Fuchsjagd
mich für eine Seite entschieden. James gehört zu
den Guten. Wenn er Ihnen etwas andres gesagt hat, lügt er.
18
Voll staunender Bewunderung beobachtete Wolfie, mit welcher Gerissenheit Fox Bella vormachte, er hätte keine Ahnung davon, dass Fremde im Lager gewesen waren. Dabei wusste er es ganz genau, das sah Wolfie ihm an. Er merkte es an der Art, wie Fox lächelte, als Bella sagte, alles wäre cool: Ivo sei mit der Sägemannschaft wieder an die Arbeit gegangen, und sie und Zadie wollten jetzt die Posten am Sperrseil ablösen. »Ach, und eine Reporterin war hier«, fügte sie wie beiläufig hinzu. »Ich hab ihr das mit dem Besitz durch Ersitzung erklärt, und danach ist sie wieder abgezogen.«
Er merkte es an der Art, wie Fox sie lobte. »Gut gemacht.«
Bella war unverkennbar erleichtert. »Also, dann hauen wir jetzt ab«, sagte sie und nickte Zadie zu.
Fox trat ihr in den Weg. »Du musst später einen Anruf für mich erledigen«, sagte er. »Ich ruf dich, wenn ich so weit bin.«
Mann, lässt die sich leicht einwickeln, dachte Wolfie, als sie auf Fox' Befehl mit gewohnter Patzigkeit reagierte. »Du spinnst wohl?«, fragte sie unwirsch. »Ich bin doch nicht deine beschissene Sekretärin. Wieso kannst du das nicht selbst erledigen?«
»Ich brauche eine Adresse, und ich vermute, einem Mann wird man sie nicht geben. Einer Frau schon eher.«
»Wessen Adresse?«
»Kennst du nicht.« Er fixierte Bella. »Eine Frau – Captain Nancy Smith von den Royal Engineers. Wir brauchen nur ihre Eltern anzurufen, um zu erfahren, wo sie sich aufhält. Damit hast du doch sicher kein Problem, hm, Bella?«
Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern, aber Wolfie sah, wie sie den Blick senkte, und wünschte, sie hätte es nicht getan. Es sah nach schlechtem Gewissen aus. »Was willst du mit einer Braut in Uniform, Fox? Ist es dir hier nicht aufregend genug?«
Sein Mund verzog sich zu einem trägen Lächeln. »Ist das ein Angebot?«
Irgendetwas, das Wolfie nicht verstand, blitzte zwischen den beiden auf, ehe Bella einen Schritt zur Seite machte und an Fox vorbeiging. »Du bist mir zu unberechenbar, Fox«, sagte sie. »Ich hätte keine Ahnung, worauf ich mich einlasse, wenn ich mit dir ins Bett ginge.«
Mark fand den Colonel in der Bibliothek an seinem Schreibtisch sitzend. Er schien so vertieft in seine Tätigkeit, dass er Mark nicht kommen hörte.
»Haben Sie sie angerufen?«, fragte Mark drängend. Er stützte beide Hände auf die Schreibtischkante und wies mit dem Kopf zum Telefon.
Erschrocken stieß James seinen Stuhl vom Schreibtisch weg, seine Füße rutschten scharrend über den Parkettboden, als er Halt suchte. Sein Gesicht war grau und müde und voller Angst.
»Tut mir Leid«, sagte Mark seinerseits zurückweichend und hob beide Hände. »Ich wollte nur wissen, ob Sie Nancy angerufen haben.«
James fuhr sich mit der Zunge nervös über die Lippen, aber es dauerte ein paar Sekunden, ehe er sprechen konnte. »Sie haben mich erschreckt. Ich dachte, Sie wären –« Er brach ab.
»Wer? Leo?«
James winkte mit matter Hand ab. »Ich habe Ihnen einen offiziellen Brief geschrieben –« er tippte auf ein Blatt Papier auf dem Schreibtisch –, »mit dem ich Sie um die Schlussabrechnung und die Rückgabe aller Ihnen von mir überlassenen Dokumente bitte. Ich werde meine Schulden umgehend begleichen, Mark, und versichere Ihnen, dass Ihre Beziehungen zu dieser Familie damit beendet sein werden. Ich danke Ihnen – von Herzen – für alles, was Sie für Ailsa und mich getan haben, und bitte Sie einzig darum, weiterhin das Vertrauen nicht zu enttäuschen, das ich Ihnen entgegengebracht habe, insbesondere –« hier hielt er einen Augenblick gequält inne –»in Bezug auf Nancy.«
»Ich würde niemals Ihr Vertrauen missbrauchen.«
»Danke.« Mit zitternder Hand unterzeichnete er den Brief und versuchte, ihn zu falten und in einen Umschlag zu stecken. »Es tut mir Leid, dass es so enden muss. Ich habe Ihre Freundlichkeit in den vergangenen zwei Jahren sehr schätzen gelernt.« Er ließ den Umschlag Umschlag sein und hielt Mark das Schreiben hin. »Mir ist klar, wie schwierig diese ganze schreckliche Geschichte für Sie war. Ich denke, Ailsa fehlt uns beiden. Sie hatte die Gabe, die Dinge in ihrem wahren Licht zu sehen, wozu wir beide offenbar leider nicht fähig sind.«
Mark nahm den Brief nicht an und setzte sich in einen Ledersessel neben dem Schreibtisch. »Das soll Sie nicht davon abhalten, mich zu feuern, James –
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