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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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und ein Ei dazugekauft, als der damalige Eigentümer pleite war. Er ist kein Dummkopf. Er hat seinem Sohn die Farm im Westen übergeben und expandiert jetzt hier.«
    Nancy warf ihm einen neugierigen Blick zu. »Sie mögen ihn nicht.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ihr Ton lässt darauf schließen.«
    Sie besaß, dachte er, einen schärferen Blick als er. Auch wenn sie viel gelächelt und gelacht hatte, verstand er immer noch nicht, ihrem Gesicht oder ihrer Stimme etwas abzulesen. Sie hatte nicht ganz James' trockene Art, aber sie war ebenso reserviert. Unter anderen Umständen und bei einer anderen Frau hätte er ihr geschmeichelt, um sie für sich zu gewinnen – und wäre dann am Ende entweder fasziniert gewesen oder enttäuscht worden. Aber er wollte nichts tun, was James' Kreise stören konnte. »Wieso der plötzliche Umschwung?«, fragte er abrupt.
    Sie drehte sich nach dem Haus um. »Sie meinen, warum ich nun doch hergekommen bin?«
    »Ja.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Hat er Ihnen gesagt, dass er mir geschrieben hat?«
    »Erst gestern.«
    »Haben Sie die Briefe gelesen?«
    »Ja.«
    »Dann müssten Sie Ihre Frage eigentlich selbst beantworten können. Aber ich will Ihnen einen Hinweis geben.« Sie warf ihm einen belustigten Blick zu. »Ich bin nicht seines Geldes wegen hier.«

9
    Die Jagd wurde ein Desaster, genau wie Julian Bartlett prophezeit hatte. Zu Beginn hatten sich die Jagdgegner erstaunlich zurückgehalten, aber sobald im Blantyre Forst ein Fuchs losgelassen wurde, rasten mehrere Fahrzeuge voraus, um Fluchtwege zu schaffen, indem sie mit lautem Jagdhorngeschmetter die Hunde auf falsche Fährten lockten. Nach der langen Pause außer Übung, waren die Hunde schnell verwirrt und gehorchten den Hundeführern nicht mehr. Die Reiter trabten ungeduldig im Kreis, bis die Ordnung wiederhergestellt war, aber auch im nächsten Anlauf, als man zum Blantyre Forst zurückkehrte, um einen zweiten Fuchs ins Visier zu nehmen, ging alles schief.
    Jagdfreunde versuchten, mit ihren Fahrzeugen den Saboteuren den Weg abzusperren und den Jägern zuzurufen, welche Richtung der Fuchs eingeschlagen hatte. Aber eine Tonbandaufnahme vom aufgeregten Gebell einer Meute in wilder Verfolgung, die von einem Lieferwagen aus über Lautsprecher abgespielt wurde, zerstreute die Hunde. Wut und Erbitterung hatten unter den Reitern bereits ein bedrohliches Maß erreicht, als Jagdgegner direkt auf sie zuliefen und mit wedelnden Armen die Pferde scheu zu machen suchten. Julian schlug mit der Peitsche nach einem dreisten Burschen, der die Zügel seines Pferdes Bouncer packen wollte, und fluchte, als er bemerkte, dass er von einer Frau mit Kamera fotografiert worden war.
    Er wendete und ritt zu ihr hin. »Ich verklage Sie, wenn Sie das veröffentlichen«, sagte er zähneknirschend, während er sich bemühte, Bouncer in Zaum zu halten. »Der Mann hat mein Pferd erschreckt. Es war mein gutes Recht, mich und mein Tier zu schützen.«
    »Kann ich Sie zitieren?«, fragte sie. Sie richtete wieder ihren Apparat auf ihn und schoss eine ganze Salve von Aufnahmen. »Wie heißen Sie?«
    »Das geht Sie gar nichts an.«
    Sie senkte den Apparat, den sie an einem Ledergurt um den Hals trug, und tätschelte ihn lachend, bevor sie einen Schreibblock aus ihrer Jackentasche zog. »Das werde ich schnell herausbekommen – schon gar mit diesen Bildern. Debbie Fowler,
Wessex Times
«, stellte sie sich vor. »Ich bin neutral – nur eine kleine Reporterin, die versucht, sich ihr Geld zu verdienen. Also –« sie lachte wieder –»wollen Sie mir sagen, was Sie gegen Füchse haben? Oder soll ich's mir einfach ausdenken?«
    Julian maß sie mit wütendem Blick. »Ja, ich kann mir gut vorstellen, dass das Ihrem Niveau entspricht.«
    »Dann reden Sie mit mir«, forderte sie ihn auf. »Ich bin hier – ich bin ganz Ohr. Sagen Sie mir, wie es die Jäger sehen.«
    »Wozu? Sie werden mich ja doch als den Aggressor hinstellen und diesen Schwachkopf hier –« er wies mit einer Kopfbewegung auf den mageren jungen Mann, der sich den Arm rieb, wo der Peitschenhieb ihn getroffen hatte –»als den Helden. Obwohl der Bursche es ganz bewusst darauf angelegt hatte, mich aus dem Sattel zu holen, damit ich mir das Genick breche.«
    »Na, das ist doch wohl ein wenig übertrieben? Sie sind doch sicher ein erfahrener Reiter und erleben so eine Situation nicht das erste Mal.« Sie sah sich auf dem Platz um. »Sie wissen doch immer schon vorher, dass Sie es mit den Jagdgegnern zu tun

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