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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Schmutz nur noch von einer Ecke in die andere fegt. Es ist wahrscheinlich besser als gar nichts, aber er könnte hier schon jemanden gebrauchen, der richtig zupackt.«
    Während sie einem nur noch in Spuren vorhandenen Kiesweg zwischen den Beeten hindurch folgten, bewunderte Nancy die beinahe zweieinhalb Meter hohe Mauer, die den Garten umgab. »Das muss eine Pracht gewesen sein, als sie noch genug Leute hatten, um das Anwesen richtig zu versorgen«, sagte sie. »Es sieht aus, als hätten sie diese ganze Südwand entlang Spalierfrüchte gezogen. Man kann die Drähte noch erkennen.« Sie wies auf eine längliche Erdaufschüttung in der Mitte des Gartens. »Ist das ein Spargelbeet?«
    Er musterte den Erdwall. »Das dürfen Sie mich nicht fragen. Ich habe keine Ahnung von der Gärtnerei. Wie wächst Spargel überhaupt? Wie sieht er aus, wenn er nicht in einem Bündel im Supermarkt liegt?«
    Sie lächelte. »Nicht viel anders. Die Sprossen wachsen aus einem dicken Wurzelstock und durchstoßen mit ihren Spitzen die Erde. Wenn man die Erde immer wieder aufschüttet, wie die Franzosen das tun, bleiben die Spitzen weiß und zart. So macht es meine Mutter. Sie hat ein Beet auf dem Hof, von dem wir immer Unmengen ernten.«
    »Sie ist wohl die Gärtnerin in der Familie?«, fragte er und führte sie zu einem schmiedeeisernen Tor in der Westmauer.
    Nancy nickte. »Es ist ihr Beruf. Sie hat unten in Coomb Croft eine große Pflanzschule, die erstaunlich gut läuft.«
    Mark erinnerte sich, die Schilder gesehen zu haben, als er auf der Fahrt nach Lower Croft daran vorbeigekommen war. »Ist das ihr erlernter Beruf?«
    »Ja. Sie hat mit siebzehn im Sowerbury House als Gärtnerlehrling angefangen. Sie war zehn Jahre dort und hat sich bis zur leitenden Gärtnerin hochgearbeitet, dann hat sie meinen Vater geheiratet und ist nach Coomb Croft gezogen. Dort lebten meine Eltern bis zum Tod meines Großvaters, und sie nutzte die Zeit, um die Pflanzschule aufzubauen. Sie hat damals ganz allein angefangen, inzwischen hat sie dreißig Leute – der Laden läuft praktisch von allein.«
    »Eine tüchtige Frau«, sagte er mit echter Bewunderung. Er öffnete das Tor und trat zurück, um Nancy den Vortritt zu lassen. Beinahe hoffte er, sie würde ihre leibliche Mutter nie kennen lernen. Der Vergleich wäre zu grausam.
    Sie traten wieder in einen von allen Seiten umschlossenen Garten. Auf zwei Seiten begrenzten ihn die L-förmig ausgerichteten Flanken des Hauses, und von der Küchenmauer zog sich eine Hecke aus dicht wachsendem immergrünen Gebüsch zur Hausecke. Nancy fiel auf, dass bei allen Fenstern mit Blick auf diesen Garten die Jalousien geschlossen waren. Mit den milchig weiß lackierten Holzlamellen hinter den Scheiben sahen sie aus wie blinde Augen. »Ist dieser Flügel nicht mehr bewohnt?«, fragte sie.
    Mark sah am Haus empor. Wenn seine Orientierung stimmte, war oben im ersten Stock Elizabeths ehemaliges Zimmer – in dem Nancy zur Welt gekommen waren –, und darunter war das Verwalterbüro gewesen, wo ihre Adoptionspapiere unterzeichnet worden waren. »Nein, schon lange nicht mehr«, antwortete er. »Ailsa hielt die Jalousien der Einrichtung wegen immer geschlossen.«
    »Es ist traurig, wenn Häuser von ihren Bewohnern nicht mehr genutzt werden«, war alles, was sie sagte, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Garten richtete. Der Fischteich in der Mitte war zugefroren. Schilf und die toten Stängel dürrer Wasserpflanzen ragten steif in die Höhe. An seinem Rand stand eine grün bemooste Bank zwischen Azaleen- und Rhododendronsträuchern, und ein Fußweg mit Mosaikpflaster, dem das Unkraut stark zusetzte, wand sich zwischen Zwergahorn, zartem Bambus und Ziergräsern hindurch zu einem anderen Tor auf der gegenüberliegenden Seite. »Der japanische Garten?«, riet Nancy, die neben dem Teich stehen geblieben war.
    Mark nickte lächelnd. »Räume zu kreieren war eine Vorliebe von Ailsa«, sagte er, »und jeder bekam einen Namen.«
    »Er ist im Frühjahr, wenn die Azaleen blühen, sicher wunderschön. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen hier mitten in ihrem köstlichen Duft. Sind Fische im Teich?«
    Mark schüttelte den Kopf. »Es waren welche darin, als Ailsa noch lebte, aber nach ihrem Tod vergaß James, sie zu füttern, und er sagt, als er das letzte Mal hier war, konnte er keine mehr entdecken.«
    »Sie sind ganz sicher nicht an Futtermangel eingegangen«, meinte sie. »Der Teich ist groß genug, um Dutzenden von Fischen Insekten zu

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