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Führe mich nicht in Versuchung

Führe mich nicht in Versuchung

Titel: Führe mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Byron
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ging es gesundheitlich schlechter. Bruce hatte ihm am gestrigen Tag eine Nachricht gesandt, in der er Max mitteilte, dass er auf unbestimmte Zeit in Blackwood weilen würde. Er hatte ihm die Vollmacht übertragen, alle Entscheidungen zu treffen, die ihre gemeinsamen geschäftlichen Unternehmungen betrafen. Letzten Endes war es auch gut so, dachte Max. Einerseits schätzte er Bruces Respektlosigkeit, aber zur Zeit war er ganz und gar nicht in der Stimmung seine Bemerkungen zu ertragen, die teilweise so schneidend waren, dass sie bis ins Mark drangen. Und ganz gewiss stand ihm im Augenblick nicht der Sinn danach, Bruces Meinung über den Vorfall auf dem Balkon über sich ergehen zu lassen.
    Außerdem lag es nicht in seiner Absicht, Bruce mitzuteilen, dass sich der ganze >Vorfall< am Ende des Abends zu einer ausgesprochenen Katastrophe entwickelt hatte.
    Max schloss die Augen. Wie hatte er es nur zulassen können, dass dies geschehen war? Gott, er hatte einfach nicht damit gerechnet, dass sich ihre Lippen seufzend öffnen würden. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie auf eine Weise reagierte, als hätten sie sich schon tausendmal geküsst, eine Weise, die so ganz und gar nicht platonisch war. Er hatte nicht damit gerechnet, dass seine Lust ihn überwältigen und sein Blut so schnell zu kochen beginnen würde.
    Er musste sich nun eingestehen, was er die ganze Zeit über zu ignorieren versucht hatte.
    Jillian war zu einer überaus begehrenswerten Frau herangewachsen.
    Er rutschte auf dem Sofa hin und her und starrte mit blinden Augen zur Decke hinauf. In den letzten beiden Tagen hatte er das Haus nicht verlassen. Er hatte die Zeit in einer Art Schwebezustand verbracht, während er darauf wartete, welchen Pfad das Schicksal wohl für ihn vorgesehen haben mochte. Aber es machte keinen Unterschied. Beide Wege führten in die Hölle.
    Ob er Jillian nun heiratete oder die Freundschaft zu den beiden Menschen verlor, die ihm auf dieser Welt am meisten bedeuteten.
    Er fühlte sich verraten.
    Wie konnte Damien nur das Schlimmste annehmen und glauben, dass Max Jillian mit Absicht verführt hatte? Wie konnte er derart an ihm zweifeln, wo er ihm doch ein Leben lang vertraut hatte?
    ja, wie konnte er nur?
    Darauf lief es immer hinaus - diese Logik, die Damiens Reaktion auf die Szene, die er vorgefunden hatte, rechtfertigte, dieser bittere Grund, der Max an seine eigene Komplizenschaft erinnerte. Er hatte Jillian gewollt. Er hätte die Sache beenden können, aber das hatte er nicht.
    Jillian war eine Frau.
    Und er wollte sie besitzen.
    Wieder wurde an die Tür geklopft und er vernahm das leise Gemurmel von Stimmen in der Eingangshalle. Eine davon gehörte wohl Ripley, seinem Londoner Butler, der strikte Anweisungen hatte, niemanden außer Damien zu ihm vorzulassen. Und Damien würde ihm nur einen Besuch abstatten, wenn der rauhe Wind von Klatsch und Tratsch die Gesellschaft aufgerüttelt hatte.
    Die Tür schwang auf, das Sonnenlicht ergoss sich durch die Fenster des Foyers und beleuchtete die Gestalt eines Mannes.
    Damien.
    Der Gedanke an einen Racheengel schoss Max durch den Kopf. Es konnte nur einen Grund für seinen Besuch geben.
    »Ich nehme an, du bringst Neuigkeiten über meine drohende Hochzeit?« sagte Max frei heraus, ohne sich die Mühe höflichen Geplänkels zu machen.
    »Das tue ich«, erwiderte Damien kalt. »Man hat dich und Jillian auf dem Ball der Leightons beobachtet.«
    Obwohl er dies im stillen befürchtet hatte, war Max doch überrascht.
    Plötzlich wurde ihm bewußt, dass er lieber allein in die Hölle gehen wollte als Jillian mit hinabzuziehen. Denn zweifellos würde das Leben zur Hölle, wenn Jillian zwischen ihm und Damien gefangen war.
    Damien, der Idealist, der glaubte, dass die Liebe gut war und ewig hielt, und der solch eine Liebe für seine Schwester wollte. Damien, sein Freund, der Verräter und Verratener in einer Person war.
    »Bist du sicher, dass es keine andere Möglichkeit gibt?« fragte Max, der sich erhoben hatte. Er zog es vor, seinem Schicksal aufrecht zu begegnen.
    Damien betrat das Zimmer. »Du könntest natürlich ablehnen, dich wie ein Ehrenmann zu verhalten, und so den Ruf meiner Schwester vollkommen ruinieren.«
    Max spürte, wie sich seine Eingeweide zusammenzogen. »Stellst du nun auch noch meine Integrität in Frage, Damien?« erkundigte er sich mit leiser, beherrschter Stimme.
    »Ich stelle mir einige Fragen. Zum Beispiel: Warum hast du mir nichts von deiner Begegnung mit Nunnley

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