Fuck
am liebsten sofort zugesagt, den ganzen Tag mit ihm verbracht, vom frühen Morgen an (am besten auch gleich die Nacht bis dahin). Aber ich hatte schon etwas vor. Es war geplant, dass ich mit Sophie und Katja den Zoo besuchte. Auf diesen Nachmittag freute ich mich seit Wochen, zudem konnte nichts einen Termin mit meiner Tochter umstoßen, nicht einmal Leo.
„Ich kann morgen erst ab fünf oder sechs“, erklärte ich schweren Herzens. Für einige Momente war nichts weiter zu hören, als unsere Sohlen auf dem Asphalt und doch meinte ich, Scherben wären zu Boden gerasselt.
„Na gut“, erklärte er sich schließlich einverstanden.
„Vielleicht“, begann ich, mit Blick auf unsere Schatten, „wäre es gut, wenn wir unsere Telefonnummern abspeichern, dann könnte ich dich anrufen, sobald ich … frei bin.“
Leo blieb auf der Stelle stehen, zückte sein Handy, klickte ein bisschen darauf herum und hielt es mir hin: „Tippe deine Nummer ein“, forderte er mich auf.
Mir wurde heiß. Erwartete er, dass ich ihm auch
mein
Telefon reichte? Das ging nicht. Das Hintergrundbild zeigte mein kleines Mädchen. Doch er machte keine Anstalten mein Telefon zu verlangen.
Sein Handy war warm, er hatte es an seinem Körper getragen, was mir nur zu bewusst wurde. Er schaute mir auf die Finger während ich tippte, was mich noch nervöser machte. Nachdem ich alles eingegeben hatte, reichte ich ihm sein Telefon wieder und als er es nahm, berührten sich unsere Finger. Ich zuckte rasch zurück. Leo wählte und kurz darauf läutete mein Handy. Er legte auf ehe ich abnehmen konnte.
„Jetzt kannst du meine Nummer abspeichern“, erklärte er und ließ das Telefon wieder in seiner Hosentasche verschwinden. Ich folgte seinem Vorschlag, achtete dabei aber darauf, dass er keinen Blick auf mein Display werfen konnte. Ich war ein Idiot. Wir setzten den Weg fort.
„Was hast du denn Tolles vor?“, fragte Leo und ich hatte das Gefühl, ein Feuer breitete sich in meinem Magen aus.
„Ich, ähm, ich …“, stammelte ich und hätte mir am liebsten auf die Stirn geschlagen.
„Verzeih, es geht mich eigentlich nichts an“, besann sich Leo rasch, als er meine Verlegenheit bemerkte. Die Nacht wurde noch ein wenig stiller.
„Tierpark“, rutschte es aus mir raus. „Es ist kein Geheimnis, ich bin nur im Zoo unterwegs.“
„Im Zoo …“, wiederholte er überrascht, „da war ich schon lange nicht mehr.“
Er warf mir Klötzchen hin. Erwartete er vielleicht, dass ich ihn einlud mitzukommen? Zu gerne hätte ich genau das getan, aber dazu hätte ich im Vorfeld einiges erklären müssen. Ich ließ seinen Hinweis fallen, obwohl mir dabei gar nicht gut war. Er schwieg, ging nicht näher darauf ein und ich meinte zu spüren, dass er enttäuscht war. Dabei war es das Allerletzte, was ich wollte: Dass ausgerechnet
ich
ihm zusetzte. Aber das war nur der Anfang einer ganzen Reihe solcher Enttäuschungen.
Vielleicht sollte ich hier alles abbrechen. Den Samstag absagen, den Versuch, einander kennenzulernen, abbrechen. Vielleicht war es gut gewesen, dass dieses Lokal nicht viel Möglichkeit geboten hatte sich näher zu kommen. Jetzt konnte ich noch problemlos alles abwenden.
„Leo, ich …“, begann ich, stockte, wusste nicht, wie ich weiterreden sollte, ließ den Satz so angebrochen fallen und blieb stehen.
„Ich weiß“, sagte er leise und bremste neben mir ab. Mein Herz polterte, ich zuckte und blickte ihm ins Gesicht.
Was
wusste er?
Wir standen genau in der Mitte zwischen zwei Laternen, dem dunkelsten Punkt, und sein Gesicht wurde von beiden Seiten durch schwaches Licht konturiert. Die langen, dunklen Wimpern machten seinen Blick irgendwie traurig und seine Unterlippe glänzte, nachdem er rasch darüber geleckt hatte. Der Wind spielte sanft mit seinen Locken.
„Was … was weißt du?“, presste ich hervor und konnte das Beben in meiner Stimme kaum unterdrücken. Er lächelte leicht und der Schatten legte sich in seine Grübchen.
„Dass sich unsere Wege hier trennen“, gab er gefasst von sich.
In meinem Bauch krampfte sich alles zusammen und mir wurde hundeelend. Irgendwie – hatte ich mir das alles dann doch anders vorgestellt. Dass es zu Ende war, ehe es begonnen hatte, zerriss mich.
„Tja, dann …“, seufzte ich, ließ den Kopf, meine Schultern hängen und wollte mich von ihm abwenden. Rasch weg hier, in Trauer konnte ich später ausbrechen.
Doch er zupfte kurz an meinem Ärmel.
„Dann rechne ich morgen – eigentlich ja
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