Fucking Munich
eine Landkarte mit einem Plan von München. Eva erkannte die Isar und die Bundesstraße Richtung Freising. Genau diesen Ausschnitt hatte sie auch gegoogelt, um das Haus des Meisters zu finden. Im Waldgebiet bewegte sich ein kleiner blinkender Punkt.
«Er fährt anscheinend wieder zu seinem Ritualplatz», sagte Steffen in sein Handy, das neben dem Laptop lag und auf laut gestellt war. «Du musst wirklich nicht kommen, Daniel, bleib bei deiner Frau. Ich schau allein hin.»
Er tippte auf dem Laptop herum, und neue Fotos erschienen, diesmal Aufnahmen von einer Wohnung. Die Qualität war schlecht, viele Bilder waren unscharf, als wären sie aus weiter Ferne fotografiert worden. Sie zeigten einen schwarzhaarigen Mann in einem Anzug und drei nackte Frauen. Die junge Frau mit den langen schwarzen Haaren erkannte Eva jedoch sofort. Das war Tina! Was machte sie dort? Und wer war der Kerl? Von hinten sah er beinahe aus wie Steffen.
«Das Baby schläft, meine Frau auch, und ich hab ein schlechtes Gewissen», sagte Daniel. «Soll ich dich wirklich nicht ablösen?»
«Nein!»
«Du tust grad so, als wolltest du mich nicht dabeihaben.» Der Mann am anderen Ende machte einen empörten Eindruck.
Es entstand eine kurze Pause, weil Steffen nichts antwortete.
«Warum sprichst du eigentlich so leise?», fragte Daniel. «Was ist los, Steffen? Irgendwas stimmt nicht mit dir.»
Eva atmete auf. Er hieß also wirklich Steffen. Aber dann konnte er nicht dieser Immobilienmakler Markus Winterholler sein.
Seufzend fuhr sich Steffen durchs Haar. «Ich hab Mist gebaut.»
«Was ist passiert?» Sein Freund hörte sich alarmiert an.
«Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, aber … ich hab da eine Frau in meinem Bett.»
«Gratuliere dir, Alter! Das ist doch großartig!»
So,
sie
war also Mist? Am liebsten hätte sie Steffen jetzt die Meinung gesagt! Doch Eva hielt sich eisern zurück. Mal sehen, was er noch so von sich gab. Wütend zog sie sich ihr Kleid über.
«Wurde ja auch Zeit», sagte Daniel. «Und du hast sie mit in die Villa genommen?»
«Ja, verdammt.»
«Ich werde keinem was sagen. Versprochen.» Dieser Daniel klang plötzlich total erfreut. «Ist es was Ernstes?»
Steffen zuckte mit den Schultern. «Ich denke, nicht.»
Ein neuer Stachel bohrte sich in Evas Herz. Sie war sich so sicher gewesen, dass Steffen mehr für sie empfand als bloße Lust.
«Warum nicht?», hakte Daniel nach.
«Ich … weiß nicht», erwiderte Steffen leise und stützte seinen Kopf auf beide Hände. «Ich hab mich da in eine Sache verrannt …»
«Sie ist seit drei Jahren tot, Steffen. Komm endlich darüber hinweg.»
Eva schluckte. Wer war tot?
Plötzlich schossen ihr wieder die Gerüchte über den Meister durch den Kopf. War Steffen doch derjenige, von dem Tina gesprochen hatte? War Steffen der Mann auf den Videos? Hatte er jemanden umgebracht?
«Ich hätte sie nie hierherbringen dürfen. Sie ist Journalistin und hat rumgeschnüffelt. So hab ich sie kennengelernt.» Steffen stand auf und ging durch den Raum.
Schnell schaltete Eva das Licht im Badezimmer aus, damit sie die Tür unbemerkt weiter öffnen konnte. Steffen stand jetzt vor dem Fenster und machte sich an einer Videokamera auf einem Stativ zu schaffen. Das Objektiv war halb hinter dem Vorhang verborgen.
Ein neues Foto flackerte auf dem Computerbildschirm auf, während Steffen mit der Kamera hantierte. Es zeigte ein Haus bei Nacht; einige Fenster waren beleuchtet, und hinter den Vorhängen bewegte sich jemand.
Als sich Steffen zurück an den Tisch begab und in den Drehstuhl fallen ließ, drückte Eva die Tür bis auf einen schmalen Spalt schnell wieder zu. Mit rasendem Puls lauschte sie dem Gespräch.
«Eva ist eine Gefahr für die ganze Operation. Ich könnte mir in den Arsch treten, aber ich war so geil auf sie … So kenne ich mich gar nicht.»
Was für eine Operation? Und hatte Steffen lediglich triebgesteuert reagiert? Es tat so weh, das alles zu hören.
«Ich kenne dich schon lange, Mann», klang es aus dem Handy. «Das mit dieser Frau ist ein gutes Zeichen. Sie hat dich aus deiner Starre geholt. Du musst endlich wieder leben. Myriam hätte das auch so gewollt.»
Wer war jetzt bloß Myriam?
«Du verkriechst dich nur noch in Arbeit», redete Daniel weiter. «Du hast keine Schuld an ihrem Tod. Es war ein Dienstunfall. Du hättest es nicht verhindern können.»
Gott sei Dank, er war kein Mörder! Eva atmete erleichtert auf.
Langsam setzte sich das Puzzle zusammen. Das
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