Fuehrungs-Spiel
achten, zu formen, zu bewegen? Antworten auf diese Frage wurden offensichtlich nicht nur im deutschen Fußball, sondern auch in der freien Wirtschaft noch dringend gesucht. Dass ich, der Hockeytrainer, mit meiner Arbeitsweise jedenfalls einige Antworten würde geben können, die nicht nur Sportler interessierten – dieses Bewusstsein hat auch der Unternehmer Dietmar Hopp in mir geweckt. Und damit nebenbei einen entscheidenden Impuls zur Entstehung dieses Buches gegeben.
Während aller Gespräche mit Rangnick und Hopp hatte ich weiter Kontakt zu Jürgen Klinsmann gehalten. Er hatte mir sehr zugeraten, die Tätigkeit in Hoffenheim anzutreten, er kannte Hopp aus dem gemeinsamen Engagement für die Jugendstiftung »fb21«. Auch meinen »Konkurrenten« Matthias Sammer hatte ich zwischenzeitlich getroffen, und es zeigte sich, dass er offen war für meine Impulse. Er war sich nicht zu schade, mich um Rat zu fragen, besonders, was die Jugendarbeit betraf. So war es eine logische Folge, dass auch nach Jürgens Rücktritt nach der WM der Kontakt zum DFB nicht abriss, im Gegenteil: Einen Monat nach der Fußball-WM etablierte der DFB seinen neuen sportlichen Führungsstab, das sogenannte Sport-Kompetenz-Team. Hier versucht Oliver Bierhoff als Vorsitzender dieses Achtergremiums, Inhalte eines sportlichen Konzepts von den Nachwuchs t eams bis zur A-Nationalmannschaft zu koordinieren. Bierhoff fragte mich, ob ich mir vorstellen könne, dort als externer Berater mitzuarbeiten. Alle Mitglieder des Kompetenzteams unterstützten diese Idee. Der Generalsekretär des DFB, Horst R. Schmidt, empfing mich in der ersten Sitzung in der Runde mit den Worten: »Herr Peters, Sie haben eine einmalige Erfolgsgeschichte, erzählen Sie uns, wie Sie das gemacht haben, wir möchten da von Ihnen lernen.« Dieser Aufforderung kam ich in den nächsten Monaten gerne nach: mit einer detaillierten Analyse einiger Bereiche der Jugendförderung und der Trainerausbildung. Natürlich habe ich auch kurz- und mittelfristige Lösungen vorgeschlagen, um vorhandene Defizite zu beheben. Nun wird es spannend sein zu beobachten, wie konsequent im Zusammenspiel von Deutscher Fußball-Liga und DFB diese Ideen einer umfangreicheren, inhaltlich veränderten Trainerausbildung umgesetzt werden. Ist man grundsätzlich zu Veränderungen bereit oder scheut man sich vor anstrengenden, manchmal zunächst nicht leicht zu vermittelnden, aber dringend notwendigen Neuerungen? Manchmal beschäftigt mich die damalige Situation noch, das gebe ich gerne zu. Immerhin, denke ich dann bei mir, hat ein Hockeytrainer als Sportdirektor den Aufstieg der TSG 1899 Hoffenheim in die zweite Liga nicht verhindern können. Jetzt leitet der Hockeytrainer gemeinsam mit einem hoch quali fizierten Team ein anspruchsvolles, ehrgeiziges Fußballunter nehmen. Und er ist verdammt froh, dass alles so gekommen ist.
Die Metamorphose
Wie Bernhard P. vom spröden Humorverweigerer
zum warmherzigen Erfolgscoach wurde
Aus nächster Nähe beobachtet von Philipp Crone
Am Anfang hatte ich Angst vor ihm. Er war groß, ich war klein, er hatte keinen Humor, ich war albern, er war Trainer der Mannschaft, in die ich wollte: die U21. Ehrlich gesagt mochte ich ihn nicht besonders. Aber das war egal. Denn wo er war, waren Siege und erste Plätze und Medaillen. Und wo das alles war, dahin wollte der 14-jährige Verteidiger aus München, der »kleine Dicke« (Peters hockeyzeitlebens über Crone) auch. Später, als U21-Kapitän, konnte ich ihn schon besser leiden, und als er 2001 Bundestrainer wurde, war ich begeistert. Am Ende sind wir Freunde geworden. Vielleicht liegt das auch daran, dass wir uns sehr ähnlich sind: Wir hatten beide zu Karrierebeginn wenig Talent, dafür umso mehr Ehrgeiz. Wie diese Kombination einen Menschen verändern kann, habe ich mir 16 Jahre lang aus nächster Nähe angesehen. Aus dem unsicheren, manchmal regelrecht verkrampften Humorverweigerer ist über viele äußerst erfolgreiche Etappen als Hockeytrainer heute ein souveräner Fußball-Sportdirektor geworden, der die branchenüblichen hektischen Niederlagenreflexe souverän an sich abprallen lässt , der stattdessen nüchtern in seinem großen Erfahrungsschatz kramt, ruhig analysiert und verbessert. Mein Start mit ihm war dabei alles andere als vielversprechend.
Als ich ihn kennenlernte, konnte Bernhard nicht lachen und war chronisch unzufrieden. Fast schien es, als suche er immer nach Dingen, über die er unzufrieden sein konnte, nur um
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