Fuchsjagd
Krawall machen, aber da sind wir dann schon drinnen.«
Seine Augen blitzten belustigt, als er Mark ansah. »Sie machen unserem Freund Angst«, sagte er mit einem angedeuteten Nicken zu Mark. »Ich glaube kaum, dass in seinen Kampfesregeln widerrechtliches Betreten fremden Grund und Bodens vorgesehen ist.«
Sie lachte lautlos. »Und was ist in Ihren vorgesehen?«
»Handeln«, sagte er prompt. »Zeigen Sie mir das Angriffsziel, und ich warte auf Ihr Zeichen.«
Daumen und Zeigefinger einer Hand zum Ring schließend, nickte sie ihm zu und glitt durch die Bäume davon.
»Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun«, flüsterte Mark auf seiner anderen Seite.
Der Colonel lachte leise. »Seien Sie doch nicht so ein Spielverderber«, sagte er. »So viel Spaß habe ich seit Monaten nicht mehr gehabt. Sie ist Ailsa
so
ähnlich!«
»Vor einer Stunde haben Sie gesagt, sie sei wie Ihre Mutter.«
»Ich sehe sie beide in ihr. Sie hat von beiden das Beste mitbekommen – alle ihre guten Anlagen, Mark, und nicht eine schlechte.«
Mark hoffte, dass er sich nicht täuschte.
Aus dem Bus namens »Bella« drangen erhobene Stimmen, die deutlicher zu hören waren, je näher Nancy kam. Sie vermutete, dass auf der anderen Seite die Tür offen stand, sonst hätte der Lärm nicht so weit getragen, aber es sprachen so viele Personen durcheinander, dass kaum etwas zu verstehen war. Gut so. Das hieß, dass die Hunde auf lautstarke Auseinandersetzungen in den Bussen nicht reagierten.
Neben dem Vorderrad auf der Fahrerseite, der Tür so nahe, wie sie sich gefahrlos heranwagen konnte, ließ sie sich auf ein Knie hinunter. Sie vertraute darauf, dass sie dank der Pappverdunkelung den Leuten drinnen so unsichtbar bleiben würde wie diese ihr. Während sie dem Stimmengewirr lauschte, machte sie das Absperrungsseil vorn an »Bella« los und ließ es samt dem Verbotsschild, das mit der Schrift nach unten landete, zu Boden fallen. Dann spähte sie zu den Bäumen auf der Süd- und Westseite, um sicherzugehen, dass sich dort nichts regte. Bei der Auseinandersetzung im Bus schien es darum zu gehen, wer das Unternehmen leiten sollte. Die meisten fühlten sich nicht wohl bei der Sache.
»Keiner sonst hat eine Ahnung vom Gesetz…«»…nur sein Wort, dass er sich auskennt…«»Er ist ein gottverdammter Irrer…«»Pscht, die Kinder…«»Okay, okay, aber ich hab die Nase voll von seinem Scheiß…«»Wolfie behauptet, er hätte immer ein Rasiermesser in der Tasche…«
Sie hob den Blick auf der Suche nach einer Ritze unter den Pappverblendungen, um vielleicht ins Innere sehen und sich eine ungefähre Vorstellung davon machen zu können, mit wie vielen Leuten sie es zu tun hatten. Es waren so zahlreiche verschiedene Stimme, dass sie das ganze Lager dort drinnen vermutete, abgesehen von dem einen Mann, über den geredet wurde. Dem Irren.
Als Letztes nahm sie das Fenster direkt über ihrem Kopf ins Visier, und ihr stockte der Atem, als sie dem Blick zweier Augen begegnete, die hinter einer zurückgeknickten Ecke der Pappverdunkelung zu ihr hinunterschauten. Die Augen waren so groß und erstaunt, die Nase war so klein, dass sie nur einem Kind gehören konnten, und instinktiv lächelte sie und legte einen Finger auf die Lippen. Es erfolgte keine Reaktion, nur ein lautloser Rückzug, bei dem der Pappkarton wieder fest ans Fenster gedrückt wurde. Als auch nach zwei oder drei Minuten die Gespräche im Bus ohne Unterbrechung weitergingen, huschte sie in den Schutz der Bäume zurück und bedeutete James und Mark, ihr zu folgen.
Wolfie hatte sich in Bellas Bus nach vorn geschlichen zu dem durch einen Vorhang abgeteilten Fahrersitz. Er wollte nicht bemerkt werden, er fürchtete, irgendjemand würde sagen, er habe hier nichts zu suchen, sondern gehöre zu seinem Vater. Darum hatte er sich auf dem Boden zwischen Sitz und Armaturenbrett zusammengerollt, wo er vor Fox so gut versteckt war wie vor Bella und den anderen im Bus. Nach einer halben Stunde, als ihm da unten so kalt wurde, dass seine Zähne aufeinander schlugen, kroch er auf den Sitz hinauf und spähte vorsichtig über das Lenkrad, um zu sehen, ob Fox irgendwo auszumachen war.
Er hatte jetzt größere Angst als je zuvor. Wenn Welpie nicht Fox' Kind war, dann war das vielleicht der Grund, warum seine Mutter den Kleinen mitgenommen und ihn zurückgelassen hatte. Vielleicht gehörte er gar nicht zu Fähe, sondern nur zu Fox. Der Gedanke entsetzte ihn. Das hieß, dass Fox mit ihm jederzeit tun konnte, was er
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