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Fuego, Andréa de

Fuego, Andréa de

Titel: Fuego, Andréa de Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geschwister des Wassers
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Holzherd. Gestapeltes Holz, der Boden gefegt und befeuchtet, damit es nicht so staubte, eine in eine Ölbüchse gepflanzte Aloe. Nico hielt inne. Maria, Anésia, Onofre und Antônio spürten die Brise, blähten die Nasenflügel. Marias Blutdruck war verändert, ihre Laune schwankte.
    »Hier ist es?«
    »Komm rein und lass die Kinder nicht an den Rand, es geht über dreißig Meter runter.«
    Maria hielt die beiden Kinder an den Schultern fest. Nico trat an den Abgrund, das Schiff an derselben Stelle, nahe dem Horizont. Er wunderte sich über die Entfernung, sah kein Boot und keinen Matrosen.
    »Maria, es gibt auch Mittagessen.«
    »Später, Eneido, uns wird ja schon im Ochsenkarren schlecht, wie soll das erst auf dem Schiff werden.«
    Eneido bot Maria das Sofa an, leicht schwindlig machte sie es sich darauf bequem. Anésia stand auf, um nachzusehen, was es auf dem Holzherd gab, Hühnerpastete in einer Tonform, Maispudding und Kaffee in einer Kanne. Onofre schnappte sich einen Ast von dem Holzstapel und kritzelte damit auf den Boden. Die Bewegungen langsam, träge. Antônio betrachtete, den Hut in der Hand, die Zeichnungen an der Decke: Pferde mit Kiemen, Eulen, größer als die Pferde, mit blauen Augen, dazwischen Maispflanzen. Geraldina und Geraldo schmiegten sich noch immer in den Hut.
    »Sieh dir das an, Antônio.«
    Nico rief den Bruder, er sollte das Schiff betrachten, auf dem sie die nächsten Tage verbringen würden.
    »Es hat ein bisschen Verspätung, nicht wahr, Eneido?«
    Eneido hantierte mit den Töpfen, weichte Bohnen ein. Wegen seiner Körpergröße brauchte Antônio länger, bis er den Horizont erblickte. Kurze Beine, kürzere Schritte. Dort, wo Nico bereits das Schiff sichtete, sah er immer noch Himmel und den Rand des Abgrunds. Er trat ins Licht.
    Einen Tag im Jahr fiel die Sonne direkt in Eneidos Zuhause ein, die ganze Höhle erstrahlte, die blauen Augen der Eulen wurden zu Schwimmbecken. Es dauerte so lange, wie man zum Entkörnen einer Maispflanze brauchte, bei der zweiten nahm das Licht im Gewölbe bereits wieder ab.
    Antônio, der am Abgrund stand, blickte nicht nach unten, hatte Höhenangst. Er schloss die Augen, presste die Hände zusammen.
    »Du kannst ruhig hinsehen.«
    Er öffnete die Augen und senkte langsam den Blick. An der Stelle, wo er das Schiff gesehen hätte, schloss er jedoch die Augen und machte sie erst auf Höhe des Meerwassers wieder auf. Wie die Familie Malaquias, waren auch Geraldo und Geraldina im Übergang begriffen, suchten das Gleichgewicht zwischen Süßwasser- und Salzwasserluft.
    »Wie viele Handspannen sind wir vom Boden entfernt?«
    »Einige.«
    Nico bemerkte nicht, was mit Antônio los war, gebannt starrte er nun auf das Schiff, das aussah, als würde es näher kommen. Maria aß mit den Kindern Maispudding auf dem Palmbett, das Eneido liebenswürdigerweise für sie bereitet hatte.
    »Kinder dürfen da nicht hin, sie können höchstens von Weitem gucken, sonst sterben sie.«
    Eneido versuchte, Anésia und Onofre dazu zu bringen, eine bestimmte Linie nicht zu überschreiten. So langsam, wie sie waren, langsam im Denken, war es ein Leichtes, ihren Willen zu beeinflussen.
    »Stirbt man nur vom Gucken?«
    »Nein, zuerst fällt man.«
    Antônio, der den Hut mit der Öffnung zu seinen Beinen hielt, spürte einen Luftzug an den Knien. Geraldina und Geraldo fühlten sich erstickt von Wind und Dunkelheit. Antônio breitete die kurzen Arme aus, kürzer als die von Anésia und Onofre. Er atmete tief durch, blickte auf das Schiff und schleuderte den Hut fort.

66. Kapitel
    JÚLIAS KOFFER FÜR die Geburtsklinik war gepackt. Da sie selbst zu Hause zur Welt gekommen war, ohne Arzt, schlug sie vor, im Schlafzimmer zu gebären. Wenn sie dort geboren worden war, warum nicht auch ihr Kind? Für Messias war es undenkbar, dass sein Kind im Hinterzimmer eines Kaufladens zur Welt käme, seines Ladens zwar, aber im Hinterzimmer. Sie sollte in die Geburtsklinik gehen, zu dem Arzt, der die Schwangerschaft betreut, der den Tag und die Uhrzeit festgelegt hatte. Es war der Vorabend, der Koffer war gepackt, Messias und Ludéria bedienten im Laden. Die Wehe kam schwach, dann stärker, wie Elefanten, die ein Ei zertrampelten, die Kraft stärker als die Fruchtblase, sie platzte auf dem Küchenstuhl. Júlia lief durch den Flur bis zur Ladentür. Messias begriff und holte das Köfferchen aus dem Zimmer.
    In der Geburtsklinik betreute der Arzt gerade eine andere Mutter, Júlias Geburt kam zu früh, er

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