Fuchsjagd
dass GS es mit ihr genauso machte.
Mit neuer Zuversicht ging sie wieder nach oben, machte in Julians Ankleidezimmer gewissenhaft Ordnung und setzte sich dann vor ihren Spiegel, um ihr Gesicht zu bearbeiten. Für eine Frau ihres oberflächlichen Charakters war es ohne Belang, dass sie ihren Mann nicht mochte und er sie nicht. Hier ging es nur um Besitz.
Da sie selbst kein Handy hatte, ahnte sie nicht, dass sie mit ihrem Anruf eine Zeitbombe gezündet hatte, die binnen kurzem explodieren würde. Gleich nämlich würde Gemma Squires, die ihren Monkey Business neben Bouncer zum Stehen brachte, als die Jagd endgültig abgeblasen wurde, Julian zeigen, dass auf dem Display ihres Handys neben der Meldung »Anruf in Abwesenheit« die Nummer seines Festnetzanschlusses aufleuchtete. Der Zeitangabe zufolge war der Anruf gerade erst vor zehn Minuten eingegangen.
Auch Prue Weldons kleine Welt wurde an diesem zweiten Weihnachtsfeiertag in ihren Grundfesten erschüttert. Sie erhielt einen Anruf von ihrer Schwiegertochter, die ihr mitteilte, dass sie und Jack doch nicht über Nacht bleiben würden. Sie seien beide noch verkatert vom vielen Feiern, erklärte Belinda, und würden darum an diesem Abend keinen Alkohol trinken, könnten also nach dem Abendessen gefahrlos nach Hause fahren. »Ich wollte nicht, dass du unnötig die Betten machst«, schloss sie.
»Die habe ich schon gemacht«, sagte Prue verärgert. »Hättest du nicht früher anrufen können?«
»Tut mir Leid«, sagte Belinda, mühsam ein Gähnen unterdrückend. »Wir sind erst vor einer halben Stunde aufgestanden. Sonst können wir ja fast nie richtig ausschlafen.«
»Trotzdem ist es rücksichtslos von dir. Ich habe noch anderes zu tun, falls du das nicht wissen solltest.«
»Tut mir wirklich Leid«, sagte Belinda noch einmal, »aber wir sind erst nach zwei von meinen Eltern nach Hause gekommen. Wir haben den Wagen dort stehen gelassen und sind getippelt. Sie bringen ihn uns in einer halben Stunde vorbei. Jack macht gerade das Mittagessen für uns alle.«
Prues Ärger wuchs. Eleanor hatte nicht angerufen, sie wusste nicht, wo Dick sich herumtrieb, und unterschwellig quälte sie immer mehr die Angst vor einer eventuellen Verleumdungsklage. Außerdem kränkte es sie, dass das Verhältnis zwischen ihrem Sohn und seinen Schwiegereltern so viel unbefangener war als das zwischen Belinda und ihr. »Ich bin wirklich enttäuscht«, sagte sie spitz. »Wir bekommen euch so selten zu sehen – und wenn ihr dann mal da seid, habt ihr es immer eilig, wieder wegzukommen.«
Belinda seufzte ungeduldig. »Also, das ist wirklich unfair, Prue. Wir sehen Dick fast jeden Tag. Er kommt immer mal auf einen Sprung vorbei, wenn er hier im Betrieb nach dem Rechten sieht. Er hält dich doch bestimmt auf dem Laufenden.«
Der Seufzer erboste Prue. »Das ist doch wohl kaum das Gleiche«, fuhr sie ihre Schwiegertochter an. »So war Jack nie, als er noch unverheiratet war. Er ist so gern nach Hause gekommen, besonders zu Weihnachten. Kannst du es ihm denn nicht gönnen, mal eine Nacht im Haus seiner Mutter zu verbringen? Ist das denn zu viel verlangt?«
Einen Moment blieb es still. Dann sagte Belinda: »Ach, so siehst du das? Als Machtkampf um Jack?«
»Genau«, zischte Prue, unfähig, die Falle zu erkennen. »Bitte gib ihn mir jetzt mal. Ich möchte mit ihm selbst sprechen. Denn ich vermute, dass du für ihn entschieden hast.«
Belinda lachte kurz. »Jack würde am liebsten überhaupt nicht kommen, Prue, und das wird er dir auch sagen, wenn du mit ihm sprichst.«
»Das glaube ich dir nicht.«
»Dann frag ihn doch heute Abend«, sagte Belinda kühl. »
Ich
habe ihn nämlich überredet, zu euch zu fahren – wenigstens Dick zuliebe. Er war allerdings nur unter der Bedingung einverstanden, dass wir nicht zu lange bleiben und keinesfalls über Nacht.«
Dieses »wenigstens Dick zuliebe« brachte das Fass zum Überlaufen. »Du hast meinen Sohn gegen mich aufgehetzt. Ich weiß, wie sehr du mir jede Minute verübelst, die ich mit Jenny verbringe. Du bist eifersüchtig, weil sie Kinder hat und du nicht – aber sie ist nun mal meine Tochter, und ihre Kinder sind meine einzigen Enkel.«
»Also bitte!«, sagte Belinda im gleichen ätzenden Ton. »Wir sind doch nicht alle so kleinkariert wie du. Jennys Kinder sind mehr bei uns als bei dir – und das wüsstest du auch, wenn du dich ab und zu mal bequemen würdest, uns zu besuchen, anstatt in den Golfklub zu rennen.«
»Ich hätte es nicht nötig,
Weitere Kostenlose Bücher