Fuehrungs-Spiel
regelmäßig zum Gespräch, mit der Bitte, mir offen und ehrlich zu sagen, was aus ihrer Sicht richtig lief und was nicht. Dabei ging es vor allem auch um meine Arbeit: Was müsste ich als Trainer besser machen? Gab es andere Zielrichtungen im Team, gab es Schwierigkeiten mit anderen Mitgliedern aus dem Trainer- oder Betreuerstab? Waren wir grundsätzlich auf der richtigen Bahn, um unser Ziel zu erreichen? Ich berief für diese Anlässe keinen festen Spielerrat, sondern wechselte bewusst auch hier, nahm immer mal wieder auch jüngere oder schwieriger zu integrierende Spieler dazu, um sie durch diese Gespräche mehr in die Verantwortung zu nehmen.
Das Analysegespräch
(Kurz- und mittelfristige Kommunikation)
Das Analysegespräch ist eine klassische Kommunikationsform. Jeder, der ein Team führt, braucht die bilanzierende Aufarbeitung des Geleisteten.
Ich selbst habe gemeinsam mit den Spielern in kurzen, nach Spiel- oder Trainingsverlauf auch länger dauernden Gesprächen die Fortschritte und Defizite des einzelnen Trainings, häufiger noch des vorangegangenen Spiels, analysiert. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber auch hier kann man Fehler machen. So musste ich zum Beispiel lernen, dass solche Unterhaltungen besser nicht unmittelbar nach Ende einer Partie stattfinden sollten. Es ist mir anfänglich oft passiert, dass ich direkt nach einem von der Mannschaft schlecht geführten, verlorenen Spiel das Team oder auch einzelne Spieler rüde zusammengefaltet habe. Dann erst schaute ich mir die Videoaufzeichnung an und stellte fest, dass meine Wahrnehmung, unter dem extremen Stresseinfluss, falsch war. Seither habe ich mir mit der Analyse mehr Zeit gelassen. Was allerdings nicht immer bedeutete, dass sie weniger hart ausfiel – wohl aber viel fundierter. Analysegespräche in Form von Videositzungen zum letzten Spiel fanden fast immer am Tag nach dem Spiel statt. Nach Themen zusammengefasst (zum Beispiel: Abwehrverhalten, Flügelspiel, Eckenausbeute) präsentierte ich der Mannschaft meinen Zusammenschnitt. Dann wurde diskutiert, kritisch Bilanz und – ganz wichtig – die Konsequenzen für die nächsten Etappen gezogen.
Das Spielvorbereitungsgespräch
(Kurzfristige Kommunikation)
Entscheidende Situationen fordern eine kommunikative Vorbereitung mit allen Beteiligten.
Vor jedem Spiel haben wir eine Mannschaftssitzung abgehalten. Etwa drei Stunden vor Beginn wurden das Team und jeder einzelne Spieler detailliert auf die anstehende Aufgabe vorbereitet. Dabei setzte ich, teilweise, das dialogische Prinzip außer Kraft. Hier sprach hauptsächlich ich und demonstrierte dabei am Videobild die konkreten taktischen Aufgaben. Doch sollte, wie in allen Kommunikations s ituationen, Monotonie möglichst vermieden werden: Auch die Spezialtrainer oder der Psychologe stellten die Aufgaben ihres Teilbereichs in kur zen Ansprachen, durch Videos, Charts oder mit anderen optischen Mitteln vor: die Strategie für die Stürmer, das Verhalten im Fall eines Siebenmeterschießens und vieles andere mehr. Es entstand nach den gezeigten Videozusammenschnitten oft ein Frage- und Antwort -S piel mit dem Team. Auch hier sorgte ich mit wohldosierter Abwechslung für einen hohen Aufmerk samkeitswert: Mal wurden animierte Bilder gezeigt, mal eine Präsentation am Rechner über Beamer an die Wand geworfen, mal wählte ich ein Flipchart, um meine Vorstellungen zu erläutern.
Das Halbzeitgespräch (Punktuelle Kommunikation)
Präzise Interventionen bieten die Möglichkeit, auf laufende Prozesse kurzfristig steuernd Einfluss zu nehmen.
Das Pausengespräch im Sport ist eine schwierige Kommunikationsform, da zeitlich limitiert. Auch hier musste ich zunächst Erfahrungen sammeln, um meine Arbeit zu optimieren. Über die Jahre lernte ich zu erspüren, ob und wie ich nach dem Stress während des Spiels in der ersten Halbzeit die Spieler kommunikativ erreichte. So begann ich mit dem Lob für gelungene Aktionen, um ein gutes Gesprächsklima für die notwendigen Verbesserungen zu schaffen – und nie mehr als drei prägnante Aufgaben für die kommende Halbzeit für das Team zu formulieren. Weniger war dabei immer mehr. Einzelne Spieler habe ich direkt angesprochen, manches an der Taktiktafel aufgemalt. In dieser aufgeheizten Situation war mir das Kommunikationsmittel der rhetorischen Pause besonders wichtig. Binnen Sekunden konnte mein Schweigen die Aufmerksamkeit der Jungs wieder bündeln, für den nächsten Satz, das nächste Thema. Zum Schluss
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