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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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Kirchturmglocke geklagt. Dem hätte klar sein müssen, dass ewige Ruhe ganz woanders zu haben ist. Frag nach beim Boandlkramer – der hat die Adresse einstecken.
    Stichwort ewige Ruhe. Hoffentlich haben die Leut etwas Besseres vor, als zum Friedhof zu strawanzen – sonst würden sie dumm aus der Wäsche schauen. Eine pfundige Darbietung steht beim Bauerntheater auf dem Programm. Die Leichenwilderer vom Ammertal. Einakter. Besser gleich Fernsehen. Schont die Nerven.
    Sie halten kurz vor dem Friedhoftor. Miran parkt den Mercedes gegenüber, Schnauze nach vorn, auf einem kleinen Parkplatz. Ein Hund kehlt sein raues Bellen in den frühen Abend. Atmosphärisch könnte man noch Eulen und Fledermäuse dazupacken. Doch noch ist es nicht dunkel. Sandners Magen spielt auf der Djembe. Seine Handflächen sind schweißnass. Und wenn alles für die Katz wär? Nicht daran denken. Zurück geht’s nimmer mehr.
    Aus dem Schatten der Kapelle löst sich ein Mann im braunen Trenchcoat. Den Kragen in Agentenmanier nach oben geklappt, Baseballmütze tief ins Gesicht gezogen, die Hände in schwarze Lederhandschuhe gehüllt, schlendert er auf sie zu. Knobelbecher an den Füßen – sapperlot.
    Â»Wird auch Zeit«, schnarrt der Aschenbrenner. Er nestelt an einer abgeschabten antiquarischen Arzttasche, die könnte noch aus dem Nachlass von Vesalius stammen.
    Sie sehen sich in die Augen. Jeder hätte gern beim anderen ein bisserl Zuversicht und Tatkraft erspäht. Viel verlangt.
    Â»Als was bist du verkleidet?«, fragt der Sandner.
    Kleines Ablenkungsmanöver. Der Spruch prallt von der steinernen Miene des Gerichtsmediziners ab. Nicht eine Muskelfaser zuckt.
    Â»Hast wohl keinen Spiegel daheim«, schnarrt er zurück.
    Â»Worauf warten wir?«, unterbricht der Miran das traute Happening und schreitet, eine Schaufel geschultert, zum Tor. Fehlte nur noch, dass er ein munteres Gstanzl singt. Showtime. »Die Schippe und den Spaten führ’n wir mit harter Hand.«
    A uf das Gefühl sollte sie horchen, hat der Sandner gemeint. Das käme schon noch. Erst einmal wird die Pizza geliefert. Sardellen, Oliven. Riechen kann sie eh nicht gescheit. Vor sich hin mampfend, in einen Sessel gefläzt, grübelt die Wiesner über den Brandl-Fall. Der Jonny und der Hartinger sind noch auf der Dienststelle. Eine gebrochene Nase verleiht Sonderrechte. Der Sandner hat sich verzupft. Wohin auch immer. Er ist nie ganz da gewesen – psychisch betrachtet. Als hätte er nur den interessierten Besucher gegeben. Vor ihr auf dem Tisch liegen das Bild der Frau Hopf und das Handy ihres Ehemanns. Eingeschoben hatte sie die beiden Asservate aus Hopfs persönlicher Habe, weil sie daraus nicht schlau wird. Vielleicht ihre beiden Zauberwürfel – nur den richtigen Dreh hat sie noch nicht vor Augen.
    Seltsam.
    Sie wirft den Rest Pizza auf den Teller und steht auf.
    Der Jonny ist sofort am Apparat, als sie die Dienststellennummer wählt. Das schlechte Gewissen bezüglich Aschenbrenners Leichenvarieté transformiert er in gezeigten Arbeitseifer.
    Â»In einer halben Stunde treffen wir uns bei der Freundin von der Frau Hopf, dieser Frau Leistner – alles klar?«
    Â»Ach komm schon – hat des nicht Zeit bis morgen? Ich wollt grad ...« Der Eifer verzupft sich augenblicklich.
    Â»In einer halben Stunde.«
    Sie gibt ihm die Adresse durch und legt auf. Ich wollt auch gerade, denkt sie sich. Jeder will gerade. Na und? Die Rücksicht ist ein Luxusgut bei der Kripo. Das schleicht dir als frisch geschlüpfter Kommissar nur als frommer Wunsch ums Hirn.
    Augenblicklich will sie wissen, warum der Hopf von der Frau angerufen worden ist. Zweimal. Vor und nach dem Mord. Hat er sich ausgeheult? Was verschweigt die Frau Leistner? Und irgendetwas an Brandls Telefonverbindungen macht sie nachdenklich. Da stimmt etwas nicht. Alle Welt hat ihn angerufen. Herrgott noch mal – wo ist das Muster? Ein bisserl Aktionismus kann nicht schaden. Sie kündigt der Frau ihr Kommen an. Sie will sie nicht auf die Dienststelle zitieren. Die häusliche Umgebung hat ihr schon einmal geholfen. Es geht nicht um Druck, sondern um Verständnis. Auch etwas, das sie sich beim Sandner abgeschaut hat. Wenn er nicht gerade beim gewaltbereiten Tatverdächtigen Nummer eins anklingeln muss, hat er ein Faible für Hausbesuche. Untypisch für die Arbeit der K11.

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