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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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geklappt… wir brauchten beide unsere Freiheit… uns wurde klar, dass wir für eine dauerhafte Bindung noch nicht reif sind
.
    Nie hatte er bisher in aller Ruhe über das, was vorgefallen war, nachdenken können. Keine vierundzwanzig Stunden nachdem er in Dorset angekommen war, um James bei der polizeilichen Vernehmung Beistand zu leisten, hatte er eine weinende Becky am Handy, die ihm schluchzend erklärte, es tue ihr Leid, sie habe nicht gewollt, dass es auf diese Weise herauskomme, aber die Polizei habe wissen wollen, wo sie den vorletzten Abend verbracht habe. Nicht, wie sie Mark gegenüber behauptet hatte, mit ein paar japanischen Geschäftsleuten, die sie in ihrer Rolle als Public-Relations-Beauftragte eines Bau- und Immobilienunternehmens in Birmingham herumgeführt hatte, sondern mit Leo in seiner Wohnung in Knightsbridge. Nein, es sei kein One-night-stand gewesen. Die Geschichte habe schon vor drei Monaten angefangen, und sie versuche seit Wochen, es Mark beizubringen. Jetzt, da die Wahrheit heraus sei, werde sie zu Leo ziehen. Bei Marks Rückkehr werde sie schon weg sein.
    Es tue ihr Leid… so Leid… so Leid…
    Er hatte es mit sich allein ausgemacht. Nach außen hin ließ er sich nichts anmerken. Der gerichtspathologische Befund –»
kein Hinweis auf Fremdeinwirkung

tierisches Blut auf der Terrasse
«– entzog den Ermittlungen den Boden, und das Interesse der Polizei an James legte sich prompt. Was hätte es da noch gebracht, seinem Mandanten zu sagen, dass seine Vorwürfe gegen Leo als »unbegründet und aus der Luft gegriffen« verworfen worden waren, weil die Verlobte seines Anwalts ihm ein Alibi gegeben hatte? Er hätte es nicht sagen können, selbst wenn es notwendig gewesen wäre. Die Wunden waren noch zu frisch, um öffentlicher Beschau ausgesetzt zu werden.
    Er fragte sich, ob Leo genau darauf gesetzt hatte. Hatte er geahnt, dass Mark der Stolz verbieten würde, James die Wahrheit zu sagen? Als Becky sich zu der Affäre bekannte, war Mark klar, dass diese mit Ailsas Tod nichts zu tun hatte. Er konnte wenigstens einen Teil seiner Selbstachtung retten, indem er sie als Leos Rache bezeichnete – manchmal glaubte er sogar daran –, aber die Wahrheit war prosaischer. Was er denn falsch gemacht habe, fragte er Becky. Nichts, antwortete sie in Tränen aufgelöst. Das sei ja gerade das Schlimme. Es sei so
langweilig
gewesen.
    Danach gab es für Mark kein Zurück. Bei Becky war es anders. Mit einer Versöhnung hätte sie ihren Stolz retten können, nachdem Leo ihr den Laufpass gegeben hatte. Fast alles, was sie sagte, wurde von Marks Anrufbeantworter aufgezeichnet. »Das mit Leo war ein Riesenfehler. Er wollte nur mit mir ins Bett. Du bist der Einzige, den ich je geliebt habe, Mark.« Sie bat und bettelte, nach Hause zurückkehren zu dürfen. Mark erwiderte ihre Anrufe nicht, und wenn sie ihn wirklich einmal zu Hause erwischte, legte er den Hörer neben das Telefon und ging ins andere Zimmer. Seine Gefühle, die zwischen Hass und Wut und Selbstmitleid schwankten, verloren sich schließlich in Gleichgültigkeit. Nicht ein einziges Mal in der ganzen Zeit dachte er daran, dass etwas anderes als Rachsucht Leo getrieben haben könnte.
    Er hätte es tun sollen. Wenn die Bänder in James' Bibliothek irgendetwas bewiesen, dann, dass jemand, der ihn sehr gut kannte, bereit war, sich auf ein langes Spiel einzulassen. Über drei Monate? Um sich für eine einzige Nacht im März ein sicheres Alibi zu beschaffen? Vielleicht. Hier, dachte er, kämpft jeder allein gegen die Dämonen. Getreu der absurden britischen Forderung, die einem von Kind an eingebläut wurde: Halt die Ohren steif, und zeig deine Tränen nicht. Was aber, wenn er und James denselben Dämon bekämpften und dieser schlau genug war, das auszunützen?
    Teilen und herrschen

Nebel des Krieges

Propaganda ist eine mächtige Waffe

    Wenn er am Ende dieser kalten Wacht über der Küste von Dorset eines begriffen hatte, dann dies: James hätte niemals so beharrlich darauf bestanden, seine Enkelin ausfindig zu machen, wenn er selbst sie gezeugt hätte. Er fürchtete eine DNA-Analyse nicht um seiner selbst willen, sondern um Nancys willen…
    …seit die Anrufe begonnen hatten…
    …sollte sie ihn dafür hassen, dass er sie ein zweites Mal verstieß– James wollte nur vermeiden, sie in einen schmutzigen Krieg über Inzestvorwürfe hineinzuziehen…
    …insbesondere wenn er wusste, wer ihr richtiger Vater war.
Nachricht von Mark:
    Ich habe

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