Fuehrungs-Spiel
unterschätzt. Ich war ein Trainer, der sehr akribisch darauf achtete, dass all seine Vorgaben eingehalten wurden. Auf der anderen Seite versuchte ich die Spieler zu bestärken, indem ich ihre starken Leistungen unter vier Augen oder vor versammelter Mannschaft deutlich herausstellte.
Wann Motivation beginnt und wo sie endet
Motivation, so wie ich sie verstehe, vollzieht sich in den Zeiträumen zwischen großen Herausforderungen. Sie ist also eher langfristig angelegt. Beginnt ein Turnier, braucht kein Spieler mehr in irgendeiner Weise motiviert zu werden. Dann geht es nur darum, ihn in einen optimalen körperlichen und mentalen Spannungszustand zu versetzen. Den letzten Kick erhalten die Spieler dann unmittelbar vor dem Spiel. Hier handelt es sich um die kurzfristig wirksame Methode der Emotionalisierung, in Abgrenzung zur Motivation.
Die Kernbotschaft der Motivation jedoch bleibt nicht auf den Sport beschränkt: Wer es nicht schafft, die Mitglieder seines Teams über einen langen Zeitraum hinweg für die gemeinsa men Ziele zu begeistern, wird mit allen kurzfristigen Varianten der emotionalen Ansprache kaum Erfolg haben.
Motivieren – grundsätzliche Anmerkungen
Die Motivation gehört zum täglichen Leben eines jeden Menschen, da alle bewussten und auch ein Teil der unbewussten Prozesse und Handlungen Motivation benötigen. Jeden Tag müssen oder wollen wir uns unzählige Male motivieren beziehungsweise müssen oder wollen wir motiviert werden. Es handelt sich also sowohl um einen aktiven als auch um einen passiven Vorgang. Das Motivieren geschieht oft unbewusst und beginnt meistens schon beim morgendlichen Aufstehen. Das Ziel – oder die Notwendigkeit –, pünktlich bei der Arbeit zu sein, motiviert uns, das Bett zu verlassen. Wenn wir wissen, wofür, fällt uns das Aufstehen leichter. Und am Abend ist es dann das Ziel, morgens ausgeschlafen zu sein, das uns motiviert, den Tag zu beenden. Auch hier gilt: Der Anreiz, sei es im positiven (körperliche Frische) oder negativen (Müdigkeit) Sinn, ist der Ausgangspunkt unserer Handlung. Im Folgenden soll es jedoch um Motivationsformen gehen, die eine – im Zweifel messbare – Leistung zur Folge haben. In der Wissenschaft spricht man daher von »Leistungsmotivation«.
Die meisten Ziele, also die Endpunkte jedes Motivationsvorgangs, sind individuell. Und je nach Zeitpunkt und Ausgangssituation legen Menschen unterschiedliche Verhaltensweisen an den Tag, um diese Ziele zu erreichen. Diese Ziele und die Wege dorthin können sich auch verändern. Die Motivation ist und bleibt dabei der Treibstoff auf dem Weg zum Ziel.
Was sind nun die charakteristischen Merkmale dieses Treib stoffs? Hätte er einen Namen, so hieße er vermutlich: »Warum?« Denn wird nach der Motivation eines Menschen gefragt, so geht es immer darum, warum jemand etwas tut oder unterlässt. Motivation gibt Aufschluss über die Ziele, die Ursachen und Motive menschlichen Handelns, über die Wahl zwischen Handlungsalternativen und schließlich über die Intensität einer jeden Handlung.
Für Führungspersonen, die gemeinsam mit anderen Menschen Ziele erreichen wollen, ist die Frage der Motivation folg lich von entscheidender Bedeutung. Wer Ziele vorgibt, trägt natürlich auch die Verantwortung dafür, dass sie erreicht werden. Er muss seinen Mitarbeitern den Weg ebnen, muss ihnen die Frage nach dem Warum klar beantworten, so klar, dass aus dem »Warum?« ein »Darum!« wird, aus dem Fragezeichen ein Ausrufezeichen.
Motivationsmodelle
Es gibt unterschiedliche wissenschaftliche Modelle, die sich mit der Frage beschäftigen, wie es gelingen kann, Menschen für ein bestimmtes Ziel zu gewinnen, sie zu motivieren. Eines der berühmtesten stammt von dem Motivationspsychologen Heinz Heckhausen. Heckhausens Modell liegt ein zweckrationales Menschenbild zugrunde, welches davon ausgeht, dass Menschen ein bestimmtes Verhalten zeigen, das wiederum bestimmte erwünschte Ergebnisse nach sich zieht, die zu weiteren angestrebten Folgen führen. Das Verhalten und seine Folgen sind dabei abhängig von der individuellen Erwartungshaltung. Wer also motivieren will, muss sich die Frage stellen: Warum sollte das Ziel gerade für die entsprechende Person als Individuum erstrebenswert sein? Im Sport – und nicht nur dort – gibt es dafür in aller Regel eine Vielzahl von Antworten: zum Beispiel Ansehen, Zugehörigkeit, sozialer Aufstieg, finanzielle Vorteile. Klar ist, dass zum Beispiel ein Routinier, der seine dritte
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