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Fuehrungs-Spiel

Fuehrungs-Spiel

Titel: Fuehrungs-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Peters , Hans-Dieter Hermann , Moritz Mueller-Wirth
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Zeit. Im Sport spricht man in solchen Situationen davon, dass sich Mannschaften »in einen Rausch« spielen oder auch Einzelsportler »über sich hinaus«wachsen. In künstlerischen Berufen, bei Musikern zum Beispiel, gehört der »Flow« ebenfalls zu den wichtigsten Motivationsformen. Auch Manager und Führungskräfte berichten, wie bei spannenden, oft neuen Projekten die Zeit verfliegt und sie unglaublich viel Energie hineinlegen können. Man spricht dabei auch von intrinsischer Motivation . Intrinsisch motivierte Personen zeigen ein selbstbestimmtes Verhalten, das heißt, ihr Handeln ist aus sich selbst heraus definiert und braucht keinen Anstoß mehr. Der Trainer scheint dabei nur auf den ersten Blick aus dem Spiel, denn im Idealfall überträgt sich dieser Zustand auch auf ihn, und er wird, wenn er die Leistung seines Teams beobachtet, Teil des »Flow«-Prozesses, der ja auch in wesentlichen Teilen auf seine Arbeit zurückzuführen ist. Vielleicht ist das »Flow«-Erlebnis die intensivste Form des Erlebens von Motivation und gleichzeitig die Bestätigung für eine gelungene Motivation. Lust an der Leistung pur!

Emotionalisieren: Gefühle fördern mit Gefühl
    Ein Beispiel aus der Praxis
    Samstag, 14. September 2005, Hockey s tadion an der Prager Straße in Leipzig, die Sonne verschwindet hinter dem nahen Völkerschlachtdenkmal, es sind noch genau 40 Sekunden zu spielen im Halbfinale der Europameisterschaft Deutschland gegen Spanien. Der Spielstand nach tollem Fight ist 2 : 2. Da entscheidet der Schiedsrichter: Ecke gegen die deutsche Mann schaft. Die Abwehrspieler sind schnell draußen, aber der Ball gelangt abgefälscht durch die Abwehrreihen irgendwie in unser Tor. 2 : 3! Alles aus, welch riesiger Schmerz für uns, wir sind raus und spielen nur um Platz drei bei dieser Europameisterschaft.
    Ich erinnere mich sehr genau an die schmerzverzerrten, weinenden Gesichter der Spieler: 40 Sekunden vor Schluss solch ein Spiel zu verlieren, in das wir ungeheure Energie nach dem 0 : 2-Rückstand investiert hatten – das war unglaublich hart. Die Zuschauer halfen uns durch ihre starke, leidenschaftliche Unterstützung etwas über den Schmerz hinweg.
    Am Sonntagmorgen spielten wir schon um zehn Uhr bei Prachtwetter gegen Belgien um die Bronzemedaille. Das Stadion war proppenvoll, und die Fans waren einfach klasse. Die Jungs spielten das belgische Team in einer wahren Demonstration regelgerecht an die Wand und gewannen nach tollen Toren mit 7 : 1!
    Die größtenteils jungen Spieler genossen die Sympathie der Zuschauer in der warmen Sonne und waren froh, mit dem Gewinn der Bronzemedaille einen guten Abschluss hinbekommen zu haben. Mir jedoch war die Stimmung viel zu harmonisch. »Friede, Freude, Eierkuchen« – das schien die Devise. Ich war noch zutiefst enttäuscht nach der Niederlage am Vortag, wollte aber an diesem Tag nicht der Spielverderber sein.
    Die Spanier gewannen das darauffolgende Finale gegen die Niederlande und führten bei der Siegerehrung ihre Jubeltänze mit dem EM-Pokal aus.
    Unsere Jungs standen auf dem Podest für den dritten Platz, sie bekamen die Bronzemedaille und einen Blumenstrauß. Sie jedenfalls waren in diesem Moment mit sich und der Welt zufrieden.
    Zufrieden! Viel zu zufrieden – ein Jahr vor der Weltmeisterschaft, dachte ich bei mir. Ich sah genau in die Gesichter! Dritter Platz bei der Europameisterschaft hier in Leipzig, das war nach dem Verlauf des Turniers in Ordnung. Aber wir wollen ganz woandershin. Der absolute Wille zum Erfolg war nicht zu erkennen. Gerne hätte ich in den Gesichtern der einzelnen Spieler gesehen: »Ich habe mit letzter Hingabe und Leidenschaft das Ziel, Weltmeister zu werden . « Meine Stimmung war extrem durchwachsen, ich fühlte mich schlecht, aber extrem herausgefordert für das kommende Jahr mit der Weltmeisterschaft im eigenen Land.
    Diese Hingabe wollte ich aber in jeden einzelnen Spieler klar hineinprojizieren, ihn total mitnehmen, ihn inspirieren für diese leidenschaftliche Idee, in dem neuen, extra für die WM gebauten Stadion die Weltmeisterschaft in einem Jahr zu gewinnen. Dazu musste ich jedoch zunächst die Herzen der Spieler zu packen bekommen und sie mit meinen Gefühlen ansprechen und bewegen.
    Der Athletik- und Teambildungslehrgang im Oktober 2005 in Mannheim sollte dabei zu einem wichtigen Meilenstein der weiteren Entwicklung des Teams werden. Ich hatte alle individuellen Athletiktrainer der Spieler eingeladen, wir absolvierten Leistungstests,

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