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Fuehrungs-Spiel

Fuehrungs-Spiel

Titel: Fuehrungs-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Peters , Hans-Dieter Hermann , Moritz Mueller-Wirth
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Emotionalität auch zwischen den Turnieren, nicht nur während der gemeinsamen Lehrgänge aufrechtzuerhalten, war eine meiner wichtigsten Maßnahmen. Telefonanrufe, Briefe, Mails und SMS sind meine Zeugen – die Spieler konnten sich darauf verlassen, dass ich ihren Weg auch in den Zeiten, in denen wir nicht gemeinsam arbeiteten (und das war ja der überwiegende Teil des Jahres), verfolgte und emotional begleitete (siehe auch »Begleiten: Verantwortung weist den Weg«). So ließ ich den Faden zwischen Spieler und Trainer nie abreißen.
    Ich will nicht verschweigen, dass diese Methode vermutlich von allen Führungsvarianten die anstrengendste ist. Als Trainer und Führungsperson muss man sich ein ungeheuer aufwendiges Beobachtungs s ystem aneignen, um sich die Stimmungen innerhalb des Teams, aber auch die emotionale Ausgangslage eines jeden Einzelnen zu vergegenwärtigen. Nur dann kann man mit den geeigneten Maßnahmen andocken. Dass diese Methode ungeheuer kräftezehrend ist, muss ich wohl nicht weiter begründen.
    Schließlich kann auch nur derjenige glaubwürdig Emotionen wecken, der seine eigenen Gefühle in das System mit einspeist, der Glück und Trauer nicht hinter einer Mauer vermeintlicher Autorität versteckt – und doch dabei nie vergisst, dass er derjenige ist, der führt, der aufbauen, abfedern und lenken muss. Der im Zweifel auch immer eher Trost spenden als solchen empfangen sollte. Und der doch durch seine Emotionalität seine eigene Glaubwürdigkeit untermauern und damit die Spieler zu Höchstleistung motivieren kann. Kein noch so genialer taktischer Schachzug, kein noch so ausgefeiltes Trainingsprogramm kann dies ersetzen.
    Die Emotionen sind der Turbo auf dem Weg zur Höchstleistung. Der Umgang mit ihnen kann Spiele entscheiden, im Sport, im Beruf wie auch im alltäglichen Leben.
    Emotionalisieren – grundsätzliche Anmerkungen
    Der Umgang mit, der Einsatz von Emotionen ist ein fast schon als klassisch zu beschreibendes zwischenmenschliches Vorgehen. Er betrifft sowohl den persönlichen als auch – zunehmend – den professionellen Bereich. Immer mehr widmet sich auch die Wissenschaft der Frage, wie man den Vorgang der Emotionalisierung systematisieren und damit für die Interaktion (auch) im Bereich der Führung von Menschen, Mannschaften und anderen Gruppen gezielt einsetzen kann. Zwei Punkte stehen dabei im Vordergrund:
    •Das Entstehen von Emotionen
    •Die Steuerung von Emotionen zur Leistungssteigerung
    Das Entstehen von Emotionen
    Wie Emotionen entstehen, wird in der Psychologie seit circa 100 Jahren diskutiert. Einen systematischen und viel beachteten Ansatz zum Verständnis von Emotionen lieferten die Psychologen Keith Oatley und Jennifer Jenkins in den 90er-Jahren. Ihr Ansatz beruht auf den folgenden drei Prämissen:
    1.Eine Emotion entsteht dann, wenn ein Ereignis von einer Person als bedeutsam für ein bestimmtes Ziel angesehen wird. Dies kann bewusst oder unbewusst geschehen.
    2.Die Handlungsbereitschaft einer Person bildet den Kern einer Emotion. Einer Emotion schließt sich meist eine Handlung an, und zwar die, die der Emotion inhaltlich am nächsten ist.
    3.Eine Emotion wird meist als mentaler Zustand wahrgenommen, kann leicht auch zu körperlichen Reaktionen und spontanen Handlungen führen. (Ergänzend muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass dieser letzte Punkt aus gutem Grund in der Wissenschaft umstritten ist, da etliche Forscher das Vorhandensein körperlicher Reaktionen und Handlungen als begründendes Merkmal und nicht als Folge einer Emotion ansehen.)
    Alle drei Punkte lassen sich unmittelbar auf das Verhältnis zwischen einer Führungspersönlichkeit und den mit ihr arbeitenden Menschen beziehen. Nur wenn ein bevorstehendes Ereignis – ein Spiel, eine Prüfung oder ein wie auch immer gearteter Wettbewerb – von den Beteiligten als bedeutsam angesehen wird, werden ihre Emotionen geweckt und damit in der Regel ihre Leistungsfähigkeit gesteigert. Meist ist es ein Ziel – sei es für den Einzelnen oder für das Team als Ganzes –, mit dem diese Bedeutung verbunden wird. Dieses Ziel kann sowohl ein materielles (steigender Umsatz oder Gewinn für das Unternehmen, Gehaltserhöhung, Prämie) als auch ein immaterielles (Reputation in der Branche, Sieg über die Konkurrenz, Steigerung des Ansehens, Ehre) sein (siehe auch ein »Motivieren. Führung muss bewegen«). Der Appell an die Emotionen hat zunächst in der Regel also nicht das positive Ergebnis an sich als

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