Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen
beträchtlich ist.« Markby wandte sich zu Pearce um.
»Nehmen Sie die Vase in Verwahrung. Passen Sie beim Aufheben auf, es könnten Fingerabdrücke drauf sein – obwohl heutzutage alle schon Handschuhe tragen. Trotzdem – vielleicht haben wir Glück. Doch wahrscheinlich war es nur irgendein Rowdy aus der öffentlichen Bar, der Miss Needham-Burrell zum Abendessen gehen sah und dachte, das wäre möglicherweise eine Chance für ihn.«
»Woher wußte er, daß das mein Zimmer ist?« fragte Fran logisch.
»Stimmt. Vielleicht hat er es auch bei anderen Türen versucht und nur diese aufbekommen.« Markby ging zur Tür hinüber. Dort stand er unmittelbar neben Meredith, nahm jedoch keine Notiz von ihr. Süßsauer lächelnd stellte sie fest, daß sie, wie bei der Sache mit Tom im Bunch of Grapes, für ihn unsichtbar geworden war. Das zeigt mir, wohin ich gehöre, dachte sie. Und sie hatte sich eingebildet, daß er an unerwiderter Liebe zu ihr litt. Was für ein Irrtum. Seine Arbeit war seine große Liebe. Und ein Haufen Pflanzen waren seine zweite. Kein Wunder, daß seine Frau sich von ihm hatte scheiden lassen. Markby studierte die Tür und ihre Umgebung.
»Alt«, sagte er zu Pearce.
»Verzogen. Die Tür paßt nicht mehr in den Rahmen, stellenweise muß es Lücken von einem halben Zoll geben. Selbst wenn sie abgesperrt war, hätte der Riegel nicht einrasten können. Ein heftiger Stoß, und das Schloß springt auf. Es gäbe nicht einmal einen lauten Krach. Nur ein Knacken. In diesem alten Gebäude knackt und ächzt das Holz ununterbrochen. Schauen Sie, hier sehen Sie ganz genau, wo um die Verzapfung der Rahmen gesplittert ist.«
»Ich habe mich kurz mit dem Manager unterhalten, bevor Sie kamen, Sir«, sagte Pearce.
»Anscheinend war der Empfang nicht besetzt. Am Abend ist es nicht nötig, finden sie. Außerdem ist heute Feiertag, und kein Angestellter wollte arbeiten. Jeder konnte von der Straße hereinkommen und sich über die Hintertreppe beim Empfangspult hinaufstehlen. In der Bar würde das keiner merken. Im Speisesaal auch nicht. Das einzige Risiko für ihn war, daß im selben Moment jemand aus dem Speisesaal in die Lobby hätte kommen können. Heute sind nur wenige Übernachtungsgäste da, und ich glaube nicht, daß jemand ihn gesehen hat.«
»Sie werden trotzdem alle fragen müssen. Ich hoffe, daß der Constable die Dinnergäste aufhält?«
»Ja, Sir. Und er fragt jeden, ob er etwas Ungewöhnliches beobachtet hat. Aber das ist unwahrscheinlich.« Meredith ging zu Fran hinüber.
»Wollen Sie zu mir ins Rose Cottage kommen, Fran? Ich habe ein Gästezimmer und möchte nicht, daß Sie hierbleiben, nicht nachdem das passiert ist.« Fran lächelte.
»Ich bin okay, wirklich. Nur mein Stolz ist angekratzt, mehr nicht. Danke für Ihr Angebot, doch ich bleibe in der Stadt, man erreicht die Leute leichter, die man erreichen will.« Meredith ging zu Markby. Als er sie erblickte, sah er leicht überrascht aus. Am liebsten hätte sie schnippisch gesagt:
»Ja, ich bin es.« Statt dessen sagte sie:
»Ich möchte, daß sie zu mir kommt, aber sie will nicht. Sprechen Sie mit ihr.«
»Wenn sie bleiben will, wird sie bleiben«, sagte er gelassen.
»Sie muß ohnehin in ein anderes Zimmer umziehen, bei dem das Schloß in Ordnung ist. Dieses werden wir bis morgen versiegeln, dann können wir es uns bei Tageslicht gründlich ansehen.« Er zögerte.
»Ich muß mit dem Manager reden und einen Blick auf die Treppe werfen. Nehmen Sie es mir sehr übel, wenn ich Pearce bitte, Sie zum Taxistand zu bringen?«
»Natürlich kann ich mir ein Taxi nehmen, und Pearce muß mich nicht begleiten. Sie brauchen ihn hier.«
»Ich rufe Sie an«, sagte er ein wenig verlegen.
»Ich komme morgen ohnehin in die Stadt, um zu sehen, wie es Fran geht.«
»Fein. Dann gute Nacht …« Sie verabschiedete sich von Fran und Pringle, versprach, am nächsten Tag zu kommen, und ging zum Taxistand. In der Lobby sagte der Manager gerade zu dem Constable:
»So einen Zwischenfall hat es noch nie gegeben. Noch nie! Wir sind kein großes Hotel. Bei uns steigen keine Gäste ab, die für Hoteldiebe interessant sind.« Auf der Fahrt nach Pook’s Common dachte Meredith über den Zwischenfall nach. Was, wenn der Eindringling kein kleiner Zufallsdieb gewesen war? Was, wenn er auf eine Gelegenheit gewartet hätte, um an Frans Dokumentenkoffer heranzukommen, um – was zu suchen? Eine Kopie des Testaments? Warum? Den Obduktionsbericht? Die gerichtliche Untersuchung
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