Fuchsjagd
bekommen. Wahrscheinlich sind diese Scharmützel mit ihnen der halbe Spaß.«
»So ein Unsinn!«, schnauzte er und griff nach unten, um seinen linken Steigbügel zu lockern, der sich bei dem Zusammenstoß mit dem Saboteur verklemmt hatte. »Das Gleiche könnten Sie auch von grölenden Hooligans sagen.«
»Sicher. Das tue ich auch«, erwiderte sie vergnügt. »Es ist ein Kleinkrieg. Die Kleinen gegen die Großen. Die Schönen und Reichen gegen die Prols. So wie ich es sehe, scheint der Fuchs bei dem Ganzen eine ziemlich untergeordnete Rolle zu spielen. Er dient eigentlich nur als Vorwand für ein kleines Kämpfchen.«
Es war nicht Julians Art, einer Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen. »Wenn Sie das bringen, ernten Sie bei Gericht höchstens Lachsalven«, sagte er. Er richtete sich wieder auf und straffte die Zügel. »Ganz gleich, wie Sie über den Fuchs denken, Sie sollten uns allen – Saboteuren genau wie Jägern – zugestehen, dass wir das, was wir tun, aus Liebe zur Natur und zur Umwelt tun. Sie täten besser daran, über die Kaputtmacher zu schreiben.«
»Gern«, stimmte sie heuchlerisch zu. »Sie brauchen mir nur zu sagen, wer sie sind.«
»Zigeuner – umherziehendes Volk – ganz gleich, wie Sie sie nennen wollen«, schimpfte er. »In Shenstead sind gestern Abend mehrere Busladungen angerollt. Sie verschmutzen die Umwelt und bestehlen die Einheimischen – warum schreiben Sie also nicht über
diese Leute
, Miss Fowler? Das sind die wahren Schädlinge. Richten Sie Ihr Augenmerk auf sie, damit tun Sie allen einen Gefallen.«
»Würden Sie die Hunde auf sie hetzen?«
»Worauf Sie sich verlassen können«, sagte er und ritt davon, um wieder zur Jagdgesellschaft zu stoßen.
Wolfie kauerte unter den Bäumen und beobachtete die Leute auf der Wiese. Er glaubte, es wären zwei Männer, bis der eine lachte; die Stimme klang wie die einer Frau. Er konnte nicht ausmachen, was sie redeten, weil sie zu weit weg waren, aber wie Mörder sahen sie nicht aus. Schon gar nicht wie der alte Mörder, von dem Fox erzählt hatte. Den Mann mit dem langen braunen Mantel konnte er besser erkennen als die andere Person mit der Mütze, die so tief ins Gesicht gezogen war, und er fand, das Gesicht des Mannes sah freundlich aus. Der Mann lächelte oft, und ein- oder zweimal legte er dem anderen die Hand auf den Rücken, um ihn in eine andere Richtung zu lenken.
In Wolfie erwachte ein sehnsüchtiger Wunsch, aus seinem Versteck herauszulaufen und diesen Mann um Hilfe zu bitten, aber er wusste, dass das eine dumme Idee war. Fremde wandten sich ab, wenn er um Geld bettelte… und Geld war noch das Einfachste, worum er bitten konnte. Was würde ein Fremder tun, wenn er ihn bat, ihn zu retten? Er würde ihn wahrscheinlich der Polizei übergeben oder zu Fox zurückbringen. Er wandte sein kältestarres Gesicht zum Haus und staunte wieder über seine Größe. Da würden alle Fahrensleute auf der ganzen Welt reinpassen, dachte er. Wieso durfte da ein Mörder ganz allein wohnen?
Sein scharfes Auge fing eine Bewegung im unteren Zimmer an der Hausecke auf, und nachdem er ein paar Sekunden lang konzentriert hingesehen hatte, konnte er eine Gestalt erkennen, die hinter dem Fenster stand. Mit einem Kitzel der Angst sah er ein weißes Gesicht und weißes Haar, das im Sonnenlicht glänzte. Der alte Mann! Und er schaute Wolfie direkt an! Mit klopfendem Herzen kroch der kleine Junge tiefer ins Gebüsch, bis er außer Sicht war. Dann rannte er in Windeseile zurück zum sicheren Bus.
Mark schob die Hände in die Taschen, um sie zu wärmen. »Ich kann mir nur denken, dass James' Sinneswandel, sein Entschluss, Sie aus allem herauszuhalten, Sie veranlasst hat zu kommen«, sagte er zu Nancy. »Ich verstehe allerdings nicht, wieso.«
»Es hat mehr mit der Plötzlichkeit seines Entschlusses zu tun«, erklärte sie, ihre Gedanken ordnend. »Seinem ersten Brief nach schien ihm der Kontakt mit mir so wichtig zu sein, dass er für eine Antwort von mir ein Vermögen an Entschädigung zu zahlen bereit gewesen wäre. Sein zweiter Brief besagte genau das Gegenteil. Bleiben Sie mir fern – niemand wird je erfahren, wer Sie sind. Im ersten Moment dachte ich, es sei falsch von mir gewesen, ihm zu antworten. Ich dachte, er wolle mich vielleicht zu einer Klage provozieren, um auf diese Weise seinem Sohn das Familienvermögen zu entziehen –« In fragendem Ton brach sie ab.
Mark schüttelte den Kopf. »Nein, so etwas hätte er sicher nicht im Sinn gehabt.
Weitere Kostenlose Bücher