Fucking Moskau - Sex, Drugs & Wodka
Gesicht geworfen und ihn hinausgejagt, aber ich fühle mich Thomas gegenüber immer noch schuldig wegen der Knast-Sache. Also stehe ich wortlos auf und ziehe mich an.
»Olga können wir mitnehmen und unterwegs irgendwo rauswerfen«, meine ich, während sie sich unter der Bettdecke verkriecht und gar nicht versteht, wie man an einem grauen Wintertag mit Schneeregen überhaupt an Sightseeing denken kann.
Eine Stunde später sitzen wir in einem Taxi und fahren durch die Innenstadt. Olgas Zuhause liegt auf dem Weg zu unserem ersten Stopp. Unterwegs spielt sie die Fremdenführerin und erzählt Thomas allerhand Dinge, die auch ich bis dahin nicht wusste. Nachdem wir Olga abgesetzt haben, will Thomas sofort in die nächste Bar. Er braucht ein Bier zum Frühstück.
Am späten Nachmittag kommt dann noch Jan-Erik dazu, damit sind die Wikinger komplett. Das letzte Mal, als ich Thomas gesehen habe, war er noch relativ schlank. Groß ist er ja sowieso, ein echter Hüne, über eins neunzig. Aber der Bierbauch, den er sich zugelegt hat, übersteigt sogar das Vorstellungsvermögen eines echten Bayern. Gut, es ist auch kein Wunder, dass er so aussieht, und selbst in Bayern gibt es wenig Leute, die es an einem Samstagnachmittag, nach einer lang durchzechten Nacht, auf acht Bier und zwei Rum Cola schaffen. Dabei wirkt Thomas nicht einmal betrunken. Jan-Erik ist auch gut dabei. Als wir gegen Mitternacht ins Pacha aufbrechen, stehen endlos viele leere Bierflaschen in unserem Wohnzimmer, dazwischen die fast leere Jameson-Flasche. Doch die Jungs sind gut drauf und zeigen immer noch kein Anzeichen von Müdigkeit, geschweige denn von Trunkenheit.
Im Pacha finden wir die typische Kommerzparty und das dazugehörige Moskauer Mittelklasse-Publikum vor. Der Laden ist mir persönlich zu langweilig, aber für Gäste immer ein guter Startpunkt ins Nachtleben der Hauptstadt. Im Pacha wird es gerade erst voll. Wir sind zu früh. Oft kommen Gäste in den Klub, und weil es noch zu leer ist, beschließen sie weiterzuziehen. Moskau hat einfach zu viele gute Klubs. Den beiden macht das überhaupt nichts aus. Sie gehen zielstrebig an die Bar und bestellen sich eine Runde Longdrinks. Und weil diese zu schwach sind, wird kurzerhand noch eine Runde Tequila hinterhergeschüttet. Die Wikinger sind im Glück. Obwohl Moskau als eine der teuersten Städte der Welt gilt, ist Weggehen hier um einiges günstiger als in Oslo. Und die vielen jungen Mädchen mit den knappen Klamotten und den langen Beinen, die in High Heels enden, sind sicher noch ein Bonus, obwohl es ja auch in Norwegen sehr hübsche Frauen gibt. Natürlich wissen die Jungs nicht, dass sich um diese Zeit ausnahmslos Models im Klub befinden, die fürs Herumstehen bezahlt werden. Der Klubinhaber ist überzeugt davon, dass das die männlichen Gäste zum Trinken animiert. Bei den Norwegern scheint das auf jeden Fall zu funktionieren. Sie stehen an der Bar und saufen sich Mut an, während sie die Mädchen nebenan anstarren. Ich stehe nur gelangweilt daneben und überlege, ob ich sie aufklären soll. Nein, ich lasse den Jungs ihren Spaß. Langsam wird das Pacha voller, und die normalen Gäste trudeln ein.
Eine Stunde später sitzen wir kurz am Tisch des Besitzers und trinken eine weitere Runde Tequila. Der Besitzer, ein Amerikaner aus L. A., ist ein Netter, einer der Besseren im Moskauer Nachtleben. Er hat vor Jahren als Promoter angefangen, danach hatte er seinen ersten eigenen Klub, der Mitte 2000 zu einem der besten der Stadt gehörte. Mit dem Pacha hatte er leider nicht so viel Glück, obwohl der Klub in einer Premium-Location, der Nikolskaja, einer der teuersten Einkaufsstraßen im Zentrum, liegt. Beim Partymachen auf Ibiza hat er die Pacha-Leute kennengelernt. Die haben ihm dann eine Lizenz für den Klub verkauft. Doch Pacha Moskau ist nicht Pacha Ibiza. Dort trifft sich das allgemeine Partyvolk aus der ganzen Welt, um für einen stolzen Eintrittspreis lange zu feiern. In Moskau war das Publikum zuerst ein wenig hochkarätig, doch das Pacha hat schnell an Glanz verloren und wurde zum Tummelplatz der oberen Mittelschicht und der Möchtegernreichen. Der Klub hat seit Jahren mit seinem Image zu kämpfen, ist aber immer noch einer der fünf Top-Klubs in Moskau. Die Reichen und Schönen gehen allerdings woanders hin. Doch das Pacha ist genau das Richtige für meine beiden Wikinger. In einem Top-Laden würden sie sich nur langweilen, denn dort würde man sie einfach nicht beachten. Das können die Russen
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