Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen
Putzfrau. Sie hat bei Harriet saubergemacht und arbeitet auch für mich.«
Fran musterte sie wieder und schien einen Entschluß zu fassen.
»Kommen Sie in die Küche. Ich mach uns eine Tasse Tee. Dann will ich Harriets Kleider zusammensuchen und zu Oxfam bringen – das ist ein karitativer Verein. Sie könnten mir ja dabei helfen. Er wird doch nichts dagegen haben, Ihr Kumpel von der Polizei?«
»Nein, ich denke nicht, daß er gemeint hat, Sie sollten ihre Kleider aufheben. Und natürlich helfe ich Ihnen.«
Meredith folgte Fran in die Küche und mußte sich wieder anstrengen, die Erinnerung an Harriet zu verdrängen, als sie Fran zusah, die den Tee aufbrühte. Harriets lebendige Gegenwart im Cottage war noch so real, daß das tragische Ereignis vom zweiten Weihnachtsfeiertag völlig unmöglich zu sein schien.
»Es kommt einem so unrecht vor, nicht wahr?« sagte Fran wie ein Echo auf Merediths Gedanken.
»Als schnüffelten wir in Harriets Sachen und benutzten ganz einfach ihre Küche.«
»Ja, genau.«
»Ich glaube nicht, daß mir die Haare zu Berge stehen würden, wenn sie jetzt durch die Tür käme.« Die Blonde nickte.
»Es ist einfach unrecht, daß Harriet tot ist. Ich kann es noch nicht akzeptieren, daß sie wirklich und wahrhaftig für immer dahin ist. Dauernd habe ich das Gefühl, es müsse sich um einen Irrtum handeln. Als Theo Simpson mich anrief, konnte ich es einfach nicht glauben. Ich war in Klosters. Als ich ins Hotel zurückkam, sagte man mir, jemand habe aus England für mich angerufen. Ich habe den armen Theo gezwungen, das Ganze ein paarmal zu wiederholen. Er war außer sich. Aber das war das Letzte, was ich erwartet hätte. Harriet war einfach unverschämt gesund, wenn Sie verstehen, was ich meine. Deshalb kann ich einfach nicht glauben, daß sie diese Pillen genommen haben soll. Sie war ein Freiluftmensch. Immer unten in den Stallungen – obwohl die möglicherweise doppelte Anziehungskraft für sie hatten – wie ich vermute«, fügte Fran trocken hinzu.
»Na ja – «, sagte Meredith voller Unbehagen.
»Schauen Sie nicht so betroffen drein. Ich plaudere kein Geheimnis aus. Harriet hat mit ihm nie hinter dem Berg gehalten – Sie haben den Lover-Boy doch kennengelernt, oder?«
»Ja, gestern, aber nur sehr flüchtig.«
»An Ihrer Stelle würde ich es dabei belassen. Ich habe Harriet gewarnt, sie soll vor dem auf der Hut sein. Nicht, daß ich es ihr übelnehme. Sehr sexy, unser Thomas. Aber er gehört zu den Männern, die ihre Frauen am liebsten zehn Schritte hinter sich gehen und sie das ganze Gepäck tragen lassen. Dieser Typ kann richtig grob werden, wenn es nicht nach seinem Kopf geht. Wie er wohl mit der Sache fertig wird?«
»Über seinen Charakter war Harriet sich wohl im klaren, denke ich«, sagte Meredith offen.
»Ich hatte den Eindruck, daß sie sehr genau wußte, wie sie ihn zu behandeln hatte.«
»Wahrscheinlich.« Fran schwieg und stand, in jeder Hand einen Becher, einen Moment reglos da, tief in Gedanken versunken. Dann warf sie die blonde Mähne zurück, stellte die Becher auf den Tisch und sagte:
»Nun, das ist jetzt wohl nicht mehr wichtig. Verschüttete Milch. Übrigens – trinken Sie Ihren Tee mit Milch?«
»Ja, danke.« Meredith nahm ihren Becher entgegen.
»Sie waren dabei, als es passierte?« Fran setzte sich an die Küchentheke.
»Erzählen Sie. Ich hätte gern einen Bericht aus erster Hand. Vielleicht kann ich’s dann endlich glauben.« Meredith holte tief Atem.
»Das Pferd scheute, als dieser Typ mit dem Plakat vor ihm herumfuchtelte, und sie fiel herunter. Es war ein Schock, sie fallen zu sehen. Alle waren wie betäubt. Ich muß aber sagen, daß sie schon vorher sehr unsicher schien, zusammengesunken im Sattel hockte und irgendwie nicht sie selbst war. Doch was dieser junge Mann getan hat, war unentschuldbar.«
»Sie hat gern getrunken, das wissen wir alle«, sagte Fran schonungslos.
»Und das ist es, was ich wirklich nicht begreife. Ich meine, wenn mir jemand erzählt hätte, sie sei stockbetrunken vom Pferd gefallen, hätte ich gesagt, arme alte Harriet, hat die Kontrolle über die harten Sachen verloren, hätte das jedoch akzeptiert. Aber Alkohol und Pillen? Nicht in hundert Jahren!«
»Da ist noch was anderes«, sagte Meredith zögernd.
»Ich denke, Alan – Chefinspektor Markby – wüßte gern, ob Harriet anonyme Briefe bekommen hat. Bei ein paar anderen Mitgliedern der Jagdgesellschaft war das der Fall. Deshalb hofft er auch, daß Sie
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