Fucking Munich
eine außergewöhnliche Frau.»
Das schmeichelte ihr, war aber nicht die Antwort, die sie hören wollte. «Diese Experiment-Sache glaube ich dir nicht.»
«Ich möchte dich nicht ausnutzen, falls du darauf hinauswillst.» Er holte tief Luft. «Aber gut, ich will ehrlich zu dir sein.»
Ihr Herz raste.
«Zuerst diente mir das mit dem Experiment tatsächlich als Ausrede.»
Sie schluckte.
«Nicht, um dich auszunutzen», setzte er hastig nach, «sondern um zu testen, ob … wir zusammenpassen.»
«Wie meinst du das?», fragte sie. Vor Aufregung konnte sie kaum sprechen.
«Ich war mir nicht sicher, ob du meine sexuellen Vorlieben teilst. Ich hatte eine Vermutung und wollte mich mit dieser Geschichte an dich herantasten. Aber dann habe ich schnell bemerkt, dass du das Spiel genießt und … Ich konnte mein Glück kaum fassen.»
Wurde er rot? Julia grinste. Das klang schon eher nach einer befriedigenden Antwort. Sehr befriedigend sogar. «Aber das Experiment war erfunden.»
«Nein. Es spukte bereits ewig in meinem Kopf herum. Ich schreibe nämlich an einem Buch. Schon länger. Doch jetzt möchte ich es vollenden.»
«Worum geht’s in dem Buch?»
«Es handelt von sexuellen Rollenspielen, wozu Menschen in der Lage sind, wenn sie andere Identitäten annehmen. Das Experiment soll mir dabei helfen, mich und meine Neigung besser zu verstehen.»
«Wirst du es veröffentlichen?»
Er nickte. «Aber anonym.»
«Ich finde die Idee toll. Irgendwann möchte ich auch mal ein Buch schreiben.» Tatsächlich hatte sie bereits öfter mit dem Gedanken gespielt. Sie schrieb ohnehin viel, hatte mehrere Tagebücher gefüllt. Anders hätte sie ihre verkorkste Beziehung zu Robert nicht verarbeiten können.
«Vielleicht möchtest du ja einen Artikel verfassen, einen Bericht, wie es aus deiner Sicht war?»
«Das würde ich sehr gerne.» Passierte das alles wirklich, oder träumte sie? «Aber ebenfalls nur anonym.»
«Klar. Wenn die Uni davon erfährt, wäre ich meinen Dozentenjob wahrscheinlich los», sagte Patrick. «Daher musst du bitte absolutes Stillschweigen bewahren.»
«Meine Lippen sind versiegelt.» Natürlich würde sie mit niemandem darüber sprechen. Sonst würde ja herauskommen, wie devot sie war und dass sie es liebte.
Die restliche Fahrt redeten sie über das Projekt, bis Patrick irgendwann vor ihrem Haus hielt. Er stieg aus und brachte sie bis zur Tür.
Dort holte Julia den Schlüssel aus der Tasche, dann drehte sie sich zu Patrick um.
Er zog sie in seine Arme und hielt sie ganz fest. «Gute Nacht, schlaf gut», flüsterte er ihr ins Ohr.
Das würde sie gewiss nicht, dazu war sie viel zu aufgeregt. «Kommst du noch mit rauf?» Hatte sie das gerade wirklich gefragt? Wow, die alte Julia kehrte langsam zurück.
«Das würde ich gern, aber ich habe morgen früh eine wichtige Vorlesung. Und die könnte ich bestimmt nicht halten, wenn ich jetzt mit dir gehe.»
Nach einem zärtlichen Kuss, den Julia nie enden lassen wollte, schwebte sie die Treppen in den zweiten Stock hinauf, in dem ihre kleine Wohnung lag.
Die Orgie
Julia war glücklich, obwohl sie Patrick seit drei Tagen nicht wiedergesehen hatte. Dafür hatten sie telefoniert, gemailt und gechattet. Zwar hatte er mit keinem Wort erwähnt, ob sie nun ein Paar waren oder nicht, aber Julia ging davon aus. Warum sonst sollte er sich so viel mit ihr abgeben?
Ihn zu fragen, hatte sie sich allerdings immer noch nicht getraut.
Heute war es so weit: Endlich traf sie Patrick bei ihrer gemeinsamen Führung wieder. Julia konnte sich kaum auf ihren Text konzentrieren. Vor allem, als sie in «ihrem» Schlafzimmer standen, wurde ihr heiß und kalt. Ob die Matratze noch unter dem Bett lag, auf der sie sich so leidenschaftlich geliebt hatten?
Patrick hatte sie mehr als geliebt, er hatte ihren Körper in Besitz genommen.
Und mit ihm ihr Herz.
Als er ihr zuzwinkerte, geriet sie ins Stottern, was ihn sichtlich amüsierte. Julia befürchtete, er würde sie vor den Gästen bloßstellen, doch stattdessen half er ihr aus der Bredouille, indem er ihren Text schnell übernahm. Jedoch so geschickt, als gehörte das zur Aufführung. Mit einem Mal kehrte ihr Selbstbewusstsein zurück, und sie verhaspelte sich bis zum Ende der Führung nicht mehr. In der Ahnengalerie verabschiedeten sie die Besucher mit einem eleganten Hofknicks.
Als alle den Flur verlassen hatten, zog Patrick sie in die Arme. Auf diesen Moment hatte Julia sich seit Tagen gefreut.
Er eroberte ihre Lippen mit einem
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