Fuchsjagd
Läufen, die mit Klammern an der Rückwand befestigt waren. »Verhökern«, sagte er trocken. »Das bringt gutes Geld. Kein Wunder, dass er im Herrenhaus rumgeschlichen ist. Die Familie Lockyer-Fox hat im Lauf der Jahre die größte Feuerwaffensammlung in Dorset zusammengetragen. Ich vermute, die hat Fox gesucht.«
»Dann hab ich kein Mitleid mit dem Colonel«, erklärte die Polizistin, während sie die zweite Platte herausnahm. »Er fordert es ja geradezu heraus, beraubt zu werden.«
»Nur befindet sich die Sammlung gar nicht mehr in Shenstead Manor«, sagte Barker. »Der Colonel hat sie nach dem Tod seiner Frau dem Kriegsmuseum geschenkt. Das hatte dem guten Fox wahrscheinlich niemand gesagt.«
30
Fox' Festnahme zog weit über Shenstead hinausreichende Kreise, als der Bus endlich systematisch auseinander genommen und Beweise aufgedeckt wurden, die sich zu einer konkreten Spur verdichteten. Er war sorglos gewesen in der Wahl der Dinge, die er mit sich herumgetragen hatte: ein zweites Handy mit einem Arsenal gespeicherter Nummern und Anrufe, das es der Polizei ermöglichte, seine Spur zu verfolgen. Schlüssel zu einer Privatgarage, deren Standort festgestellt werden konnte. Reisepässe. Führerscheine – einige auf Frauen ausgestellt. Und – in den Augen der Polizei das Besorgniserregendste – blutbefleckte Kleidungsstücke, die er anscheinend als Trophäen in einem Geheimfach im Boden versteckt hatte.
Die Leute von Shenstead bekamen die Konsequenzen direkter und in geballter Ladung zu spüren, als am späten Abend des zweiten Weihnachtsfeiertags Polizisten von Haus zu Haus gingen, um die Bewohner davon zu unterrichten, dass man einen Mann festgenommen hatte, der in Verdacht stand, Bob Dawson getötet zu haben. Alle nahmen die Neuigkeiten mit Entsetzen auf und wollten Näheres wissen. Wer der Mann denn sei? Ob sonst noch jemand verletzt worden sei? Ob es mit Ailsa Lockyer-Fox' Tod zu tun habe? Was denn mit Vera sei? Doch die Beamten waren wortkarg und beschränkten sich darauf, alle Bürger zu bitten, sich zu einem Gespräch am folgenden Tag zur Verfügung zu halten.
Die Geschichte verbreitete sich über die Grenzen des Tals hinaus, sobald die Presse Wind von ihr bekam. Journalisten schlichen in den frühen Morgenstunden um das Krankenhaus herum, weil sie hofften, Informationen über den festgenommenen Verdächtigen und eine Frau namens Nancy zu ergattern, die mit einem Hammer angegriffen worden war und dabei einen Armbruch erlitten hatte. Die Polizei bestätigte lediglich den Namen des Ermordeten und die Tatsache, dass der Verdächtige einer von den Landfahrern in Shenstead war. Es sickerte jedoch durch – dank Ivo, der eine Gelegenheit sah, mit dem Verkauf von Informationen an die Presse Kasse zu machen –, dass »Nancy« die außerehelich geborene Enkelin von Colonel Lockyer-Fox war, und sogleich wurden Parallelen zwischen dem Überfall auf sie und Ailsa Lockyer-Fox' Tod im März gezogen. Warum hatte man es auf die Familie des Colonels abgesehen?
Die Tatsache, dass die Enkelin ein uneheliches Kind war, verlieh der Story zusätzliche Pikanterie, und schon suchte man eifrig nach der leiblichen Mutter sowie nach der Adoptivmutter. Zum Glück schwieg Ivo sich über ihren militärischen Rang und ihren Nachnamen aus, als ihm klar wurde, dass er für Informationen per Telefon nichts kassieren würde. So blieb Bella noch Zeit, ihn sich zu schnappen und gründlich herunterzuputzen, bevor er sich davonstehlen und persönlichen Kontakt mit einem Reporter aufnehmen konnte. Sie beschlagnahmte sein Handy und meinte, der Colonel solle ihn über Nacht in den Keller sperren, aber James entschied sich dafür, den Mann mit der gleichen Summe zum Schweigen zu bringen, die die Zeitung ihm fürs Reden geboten hatte.
»Sie sind nicht anders als Ihr Freund Fox«, sagte er zu Ivo, während er einen Barscheck ausstellte und einen Brief an seine Bank dazu schrieb. »Sie sind beide Schmarotzer, denen es gleichgültig ist, ob sie das Leben anderer zerstören. Doch ich hätte Fox alles gegeben, was ich besitze, wenn ich meine Frau hätte behalten können, und diese Summe hier ist in meinen Auge ein geringer Preis für den Seelenfrieden meiner Enkelin.«
»Jedem das Seine«, sagte Ivo, steckte Scheck und Brief ein und bedachte Bella, die an die Wand gelehnt stand, mit einem boshaften Grinsen. »Aber ich würde Ihnen raten, Ihre Bestätigung zu geben, falls die Bank anruft. Sie haben es so mit mir abgemacht, da gibt's kein Zurück
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