Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
Vom Netzwerk:
sich zu Nancy. »Gehen Sie«, flüsterte er. »Bitte!«
    Mit einem kurzen Nicken ging sie die Auffahrt hinunter, und er dankte Gott dafür, dass es Frauen gab, die sich ihre Fragen auch mal verkneifen konnten.
    Dann wandte er sich wieder Eleanor zu. »Ich habe Ihnen nichts zu sagen, Mrs. Bartlett. Guten Tag.«
    Aber so leicht war sie nicht abzuwimmeln. »Sie wissen Ihren Namen«, sagte sie in einem Ton, der ziemlich hysterisch wirkte. »Sie wissen
alle
Namen – wer welches Auto fährt –,
alles
. Ich glaube, sie haben uns bespitzelt.«
    Mark runzelte die Stirn. »Wer ist ›sie‹?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe nur zwei von ihnen gesehen. Sie sind vermummt, mit Schals über dem Mund.« Sie hob die Hand und wollte seinen Arm berühren, aber er fuhr zurück, als wäre sie eine Aussätzige. »Sie wissen, dass Sie James' Anwalt sind.«
    »Von Ihnen wahrscheinlich«, versetzte er mit einem Ausdruck des Abscheus. »Sie haben ja die ganze Umgebung aufgehetzt und die Leute glauben gemacht, dass ich einen Mörder vertrete. Es gibt kein Gesetz, das verbietet, meinen Namen preiszugeben, Mrs. Bartlett. Es gibt aber sehr wohl Gesetze, die Verleumdung und üble Nachrede verbieten, und die haben Sie mit Ihrem Gerede über meinen Mandanten alle gebrochen. Ich hoffe, Sie haben genug Geld, um sich zu verteidigen –
und
das Schmerzensgeld zu bezahlen, wenn Colonel Lockyer-Fox vor Gericht siegt, sonst –« und er wies mit einer Kopfbewegung in Richtung Shenstead House –»verlieren Sie Haus und Hof.«
    Beweglich war Eleanors Verstand nie gewesen. Im Moment waren die Landfahrer im Wäldchen das vordringliche Problem, und darauf bezog sie sich mit ihrer Antwort. »
Ich
habe ihnen gar nichts gesagt«, protestierte sie. »Ich habe sie noch nie in meinem Leben gesehen. Sie behaupteten, das Wäldchen wäre
terra nullius
– ich glaube, das war der Ausdruck, ja. Und dann erzählten sie etwas von Lockes Theorie über das Eigentum – und dass sie sich durch Ersitzung einen Anspruch auf das Land erwerben wollen. Ist das gesetzlich möglich?«
    »Fragen Sie mich nach meiner Meinung als Jurist?«
    »Ach, Himmel noch mal!«, rief sie ungeduldig, und die Beunruhigung trieb ihr wieder etwas Röte in die Wangen. »Natürlich frage ich Sie als Juristen! Der Betroffene ist schließlich James. Sie wollen irgendwelche Gebäude auf dem Stück Land errichten.« Sie wies mit wedelndem Arm die Straße hinauf. »Sehen Sie es sich doch selbst an, wenn Sie mir nicht glauben.«
    »Ich verlange dreihundert Pfund pro Stunde, Mrs. Barlett. Ich bin bereit, mit mir über eine Pauschale für die Beratung über die rechtlichen Aspekte des Eigentumserwerbs durch Ersitzung reden zu lassen. Allerdings würde ich in Anbetracht dieser komplexen Thematik beinahe mit Sicherheit einen Kollegen konsultieren müssen, der auf dieses besondere Gebiet spezialisiert ist. Das würde die Kosten natürlich weiter in die Höhe treiben, so dass Sie am Ende gut und gern mit einer Rechnung von weit mehr als fünftausend Pfund dastehen könnten. Ist Ihnen jetzt immer noch danach, mich zu konsultieren?«
    Eleanor, die von Ironie noch nie etwas gehört hatte, fasste seine Antwort als reine Verschleppungstaktik auf. Auf wessen Seite steht dieser Mensch eigentlich, dachte sie, während sie der sich zum Haus entfernenden Gestalt Nancys nachblickte. Gehörte die Frau auch zu diesen Leuten? Steckte James vielleicht mit ihnen unter einer Decke?
    »Ist das etwa Ihr Werk?«, fragte sie erbost. »Wissen diese Leute deshalb so viel über das Dorf? Haben
Sie
sie darüber aufgeklärt, dass das Stück Land keinen Eigentümer hat? Die sagten, Sie wären hier anzutreffen und wüssten über diesen
terra nullius
-Quatsch Bescheid.«
    Mark empfand eine ähnlich heftige Abneigung wie zuvor Wolfie gegen diese Frau. Ailsa hatte immer behauptet, Eleanor sei älter, als sie zugebe, und aus allernächster Nähe konnte Mark erkennen, dass das stimmte. Der Haaransatz musste dringend nachgefärbt werden, der schmale Mund versank in Knitterfalten vom vielen wütenden Schmollen. Sie war überhaupt nicht hübsch, stellte er überrascht fest, nur ausgemergelt und verkniffen. Er legte die Hände aufs Tor und beugte sich vor.
    »Möchten Sie mir die abstrusen Gedankengänge, die Sie zu diesen Fragen geführt haben, vielleicht erklären?«, fragte er im Ton unverhohlener Verachtung und musterte sie mit zusammengekniffenen Augen. »Oder gehört es zu Ihren Gewohnheiten, andere mit falschen Anschuldigungen zu verfolgen?

Weitere Kostenlose Bücher