Führe mich nicht in Versuchung
»Ich dachte nur, dass Sie es vielleicht wissen wollten, Mylord«, sagte er leise.
Bruce schwieg für einen Augenblick, da er alle Kraft zusammennehmen musste, um nicht laut herauszuplatzen. Smithy machte seine Sache wirklich gut. »Ja, schon gut. Sie dürfen sich zurückziehen, Smithy.«
Bruce setzte eine wütende Miene auf und stolzierte zu seinem Platz am Tisch zurück.
Nunnley war knallrot angelaufen und hatte weiße Flecken im Gesicht. »Was werden Sie nun unternehmen?«
Bruce stützte seine Ellbogen auf den Tisch und verschränkte seine Finger. Dies war der schwierigste Teil, denn es galt zu improvisieren. Wenn er mit ihm fertig war, musste Nunnley derartig zornig und gedemütigt sein, dass er versuchen würde, selbst Rache zu nehmen, um seine verletzte Ehre wieder herzustellen.
Er starrte Nunnley nachdenklich an und sagte nichts, um Furcht und Panik genug Zeit zu geben, ihr Werk zu tun. Er wollte Nunnley in die Knie zwingen.
»Sie können doch wohl nicht ernsthaft in Erwägung ziehen -« begann Nunnley und stolperte vorwärts. »Ich habe mich an meinen Teil der Vereinbarung gehalten. Ich kann Melissa unmöglich heiraten.«
»Dann tun Sie es einfach nicht. Mein Hader mit Ihnen ist beendet. Arabella ist es, die sich mit mir angelegt hat.«
»Wenn Sie Melissas Ruf ruinieren, bleibt mir keine Wahl«, erwiderte Nunnley. »Meine Mutter wird mich zu einer Heirat zwingen. Sie wissen doch, wie fromm sie ist.«
Nun lachte Bruce herzhaft und laut. Das wußte er in der Tat. Nunnley hatte gerade genau die Textzeile geliefert, auf die er gewartet hatte. Nun war es an der Zeit, ihn davon zu überzeugen, dass es keine erzwungene Ehe mit Melissa geben würde. »Gehen Sie nach Hause, Nunnley, und vergessen Sie alles. Arabella kennt mich zu gut.«
»Aber das ist nicht fair. Ich habe Ihnen doch erklärt Er verstummte abrupt. »Was haben Sie gesagt?«
»Gehen Sie nach Hause«, erwiderte Bruce und entließ ihn mit einer Handbewegung. »Sie sind aus dem Schneider, Arabella hat meinen Bluff durchschaut.«
Nunnleys Kinnlade klappte ihm auf die Brust hinunter. »Das war alles nur ein Bluff?«
Bruce zuckte mit den Schultern. »Natürlich, Sie Dummkopf. Aber Sie haben so nett gebettelt, da konnte ich nicht widerstehen, Sie noch ein wenig länger an der Nase herumzuführen.«
Nunnleys Augenbrauen näherten sich einander, und sein Kinn begann zu zittern, während er es von der Brust hob. Höher und höher stieg es, bis sein Adamsapfel schließlich ebenso hervorstand wie seine Nase. »Dafür sollte ich Sie fordern.«
»Tun Sie das nur«, entgegnete Bruce. »Ich werde ganz bestimmt nicht kommen, und meine Mutter wird mich auch nicht dazu zwingen.«
»Das werden Sie noch bereuen«, stieß Nunnley hervor, drehte sich um und stolzierte aus dem Zimmer.
Dieser Ansicht war Bruce nicht. Er würde lediglich bereuen, wenn Max und Jillian miteinander unglücklich wären, aber das hielt er nicht für wahrscheinlich. Und dennoch wurde er von Zweifeln geplagt. Es war schon eine gewaltige Verantwortung, das Leben eines anderen Menschen zu seinem eigenen besten zu manipulieren.
Besonders, wenn es sich um einen verdammten Herzog handelte.
Und ganz besonders, wenn es sich um diesen Herzog handelte.
Max könnte Bruce in Grund und Boden stampfen, wenn ihm der Sinn danach stand.
Und doch war Bruce sicher, dass Jillian Max liebte und Max diese Liebe brauchte.
Wie romantisch.
Zumindest wäre es das, wenn Max endlich einmal seine Augen öffnen und bemerken würde, was vor sich ging. Wie konnte er nur nicht sehen, dass Jillian in ihn verliebt war?
Immerhin lag eine gewisse Befriedigung darin, dem alten Herzog von Bassett, der sich so große Mühe gemacht hatte, seinen Sohn nach seinem kalten und leidenschaftslosen Vorbild zu formen, im nachhinein eins auszuwischen. Je mehr er darüber nachdachte,- desto sicherer wurde er sich, dass sogar eine sehr große Befriedigung darin liegen würde, dem alten Herzog auf diese Weise eins auszuwischen.
Er hatte das Richtige getan.
Kapitel 19
Was für ein ausgewachsener Narr ich doch gewesen bin, dachte Max. Er lag ausgestreckt mit den Armen hinter dem Kopf auf seinem großen Sofa in der Bibliothek. Er nahm wohl zur Kenntnis, dass an die Haustür geklopft wurde, machte sich aber nicht die Mühe aufzustehen. Seit er Jillian und Damien vor zwei Tagen verlassen hatte, war er offiziell >nicht zu Hause<.
Der einzige Mensch, den er gerne gesehen hätte, war Bruce, aber das war unmöglich. Bruces Mutter
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