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Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Titel: Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ruscher
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loslegen!«
    Die anderen gucken ungläubig, und auch ich kann es nicht fassen.
    Meine Eltern wollen selbst Geld herstellen.
    Tatsächlich haben sie schon häufiger mal erwähnt, dass sie zu wenig Knete haben, weil Mama nicht zum Arbeiten kommt. Aber ist das nicht illegal? Gleich morgen werde ich mich an das nächste Bild für unsere Vernissage setzen. Oma spricht dauernd davon, dass Mama doch endlich mal was Religiöses malen solle, und unterweist uns neuerdings permanent in christlicher Ikonografie.
    Werde ihr den Gefallen tun und auf die Klorolle Blatt für Blatt mit allem, was ich finden kann, den Leidensweg Jesu dokumentieren.
    Papa will noch etwas sagen, doch Mama guckt ihn warnend an und wechselt schnell das Thema: »Ach, Marlon, wie läuft es eigentlich in der Firma?«
    Doch Marlon reagiert nicht, denn er steckt Bettina gerade seine Zunge ins Ohr und säuselt: »Chris ist echt ein Weichei, findest du nicht auch?«
    Bettina zuckt angewidert zusammen und dreht ihren Kopf zur Seite.
    »Was hast du denn, es stimmt doch«, ruft Marlon mit seltsam rauher Stimme, »ich bin ja gaaaanz anders, und du magst es doch auch lieber hart, mein Engel, oder?!«
    Das wusste ich nicht.
    Nehme einen Bauklotz in die Hand und gebe ihn ihr. Der ist auf jeden Fall hart.
    Teddy sagt entrüstet: »Die lässt Chris ins offene Messer laufen, und du schenkst ihr deine Spielsachen?«
    »Ich kann eh nichts damit anfangen, der ist ja noch nicht mal bunt«, beruhige ich ihn gelassen.
    Bettina nimmt den Klotz dankend an und schüttet den Inhalt einer Merci-Praline samt Piemont-Kirsche in ihr leeres Sektglas.
    Mama beobachtet das und erinnert sich an ihre Pflichten als Gastgeberin: »Ich hole euch noch einen Se-hekt.«
    Marlon zwinkert ihr schelmisch zu, und Mama wird rot.
    »’n Aperol-Spritz wär mir lieber«, lallt Bettina.
    »So was ham wir nicht«, erwidert Papa.
    »Nee, Aperol ham wir nicht, Aperol, weißt du überhaupt, was das ist, Betty?«, fragt Mama beschwingt, »das ist der Morgen-Urin von Onkel Dittmeyer.«
    Sie kichert wie ein Schulmädchen beim ersten Rock-Hochheben gegen Geld, und Marlon schlägt sich auf die Schenkel.
    Jetzt wird es aber wirklich ekelig. Mama thematisiert gerne solche Sachen. Sie liest mir sogar manchmal aus einem Buch vor, da heißt die Protagonistin mit Vornamen so wie das, was unten aus mir rausläuft. Abartig.
    »... Aperol-Spritz, das ist doch schwul. Und Onkel Dittmeyer auch«, ergänzt Lutz mit schwerer Zunge.
    Wiebke sagt entschuldigend: »Lutz wird immer so vulgär, wenn er getrunken hat«, und zu ihrem Mann: »Du hast jetztwirklich genug, mein Schatz, und ich will jetzt mal rüber und schlafen gehen, und du doch sicher auch.«
    Sie zieht an seinem Arm, und die beiden trotten zur Tür hinaus, nicht ohne vorher noch kurz zum Abschied pantomimisch den Silvester-Retro-TV-Knaller ›Dinner for One‹ nachzuspielen.
    »The same procedure as every year?«, fragt Lutz lallend und hüpft über einen fiktiven Tigerkopf.
    »Yes, the same procedure as every year!«, bestätigt Wiebke und hakt sich bei ihm ein, und man will gar nicht so genau wissen, was sie damit meinen.
    Sören-Wotan ist nun endlich mit Trinken fertig und sagt:
    »Das heißt also, dass wir uns jetzt jedes Jahr zum Jahreswechsel treffen.«
    Er lächelt verlegen und flüstert: »Mia, hast du was dagegen, wenn ich dir ein bisschen am Ohr rumlullere?«
    Ich werde rot.
    Glücklicherweise lässt er nicht locker: »Das gehört ja scheinbar zu Silvester dazu, wenn man sich mag, und ich will mal ausprobieren, ob meine Gefühle für dich Bestand haben.« Es ist mir zwar ein bisschen peinlich, das vor meinen Eltern und Schwiegereltern zu machen, aber ich bin für alles offen und nicke begeistert.
    Er schiebt mir seine Zunge ins Ohr, und ich kichere. Dann schläft er wieder ein.
    »Das wird später immer so sein, da kannst du dich schon mal dran gewöhnen«, konstatiert Teddy trocken.
    Weiß nicht, was ich davon halten soll, habe aber das Gefühl, in der Liebe etwas zu kurz zu kommen. Werde das beim nächsten Mal beobachten.
    Frohes neues Jahr.

14. Es geht immer nur
um Knete im Leben
    Am nächsten Morgen bin ich schon früh wach. Mama und Papa schlafen noch.
    Ich liege zwischen ihnen und krakeele ein wenig. Mama setzt sich auf, und ihr Blick fällt auf die Handcreme, die auf ihrem Nachttisch steht.
    Mit einem Schlag ist sie hellwach und fragt Papa: »Sag mal, Chris, was war das denn gestern?«
    »Was meinst du?«, erwidert Papa verschlafen und versucht,

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