Fuehrungs-Spiel
für Führungskräfte , Reinbek, 2003 .
3 Vgl. Hermann/Schmidt: Reden wie die Profis , Planegg 2003 .
4 Anstrebungsziele sind hier im Gegensatz zu Vermeidungszielen gemeint. Ziele lassen sich sowohl anstrebend als auch vermeidend aufstellen, zum Beispiel »Wir wollen die Liga erhalten!« (= Anstrebungsziel), »Wir wollen nicht absteigen!« (= Vermeidungsziel).
Motivieren: Führung muss bewegen
Ein Beispiel aus der Praxis
Führung muss bewegen
Wenn man Leute auf der Straße fragen würde, was ein Trainer oder eine Führungsperson am besten beherrschen sollte, würde ganz gewiss die überwiegende Mehrzahl antworten: Er muss motivieren können! Der Begriff »Motivation« scheint eine Art Zauberwort zu sein. Und zwar vorwiegend für alles, was sich bei der Führung von Menschen und Teams rational nicht erklären lässt. Motivieren zu können gilt vielen als gottgegebene Fähigkeit, anderen als Patentrezept gegen unerklärliche Leistungseinbrüche. Nichts von alledem hat mich interessiert, als ich für mich eine Aufgabenstellung für diesen Bereich entwickelte.
Eine Führungspersönlichkeit hat hier auf verschiedenen Ebenen Aufgaben zu erfüllen. Für mich bedeutete motivieren, meine Anforderungen an das Team ständig präsent zu halten. Als Trainer musste ich meine Mannschaft in diesem langfristigen Prozess zwischen großen Turnieren wie Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen eng führen, besonders in den Zeiten, in denen ich die Spieler nicht um mich hatte. Es musste allen Spielern zu jeder Zeit klar sein, worum es für sie persönlich und für das Team ging. Diese Anforderungen galt es mit Leidenschaft zu kommunizieren, um wirklich alle auf diesem Weg mitzunehmen.
Zunächst einmal eine entscheidende, vielleicht ernüchternde Erkenntnis: Ich glaube, niemand kann von außen langfristig und stabil motiviert werden. Die Motivation muss aus jedem selbst herauskommen, als Trainer oder Führungsfigur kann ich niemanden motivieren, ich kann ihm nur helfen, sich selbst zu motivieren.
Wie kann ich das tun? Es muss mir gelingen, bei einem Spieler Weg und Ziel unserer Bemühungen ständig präsent zu halten und damit sei nem Tun einen Sinn zu geben. Dies treibt ihn an. Die Entschei dung, einen höheren Aufwand zu betreiben, muss jeder für sich treffen: Sich morgens bei Kälte und Dunkelheit die Sportschuhe anzuziehen und zu laufen oder eben nicht – diese Entscheidung kann nur aus tiefster Überzeugung und nicht aus Zwang heraus gefällt werden. Das nenne ich Eigenmotivation.
Ein Spieler, der auf dem Weg nach oben ist, aber ständig einen Tritt in den Hintern braucht, um zu trainieren, wird den Sprung an die Spitze nicht schaffen. Der Wille, die eigenen selbst gesteckten Ziele zu erreichen, peitscht Klassespieler von Trainingseinheit zu Trainingseinheit. Sie lieben das, was sie tun, sie lieben das Spiel an sich, sie wollen Wettkampf auf hohem Niveau. Solche Spieler brauchen keinen Aufpasser und schaffen sich für ihre Leistungsentwicklung selber den passenden Rahmen.
Ich habe jeden meiner Spieler ein D reiviertel j ahr vor der Weltmeisterschaft 2006 gefragt: Warum engagierst du dich für dieses Team, was bewegt dich, hier für die Hockey-Nationalmannschaft alles zu geben, wo du so gut wie nichts verdienen kannst, außer der Ehre und vielleicht eine Medaille? Mat t hias Witthaus, unser Stürmer, antwortete darauf: »Das ist die Freude am Hockey schlechthin, sich in der Weltspitze mit den Besten zu messen und Erfolge zu feiern. Es ist der Ehrgeiz, wieder ganz oben zu stehen. Der Antrieb kommt von innen, ich will da oben dabei sein, ich will aufs Treppchen! Was mich antreibt, ist die Erinnerung an tolle Siege und Siegesfeiern. Auch die Vorstellung, wie es sein wird, die WM in Deutschland zu spielen und wieder Erfolge zu feiern. Kein Geld der Welt kann den Spaß ersetzen, in dieser Mannschaft zu spielen.«
Aus den Antworten meiner Spieler ergab sich ganz eindeutig: Sie wollten Mitglied einer erfolgreichen, eingeschworenen Truppe sein. Sie hatten Lust auf das gemeinsame Funktionieren, ja sogar darauf, sich gemeinsam unglaublichen Anstrengungen auszusetzen. Sie waren heiß darauf, an ihre Leistungsgrenze zu gehen, die Unterstützung der anderen im entscheidenden Moment zu spüren. Aus diesem Antrieb entstand bei jedem Spieler der unbedingte Wille, alles dafür zu unternehmen, ein starkes Mitglied in einer starken Mannschaft zu sein.
Die Möglichkeiten, Spieler zu dieser »intrinsischen«, also der sich von innen
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