Sie aßen in der Küche. Der Bohnenschmortopf schmeckte nicht schlecht, und als Nachtisch gab es etwas Pikantes, weil Tante Lou süße Puddings nicht mochte.
Sie schwatzten den ganzen Nachmittag miteinander. Meredith beschrieb Rose Cottage, Tante Lou meinte, es höre sich sehr hübsch an, aber sie müsse aufpassen, daß das Bett gelüftet wurde, weil so alte Häuser oft feucht seien. Sie hoffe, Meredith passe auf sich auf. Sie vermutete, daß Meredith noch immer Fleisch aß, dagegen könne man wohl nichts tun. »Aber in der Zeitung steht, daß so viele Kühe wahnsinnig werden. Roger mußte, wie ich mich erinnere, gegen die Tsetsefliege kämpfen, und ich nehme an, das ist etwas Ähnliches. Es machte unendliche Schwierigkeiten, weil alle Brautpreise in Form von Vieh bezahlt wurden. Fleischessen verursacht so viele Probleme.«
Sie trennten sich mit Worten gegenseitiger Zuneigung.
»Es war so nett von dir, mich zu besuchen, Liebes. Fahr vorsichtig«, sagte Tante Lou zum Abschied.
Meredith bückte sich und küßte die welke Wange und roch den süßen Duft des Rosenpotpourris. Traurigkeit überkam sie. Das war vielleicht ihr letzter Besuch. Und selbst wenn sie Tante Lou wiedersah, würden die Umstände sich vermutlich sehr verändert haben. In der Halle hinter der alten Dame stand der Dinnergong aus Messing, und sogar er sah viel kleiner aus als in ihrer Erinnerung. Er war noch immer auf Hochglanz poliert.
Meredith fuhr nach Hause, nach Pook’s Common. Der Besuch, der ihre Moral stärken sollte, hatte eine ganz andere Wirkung gehabt. Er hatte ihr nur noch bewußter gemacht, wie die Zeit raste, einem wie Sandkörner durch die Finger rieselte.
    Montag vor Weihnachten, und das Gefühl von Hektik war sogar bis Pook’s Common durchgedrungen. Meredith vermutete, daß Harriet an den Feiertagen gesellschaftlich voll in Anspruch genommen sein würde, doch sie wollte ihr mit einer kleinen Geste für ihre Gastfreundschaft danken, also ging sie hinüber und fragte, ob Harriet Lust habe, zum Lunch zu kommen.
    »Eine so großartige Köchin wie Sie bin ich nicht.
    Bei mir ist es immer Glückssache.«
»Das ist schon in Ordnung.« Harriet lächelte.
»Ich komme gern.«
Aus der Küche hinter ihnen kam Mrs. Brissetts
Stimme, die begeistert putzte und noch begeisterter
The Holly and the Ivy sang.
»Mrs. B. in Festtagslaune«, sagte Harriet. Meredith war klar, daß sie keine begnadete Köchin war, doch beflügelt von dem Gedanken, daß sogar Tante Lou mit dreiundachtzig einen Bohnenschmortopf zaubern konnte, bereitete sie Lauchstangen im Räucherschinkenmantel mit einer –
zugegebenermaßen etwas klumpigen – Käsesauce zu.
Es war eines der Standardgerichte, die sie ihren Gästen immer vorsetzte.
Harriet brachte eine Flasche Wein mit. Außerhalb
ihrer vier Wände schien sie sich anfangs überraschend unbehaglich zu fühlen, war beinahe scheu.
Höflich lobte sie die Lauchstangen und den klumpigen Käse und sagte, etwas Ähnliches könne man
auch mit Winterendivien machen, und es sah so aus,
als würde der Lunch eine

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