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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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zusammen und nimmt die Hände vors Gesicht. Ihr Schluchzen ist raumfüllend.
    Â»Sandra, kommst du amal«, drängelt der Hartinger.
    Â»Was!«
    Wenn er am Morgen schon harmoniebedürftig ist, sollte er bei der Partnervermittlung arbeiten. Die Ermittlerin wendet sich ihm notgedrungen zu. Er kniet im Schlafzimmer vor einer gepackten Reisetasche und wühlt weißbehandschuht in Frauenklamotten.
    Â»Was Schickes dabei in deiner Größe?«
    Kurz verzieht sie das Gesicht und begibt sich wieder zur derzeitigen Strohwitwe.
    Â»So«, beginnt sie, diesmal die Stimme in einen Kaschmirschal gewickelt, »wir werden Ihre Fingerabdrücke auf dem Telefon vom Herrn Brandl finden, und unsere Spurensicherung wird feststellen, dass Ihre gepackte Tasche auch in seiner Wohnung gestanden ist. Kein Problem. Fehlt noch der Stimmvergleich, da werden wir bestimmt einen Treffer landen.« Der Poschner von der Spusi wäre geplättet zu hören, was ihm die Wiesner da an Fähigkeiten unterstellt.
    Â»Sie sind am Sonntagmorgen zu ihm, weil Sie es zu Hause nimmer ausgehalten haben. Oder vielleicht waren Sie auch verabredet. Da haben Sie ihn gefunden. Er war tot. Sie haben die Polizei angerufen.«
    Die Frau ist ein wimmernder Tränenspeier.
    Â»Aber warum anonym?«
    Â»Ich war ...ich war so durcheinander. Ich wollte nur weg, aber ich konnt ihn auch nicht so liegen lassen und einfach abhauen.«
    Â»Sehens, des versteh ich ausnahmsweise amal. Hosianna. Ham Sie einen Schlüssel zur Wohnung?«
    Die Frau nickt. »Seit Donnerstag.«
    Â»Das haben Sie Ihrer Freundin, der Frau Leistner, erzählt?«
    Sie nickt. »Ja, die hat alles gewusst. Sie versteht mich.«
    Â»Sagens, nur interessehalber – das mit den anderen Frauen hat Sie nicht gestört beim Herrn Brandl?«
    Die Wiesner merkt sofort, dass sie um die Standardantwort gebettelt hat, aber die Frau schaut nur mit verwunderten Rehaugen und schüttelt ihr Haupt. Dass eine biedere Polizistin es nicht verstünde, schleicht diesmal nonverbal daher.
    Â»Mein Mann«, meint sie schließlich tonlos, »der wollt mich besitzen. Aber darum darf’s doch nicht gehen, oder?«
    Â»Und das Geld?«
    Â»Was meinen Sie damit? Ich hab dem Toni gegeben, was er brauchte, das war doch nicht wichtig.«
    Â»Von was wollten Sie leben?«
    Â»Am Freitag war ich bei der Bank und hab mir zwanzigtausend Euro geben lassen. Ich kann ja auf dieses Konto zugreifen. Ich dachte, nachdem ich gegangen wär, würde mein Mann es verhindern. Es ist schließlich auch mein Geld. Die Susi hat das auch gesagt. Ich hock zu Hause und ...«
    Â»Hat Ihr Mann das gewusst?«
    Â»Ja. Samstagnacht – ich bin schon im Bett gelegen – ist er auf mich los. Aufgeführt hat er sich, wie ein Verrückter. Wollte das Geld unbedingt zurück. Gedroht hat er mir. Wissen Sie, das Allerschlimmste ist für ihn, nicht nur mich, sondern einen Batzen Geld zu verlieren. Besitzen, besitzen, besitzen!«
    Â»Haben Sie es ihm wiedergegeben?«
    Â»Nein, bestimmt nicht! Es ist im Bad, unter der Schmutzwäsche versteckt – der sicherste Platz in der Wohnung. Da hat er noch nie etwas angefasst.«
    Sie lässt sich auf die Couch fallen.
    Â»Was wollen Sie hier denn noch finden?«
    Â»Anhaltspunkte.«
    Â»Er hat nichts mitgenommen, kein Koffer fehlt, nicht mal seine beschissene Zahnbürste.«
    Â»Glauben Sie, Ihr Mann könnte sich was angetan haben?«
    Entschiedenes Kopfschütteln.
    Â»Das würde er dem Jungen, dem Benny, nicht antun.« Sie atmet tief ein und starrt ins Leere. »Nein, ich hab keine Ahnung.«
    Â»Glauben Sie, Ihr Mann hat den Herrn Brandl umgebracht?«
    Â»Ich hab solche Angst, darüber nachzudenken. Ich will’s nicht glauben. Nein, ich will nicht!«
    Die Wiesner ist das pure Verständnis. Aber der Hopf hat sich davongemacht.
    M anchmal könntest du den Leuten mit Doktorhut Vertrauen entgegenbringen, obwohl Graduierung wahrscheinlich eng verwandt ist mit »schmalem Grat«. Zumindest hat der Doktor Aschenbrenner mit Bad Kohlgrub nicht danebengelegen. Wenn der Sonntag ihm nicht eine Leiche als Präsent überreicht hätte, könnte der Sandner sich hier den Tank auffüllen. Er ist wieder zu Fuß unterwegs im Ort.
    An der Hauptstraße vor einem Eiscafé kreuzen zwei dantschige Madln im Dirndl seinen Weg. Sie schwenken schwarze Köfferchen, die wohl

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