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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Ringstead Bucht auf dem Ridgeway und schaute im rasch schwindenden Licht den Wellen zu, die stürmisch die Küste umbrausten.
    Der Wind hatte im Lauf des Nachmittags gedreht und kam aus Südwesten, Wolken jagten von der wärmeren Luft getragen den Ärmelkanal hinauf. Es war eine sich schnell verdunkelnde wilde Landschaft aus tief hängendem Himmel, zorniger See und mächtigen Klippen, und die urgewaltige Schönheit der Szene rückte die Dinge wieder in die richtige Perspektive. Nach einer halben Stunde, als die schäumende Gischt nur noch ein phosphoreszierendes Leuchten im Schein des aufgehenden Mondes war und Mark vor Kälte die Zähne aufeinander schlugen, schaltete er den Motor ein und fuhr nach Shenstead zurück.
    Einiges war ihm klar geworden, nachdem sein Zorn sich gelegt hatte. Nancys Beobachtung, dass James irgendwann zwischen seinem ersten und zweiten Brief an sie einen Sinneswandel durchgemacht hatte, war richtig. Davor hatte er unter einem immensen Druck gestanden, seine Enkelin zu finden; unter einem so starken Druck, dass er sogar eine Klage und eventuelle Entschädigungszahlungen in Kauf genommen hatte, um ihr zu schreiben. Ende November jedoch hatte sich das Blatt drastisch gewendet: »Ihr Name wird
unter keinen Umständen
in irgendwelchen rechtlichen Dokumenten mit Bezug auf diese Familie genannt werden.«
    Was hatte diesen Sinneswandel herbeiführt? Die Anrufe? Die gefolterten Füchse? Henrys schrecklicher Tod? Gab es da einen Zusammenhang? In welcher zeitlichen Ordnung hatten diese Geschehnisse sich ereignet? Und warum hatte James Mark gegenüber nie etwas davon erwähnt? Warum eine Fabel für Nancy umschreiben, aber jedes Gespräch mit seinem Anwalt ablehnen? Hatte er geglaubt, Nancy würde an Leos Schuld glauben, während Mark es nicht konnte?
    Mochte James noch so hartnäckig darauf beharren, dass der Mann, den Prue Weldon gehört hatte, sein Sohn gewesen sein müsse –»wir hören uns ganz ähnlich an – er war wütend auf seine Mutter, weil sie ihr Testament geändert hatte – Ailsa gab ihm die Schuld an Elizabeths Problemen«–, Mark wusste, dass er es nicht gewesen sein konnte. Denn während in Dorset Ailsa gestorben war, war Leo mit Marks Verlobter in London im Bett gewesen, und so abgrundtief Mark heute die Frau verachtete, die er einmal vergöttert hatte, er zweifelte keinen Moment daran, dass sie die Wahrheit gesagt hatte. Damals hatte Becky zwar überhaupt nichts dagegen gehabt, als Leos Alibi angegeben zu werden, weil sie sich eingebildet hatte, das Verhältnis – so ungleich leidenschaftlicher als alles, was sie mit Mark erlebt hatte – würde zu mehr führen. Seit Leo sie Knall auf Fall sitzen gelassen hatte, hatte Mark sich schon so oft ihr hysterisches Betteln um eine zweite Chance anhören müssen. Dabei hatte er eingesehen, dass sie ihre Aussage niemals ändern würde, selbst wenn diese falsch war.
    Vor neun Monaten war alles ganz einleuchtend gewesen. Leo, der charismatische Charmeur, hatte sich auf billige Weise an dem Anwalt gerächt, der es gewagt hatte, seinen Freund zu verdrängen, und es dann auch noch ablehnte, vertrauliche Dinge seiner Mandanten zu verraten. Es hatte ihn sicher nicht viel gekostet, sein Ziel zu erreichen. Unzufrieden mit Mark, der schwer schuftete und keine Lust hatte, Nacht für Nacht auf der Rolle zu sein, war Becky Leo wie eine reife Frucht in den Schoß gefallen; aber keinen Moment war Mark auf den Gedanken gekommen, dass hinter Leos gemeinem Spiel, ihm die Frau auszuspannen, die er heiraten wollte, mehr stecken könnte als niedere Rache. Ailsa selbst hatte ihn vor einem derartigen Schachzug Leos gewarnt. »Seien Sie vorsichtig«, hatte sie gesagt, als Mark die gemeinsamen Abendessen mit Leo erwähnte. »Er kann unwiderstehlich sein, wenn er will, und so unangenehm, wenn nicht alles nach seinem Kopf geht.«
    Unangenehm war kaum das richtige Wort für das, was Leo getan hatte. Sadistisch – krank – pervers: All diese Wörter beschrieben besser die Skrupellosigkeit, mit der er Marks und Beckys gemeinsames Leben zerstört hatte. Mark war danach monatelang völlig aus dem Ruder gewesen. Er hatte so viel Vertrauen und Hoffnung in einen anderen Menschen gesteckt, zwei Jahre mit Becky zusammengelebt, die Hochzeit war bereits für den Sommer geplant, die Scham der Erklärungen. Niemals die Wahrheit natürlich –
sie hat es hinter meinem Rücken mit einem Spieler und Hochstapler getrieben, der ihr Vater sein könnte
; nur Lügen –
es hat nicht

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