Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
Vom Netzwerk:
meinte Mark mitfühlend. »Zeigt man Interesse an Männern, ist man eine Schlampe – tut man's nicht, ist man lesbisch.«
    »Genau.«
    »Dann melden Sie ihn. Was der Mann treibt, ist sexuelle Nötigung. Das Gesetz ist auf Ihrer Seite, aber es greift nicht, wenn Sie nicht Ihre Rechte ausüben.«
    Nancy tauschte einen erheiterten Blick mit James. »Gleich wird er mir vorschlagen, ich soll eine gerichtliche Anordnung erwirken«, bemerkte sie vergnügt.

14
    »Wo zum Teufel willst du hin?« Fox packte Wolfie bei den Haaren und schwang ihn herum.
    »Nirgends«, stammelte der kleine Junge.
    Er war so leise wie möglich gewesen, aber Fox war noch leiser. Nichts hatte Wolfie vor der Anwesenheit seines Vaters hinter dem Baum gewarnt. Fox jedoch hatte ihn gehört. Das unaufhörliche Kreischen der Kettensäge in der Mitte des Wäldchens war so laut, dass es alle anderen Geräusche übertönte, und trotzdem hatte Fox Wolfies heimliche Annäherung wahrgenommen. War er vielleicht ein Zauberer?
    In Mütze und Schal vermummt starrte Fox über den Rasen zur geöffneten Terrassentür, wo der alte Mann und die beiden Leute standen, die Wolfie schon früher beobachtet hatte. Die Frau – es war jetzt, da sie Mütze und dicke Jacke abgelegt hatte, unverkennbar, dass es eine Frau war – trat durch die offene Tür hinaus und hob einen Feldstecher an ihre Augen. »Da drüben«, sagten ihre Lippen ganz deutlich, als sie den Feldstecher senkte und zu der Stelle inmitten der kahlen Bäume wies, wo die Sägemannschaft zu Gange war.
    Selbst Wolfie mit seinen scharfen Augen konnte die dunkel gekleideten Gestalten vor dem Schwarz der dicht geschlossen stehenden Stämme kaum erkennen, und er fragte sich, ob auch die Frau eine Zauberin war. Erschrocken riss er die Augen auf, als der alte Mann zu ihr hinaustrat und aufmerksam die Baumlinie musterte, wo er und Fox verborgen standen. Er merkte, dass Fox sich hinter den Stamm zurückzog, dann riss seine Hand ihn herum und drückte sein Gesicht fest in den groben Stoff seines Mantels. »Sei ja still«, knurrte Fox.
    Wolfie hätte sich sowieso nicht gemuckst. Die plumpe Form des Hammers in Fox' Manteltasche war unverwechselbar. So groß seine Angst vor dem Rasiermesser war, vor dem Hammer hatte er größere Angst. Er wusste nicht, warum. Er hatte nie gesehen, wie Fox ihn benutzte. Er wusste nur, dass er da war. Aber der Hammer war für ihn der Inbegriff des Horrors. Er glaubte, es habe mit etwas zu tun, was er geträumt hatte. Allerdings konnte er sich nicht erinnern, wann er den Traum gehabt hatte und worum es gegangen war. Ganz vorsichtig, damit Fox nichts merkte, hielt er die Luft an und wich ein wenig zur Seite.
    Die Kettensäge stotterte plötzlich und verstummte, und die Stimmen der Leute auf der Terrasse des großen Hauses schallten klar verständlich über die Wiese. »…scheinen Eleanor Bartlett einen Haufen Quatsch erzählt zu haben. Sie hat mir etwas von
terra nullius
und Lockes Eigentumstheorie heruntergebetet, was sie vermutlich von den Leuten dort gehört hatte. Denn ich halte es nicht für wahrscheinlich, dass sie mit diesen Begriffen vertraut ist. Beide ziemlich ungebräuchlich heutzutage.«
    »Niemandsland?«, fragte die Frau. »Ist das denn in diesem Fall zutreffend?«
    »Ich denke, nein. Das ist ein Begriff aus dem alten Herrschaftsrecht. Einfach gesagt – die Erstankömmlinge in einem unbewohnten Gebiet können dieses im Namen ihres Herren, gewöhnlich eines Königs, für sich beanspruchen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Gesetz hier und heute auf ein strittiges Stück Land in Großbritannien anwendbar ist. Die nahe liegenden Anspruchsberechtigten sind James oder Dick Weldon… oder das Dorf unter Berufung auf das Gewohnheitsrecht.«
    »Und was hat es mit Lockes Theorie auf sich?«
    »Auch da geht es um das Eigentumsrecht. John Locke war ein Philosoph des siebzehnten Jahrhunderts, der die Vorstellungen von Eigentum systematisierte. Demnach erwarb derjenige, der als Erster einen Ort in Besitz nahm, Rechte an diesem Gebiet, die dann verkauft werden konnten. Die frühen amerikanischen Siedler grenzten unter Berufung auf dieses Prinzip Land ein, das nie zuvor eingegrenzt war. Die Tatsache, dass es den Indianern gehörte, die keine Einfriedung kannten, wurde einfach ignoriert.«
    Dann sprach ein anderer Mann, mit einer weicheren, älteren Stimme. »Das Gleiche, was diese Leute hier vorhaben also. Nimm dir, was du kannst, ohne Rücksicht auf den eingeführten Brauch der

Weitere Kostenlose Bücher