Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen
Mitgefühl hinzu.
»In gewisser Weise.« Er fuhr ein paar Minuten schweigend weiter; die Scheinwerfer bahnten einen Weg durch die Dunkelheit. »Der Teufel soll’s holen!« sagte er ein wenig später.
»Warum?«
»Ich hatte mich auf diese Weihnachten gefreut, weil ich wußte, Sie werden hier sein. Hat Ihnen der Tag gefallen?« fragte er hoffnungsvoll.
Merediths Groll wich einem warmen Freundschaftsgefühl. Es war so nett, daß er sich auf ihre Gesellschaft gefreut hatte. Auch weil er sie so schätzte, daß er sie mit seiner Familie bekannt machen wollte. Ihre frühere Unentschlossenheit kam ihr jetzt selbstsüchtig vor. Sie war völlig davon besessen gewesen, den heutigen Tag nur von ihrem Standpunkt aus zu sehen. Er war mit ihr in die Kirche gegangen, hatte sie zum Essen eingeladen, und sie hatte ihn nicht besonders nett behandelt. Hoffentlich hatte sie ihn nicht enttäuscht. »Ja, es hat mir gefallen, sehr gut sogar«, sagte sie voller Begeisterung. »Vielen Dank. Laura hat mir einen Karton mit sehr hübschen Seifen geschenkt. Das war sehr nett von ihr.«
»Ja, sie ist ein feiner Kerl. Ich freu mich, daß es Ihnen gefallen hat.« Er wurde zusehends munterer.
An der Kreuzung bogen sie von der Landstraße ab und fuhren das schmale Sträßchen entlang, das zu den Cottages führte. Vor Harriets Haus parkte wieder der große Wagen. Meredith konnte ihn wegen der schlechten Straßenbeleuchtung nicht richtig sehen und fragte sich, ob es Tom Fearons Mercedes war. Den Wagen, der an ihrem ersten Abend vom Haus weggefahren war, hatte sie für einen Granada gehalten. Neben ihr war Alan mit grimmigem Gesicht wieder ins Grübeln versunken.
»Ist es noch immer der Anruf?« fragte sie freundlich.
»Ja, in gewisser Weise«, gestand er. »Tom ist zwar unberechenbar, aber ein anständiger Kerl, und er neigt dazu, sich den Teufel um jemand anders zu scheren. Mich am Weihnachtstag anzurufen, ich bitte Sie! Aber so ist er nun einmal. Ich kenne ihn schon fast mein Leben lang, seit wir Jungs waren. Seine Familie war bei den Einheimischen ein bißchen berüchtigt. Ich meine nichts Schlimmes damit, sie war nur anders. Die Kinder haben Tom Zigeuner genannt, aber nur, wenn er nicht in der Nähe war. Er hat ganz bestimmt Zigeunerblut, aber das liegt weit zurück. Manchmal dringt es jedoch an die Oberfläche.« Markby lächelte. »Als Junge hatte Tom immer zwei Hunde, die sich an seine Fersen hefteten. Er war schon immer hinter Mädchen her, und kaum war er ein bißchen älter, waren anstatt der Hunde immer ein paar vernarrte Frauenzimmer um ihn rum. Ich denke, er hat die Hunde besser behandelt als die Frauen …« Markby unterbrach sich verlegen. »Das hätte ich nicht sagen sollen. Aber ich denke, Tiere haben Tom immer mehr bedeutet als Menschen. Gestern nacht hat jemand alle Pferde aus seinem Stall rausgelassen, und Sie können sich vorstellen, in was für einem Zustand er war, als er anrief.«
»Was?« rief sie, auf ihrem Sitz zusammenzukkend.
Er sah sie erstaunt an. »Ja, ein dummer Streich.«
»Sie haben keine Ahnung!« Meredith schnappte nach Luft. »Ich spinne doch nicht. Es ist nur, daß gestern nacht …« Sie berichtete ihm von der Erscheinung des sich im Mondlicht aufbäumenden Pferdes. »Es war also ein echtes! Nun ja, fünfundsiebzig Prozent von mir wußten, daß es echt war, aber der Rest … So albern es klingt, fast habe ich an einen Kobold in Pferdegestalt geglaubt.«
»Ist doch verständlich, daß Sie nervös wurden. Weihnachtsabend und so weiter. Gespenstisch. Tom hat den ganzen Vormittag gebraucht, um die Pferde wieder einzufangen. Zum Glück war keins verletzt, und keins hatte einen Unfall verursacht.«
»Unfälle«, sagte Meredith reuig. »Ich hätte die Polizei anrufen und melden sollen, daß ein Pferd ausgebrochen ist und mitten in der Nacht über eine Hauptverkehrsstraße galoppiert.«
»Ich bezweifle, daß jemand es vor Tagesanbruch gefunden hätte. Wir wissen nichts über den Schaden, den die Pferde angerichtet haben. Soviel ich weiß, sind zwei in einen Garten geraten. Tom hat viel Temperament, und seine Zündschnur ist ohnehin kurz. Ich wette, er ist ziemlich aufgebraucht. Soviel ich weiß, hatte er auch Ärger mit einer Freundin. Wegen der Pferde kam er zu spät zum Weihnachtsessen. Wollte eben los und um gut Wetter bitten. Ich hoffe nur, es endete nicht damit, daß er den Truthahn aus dem Fenster warf.«
Er erwähnte es nicht, doch tatsächlich machte der anonyme Brief ihm die größeren Sorgen. Um zu verhindern,
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