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Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Titel: Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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recht steife Angelegenheit.
Doch dann entdeckte Meredith, daß man Harriet dazu bringen konnte, sich zu entspannen und zu reden, wenn man über Tiere sprach. Harriet warf ihre
wunderschöne rote Mähne zurück, trank ausgiebig
von ihrem Wein und begann von Ponys zu erzählen, mit denen sie aufgewachsen war und auf denen sie reiten gelernt hatte, und von Blazer, ihrem derzeitigen Pferd. Sie sprach nicht viel über Menschen, erwähnte einmal ihre Cousine Fran im Zusammenhang mit einer Pferdegeschichte, sagte aber sonst
nichts über ihre Freunde oder ihre Familie.
Unter ihrem selbstbewußten Äußeren ist sie verletzlich, dachte Meredith. Vielleicht ist sie deshalb
manchmal so aggressiv. Was mag da wohl schiefgegangen sein? Eine Liebesgeschichte, die unglücklich
endete? Ein persönlicher Verlust? Ein Familienstreit?
Es wäre interessant gewesen, das zu erfahren, aber
Harriet würde es nie erzählen, soviel war klar. Sie kamen auf das Thema Weihnachten und die
vor ihnen liegenden Feiertage zu sprechen.
»Ich bin nicht religiös«, sagte Harriet. »Für die
phantastischen Dekorationen und das übliche Spektakel hab ich nichts übrig. In dieser Beziehung bin
ich eine herbe Enttäuschung für Mrs. Brissett. Sie besteht darauf, ein bißchen Flitter und so weiter aufzuhängen, und wie ich sehe, hat Sie Ihnen das gleiche angetan. Ich mag nur das Essen und den Alkohol
und die Jagd am zweiten Weihnachtsfeiertag. Sie
müssen mitkommen und unseren Ausritt sehen.« »Vielleicht tu ich das.«
Harriet warf einen Blick auf ihre Uhr. »Verflucht
und zugenäht, ich habe Tom versprochen, um zwei
im Stall zu sein. Er wird wieder endlos schmollen.
Danke für den Lunch.«
Wie in der Ballade war Dienstag der Abend vor dem Weihnachtsfest. Der Weihnachtsabend, an dem die Viktorianer beisammensaßen und sich Gespenstergeschichten erzählten. Als Meredith ein Kind gewesen war, hatte ihr Vater am Heiligen Abend der Familie jedes Jahr Ein Weihnachtslied von Dickens vorgelesen. Damals hatte sie an der Stelle, an der Marleys Geist aufgetaucht war, immer schreckliche Angst be
kommen.
Sie vermutete, daß sie ein bißchen die Flügel hängen ließ, weil sie sich davor fürchtete, am Weihnachtsfeiertag mit den Danbys zu feiern. Sie schielte
zu dem Weihnachtskaktus hinüber, den sie für Alan
gekauft hatte, und fand, daß er auch so aussah, als
tue er sich selbst leid. Im Laden schien er ganz in
Ordnung gewesen zu sein. Aber geblüht hatte er
nicht und hatte offensichtlich auch nicht die Absicht,
es noch zu tun. Sie fühlte sich auch ein ganz klein
wenig angeschlagen und hoffte, daß sie sich keine
Erkältung eingefangen hatte. Am Ende machte sie
sich einen Drink aus heißer Milch mit einem Schuß
Brandy und nahm ihn und die von Mrs. Brissett
empfohlene Wärmflasche mit ins Bett.
Entweder war es der Brandy oder auch die Wärme, jedenfalls schlief sie sofort ein. Wie es manchmal
passiert, erwachte sie ebenso plötzlich. Es war dunkel, kühl, ihre Wärmflasche jetzt klamm, ein unwillkommener Eindringling, und es war still. Meredith
warf die kalte Wärmflasche aus dem Bett, lag da und
lauschte. Allmählich wurde ihr bewußt, daß es durchaus nicht still war. Sie hörte ein Dutzend verschiedener Töne – Quietschen, Knarren, Ächzen, Klappern, das dumpfe Geräusch sich schließender Türen. Mäuse? Hoffentlich nicht. Altes Holz, das sich dehnte oder zusammenzog, wenn die Temperatur sich änderte? Viel wahrscheinlicher. Oder die Kobolde, die an diesem Weihnachtsabend erschienen, um
Unfug zu treiben?
Pferdeähnliche Kobolde, dachte Meredith. Ihre
Symbolik mußte bis in graue Vorzeit zurückreichen.
Pferde waren einst heilige Tiere. All die vielen in
Kreidefelsen eingeritzten weißen Pferde. Auch
Fruchtbarkeitssymbole. Brachten die Kobolde Glück
oder Unglück? Während sie noch versuchte, sich
darüber klarzuwerden, hörte sie leises Hufgeklapper
– oder glaubte sie bloß, es zu hören?
Meredith setzte sich im Bett auf und horchte. Sie
war eben zu dem Schluß gekommen, daß es Einbildung gewesen war, als es wieder anfing. Klapp-klapp.
Draußen. In der Nacht, in der Dunkelheit. Sie rollte
sich hinüber, um an den Leuchtziffern des Radioweckers zu sehen, wie spät es war. Kurz vor zwei
Uhr morgens. Klapp-klapp. Und jetzt weit weg ein
Wiehern.
Plötzlich lief ihr ein Frösteln über den ganzen
Körper, vom Kopf bis zu den Zehen. Widerstrebend,
aber vom Fenster unwiderstehlich angezogen, glitt
sie aus dem Bett.
Draußen schien hell der Mond, warf ein

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