Fuchsteufelswild
Tandelst du mit Kräuter-Viagra oder getrockneten Stierbeuteln?«
»Stierheberl lieben die Amis. Prärieaustern heiÃens bei denen, verstehst? Derfst aber ned glauben, du könnst dann aufgeigen wie ein Zuchtbulle.«
»Scho recht â nimm mir wieder eine Illusion. So genau wollt ichâs gar ned wissen, des Kulinarische.«
»Du hast gefragt.«
»Oiso?«
Jetzt setzt er sich wieder hin.
Und die Maria erzählt.
Der Sandner trinkt Schnaps und hört mit offenem Mund zu.
Die Hildegard von Bingen oder der Ibn Sina hätten das auch zustande gebracht. Zumindest eine Ahnung haben sie gehabt â stünde ja auch im »Kanon der Medizin«. Um Bewusstseinszustände würde es gehen. Ganz individuell. Und anders als die braven Kräuterkundler setzt die Maria auf das ganze Repertoire. Man dürfe die Natur nicht in Gut und Böse unterteilen. Nur auskennen müsse man sich, um die Gefahren wissen. Dann gingâs nicht nur um Bärlauch und Kamille, sondern auch um Mutterkorn und Fliegenpilz. Auf das Wissen käme es an. Für den ein oder anderen mag sogar a bisserl Marihuana das rechte Mittel sein. Eine ordentliche Einschätzung â Diagnose will sie es nicht nennen â würde sie machen und dann das Mittelchen zusammenstellen.
»Du könntest es Liebestrank oder Entspannungsmittel nennen, was immer. Da gehtâs ned bloà um die Durchblutung und ob du deinen Maibaum gscheit aufstellen kannst. Alles hängt mit allem zusammen. Was bei uns alles wächst, des is einfach groÃartig â wenn man weiÃ, wie manâs nutzen kann. Natürlich könntest du sagen, ich bin eine Drogenmischerin oder was auch immer. Und ja â da gibtâs des Betäubungsmittelgesetz und weià der Kuckuck. Aber die Natur hat es hervorgebracht â warum sollt ma des ned nutzen? Die Leut machtâs fidel und vital und alles.« Ins Schwärmen kommt sie.
»Woher wissen die Leut von dir?« Der Sandner ist noch nicht so weit. Von illegal bis scheiÃegal muss er sich erst auf den Weg machen. Früher mal eine lockere Wanderung.
»Mundpropaganda.«
»Und wenn einer davon an Herzkasper kriegt?«
»Schmarrn. Wenn einer an Herzkasper kriegt, dann ned davon. Ich habâs dir doch versucht zu erklären. Es geht ned darum, dass du die Nacht durch den hitzigen Hengst gibst, es geht um Lockerheit, Entspannung, innere Bereitschaft für das Schöne. Und dann schenkt dir dein Körper ein universelles Erlebnis.«
Sandners Körper läutet auch die Entspannungsphase ein. Mag sein, es liegt am Hochprozentigen. Sein Geist kann locker lassen.
»WeiÃt«, fährt die Maria fort, »für manche Leut is des a neue Erfahrung. Sich ganz aufs Körperliche einzulassen. Das Hirn ausknipsen. Man möchte es ned glauben. Dabei gibt es nix Schöneres. Wenn ich ein Arzt wär, ich tät des den Leuten als Therapie verschreiben. Zweimal täglich. Des tät einige gesund machen.«
Der Sandner schaut die Maria an und ist von deren therapeutischer Wirkung überzeugt. Vielleicht sollte er eine Krankheit simulieren.
Sie plaudert munter weiter über das Körperliche und die Sittenstrenge und das Verklemmte und Vergeistigte. Rote Backen bekommt sie, wild gestikulieren ihre Hände. Dabei hat sie den Sandner längst überzeugt. Nur als er kurz nach dem Maxi fragt und was es für eine Bewandtnis mit seinem Drogenkonsum hätte, wird sie wortkarg. Er wär halt in einer Findungsphase, und das wäre schwierig. Punkt, aus. Fledermaus.
Der Sandner hat nicht vor, das Gespräch ins Feuer zu schmeiÃen, ihm reicht, wenn es angenehm warm ist. Und bald reden sie über sich, und zusammen mit den körperlichen Ingredenzien gibt das eine Mischung â füll sie in den Beutel, und du kannst dir ein Aphrodisiakum aus wilder Natur aufbrühen. Das Näherkommen ist zwangsläufig, als müsstest du zu zweit im Rutensack überwintern. Ursprüngliches schält sich heraus â ein gutes Schlafmittel für den Verstand. Irgendwann ist seine Aschera ihm so präsent, dass beiden nur ein Atemzug bleibt, um zu entscheiden. Und wenn zwei Menschen darüber freiwillig eine positive Meinung teilen, kannst du, bezüglich körperlicher Verschmelzung, meistens eine befriedigende Bilanz ziehen.
Der Sandner ist kein Frauenflüsterer, sonst wär er wahrscheinlich mit der Corina
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