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Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Titel: Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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mußte, um rechtzeitig in London zu sein. Alle Menschen mögen Ferien, doch ihr fehlte ihre Arbeit, fehlte die Regelmäßigkeit. Das, dachte sie, kommt davon, wenn man allein lebt. Alan würde jetzt aufstehen, war vermutlich schon aufgestanden. Vielleicht frühstückte er, rasierte sich, duschte oder sah nach seinen Zimmerpflanzen, bevor er ging … Auch er war jemand, der allein lebte und ziemlich gut damit zurechtkam. Wie sie.
Aber sie war nicht allein. Von unten kam das Klirren von Porzellan, dann ächzten die Stufen, und es klopfte an die Schlafzimmertür. Doch bevor sie Zeit hatte zu erschrecken, hörte sie gedämpft durch die Tür eine vertraute Stimme.
»Miss Mitchell? Sind Sie wach? Ich hab Ihnen eine Tasse Tee gemacht.«
»Kommen Sie rein, Mrs. Brissett!« rief Meredith verblüfft. Sie schob sich in den Kissen höher, und als die Putzfrau, die stämmige Gestalt in einen geblümten Overall gehüllt, die Tür aufstieß, sagte sie: »Das ist eine Überraschung, es ist nicht Ihr Tag …«
Dann fiel ihr ein, daß der Montag Harriets Tag war – oder gewesen war –, und sie verfluchte im stillen ihre Taktlosigkeit.
»Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, daß ich hier bin, Miss Mitchell«, sagte Mrs. Brissett und setzte das Tablett ab. »Tatsache ist, daß ich seit Jahren am Montag bei Miss Needham war, und die Gewohnheit ist mir in Fleisch und Blut übergegangen. Nur gibt es dort im Moment keine Arbeit mehr für mich – nun, wenigstens nicht, bevor Miss Needhams Cousine kommt und mir sagt, was ich tun soll. Mr. Simpson hat mich angerufen – das ist Miss Needhams Anwalt in Bamford. Ein sehr netter alter Gentleman, noch von der alten Schule, wissen Sie? Er hat unsere Dawn bei ihrer Scheidung vertreten – Miss Needham hat sich um alles gekümmert. Sie war sehr gut zu unserer Familie.«
Mrs. Brissett rieb sich mit der geröteten, abgearbeiteten Hand die Wange. »Mr. Simpson hat gesagt, Miss Needhams Cousine würde sich bei mir melden. Was wollen Sie zum Frühstück?«
»Oh, aber ich kann auf …« Meredith unterbrach sich. Die Ärmste wollte offensichtlich irgend etwas tun. Ihr Kummer über Harriets plötzlichen Tod war um nichts geringer geworden, und wie für Meredith selbst war auch für Mrs. Brissett Regelmäßigkeit das halbe Leben. »Wie nett von Ihnen – nur ein gekochtes Ei. Und ich mag es hart gekocht, richtig hart wie ein Golfball.«
»In Ordnung, Miss, das sollen Sie haben. Lassen Sie den Tee nicht kalt werden.«
Mrs. Brissett stapfte schwerfällig hinaus und die Treppe hinunter. O du liebe Güte, dachte Meredith. Arme Mrs. Brissett. Wie gräßlich das alles war. Nachdenklich trank sie ihren Tee.

In der Küche hatte Mrs. Brissett den Frühstückstisch gedeckt, und der Kessel summte fröhlich. Toast, ordentlich in Dreiecke geschnitten, steckte schon im Toastständer, die Butter war in einer gläsernen Butterdose, und das Ei klopfte beim Kochen gegen die Seitenwände des Topfes.
    »Sie haben gesagt, richtig hart«, erklärte Mrs. Brissett, nahm das Ei mit dem Löffel heraus, tat es in den Eierbecher und krönte es mit einem gestrickten Wollhütchen, dem sehr ähnlich, das sie selbst trug, aber en miniature .
    »Hart wie Beton ist es geworden.«
    »Ich mag sie wirklich gern so. Danke.« 
    »Ich war eben drüben«, sagte Mrs. Brissett und ließ Wasser in den Eiertopf laufen,
    »bei Miss Needham, und hab ein bißchen saubergemacht, bevor ihre Cousine kommt.« Meredith blickte rasch auf.
     »Saubergemacht?« Das Herz wurde ihr schwer.
    »Sie – eh – haben doch nichts weggeworfen – aus dem Papierkorb und so?«
    »Nein, Mr. Simpson hat gesagt, ich muß alles so lassen, wie’s ist. Hab nur ein bißchen abgestaubt, damit es ordentlich aussieht. Ich war ja am Donnerstag da und hab gründlich geputzt, an dem Tag, an dem die arme Miss Needham … Es war alles noch so, wie sie’s zurückgelassen hat, als sie zur Jagd ausgeritten ist. Hab abgespült, die Küche saubergemacht, das Bett gemacht, so was eben.«
    »War viel Geschirr zum Abspülen da?« fragte Meredith, unverfänglich, wie sie hoffte.
    »Wie üblich«, antwortete Mrs. Brissett schroff. Meredith nahm den versteckten Tadel hin und verzehrte ihr Ei. Mrs. Brissett klapperte mit entschlossener Energie in der Küche herum. Offensichtlich beschäftigte sie etwas. Nach einer Weile wagte Meredith zu fragen:
    »Sind Sie irgendwie beunruhigt, Mrs. Brissett?« Mrs. Brissett fuhr herum.
     »Ja, da ist was. Und es ist schlimm, ich muß mit jemandem drüber

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