Fuehrungs-Spiel
Gruppe und jedem ihrer Mitglieder ein gemeinschaftliches, emotional aufgeladenes Erlebnis ermöglichen. Eine explizite Aufforderung an die Adressaten, sich diesen Emotionen auszusetzen, ist in solchen Situationen oft hilfreich und notwendig. Von etlichen Unternehmen ist beispielsweise bekannt, dass sie ihre Mitarbeiter nach der Fußball w eltmeisterschaft 2006 auf kommende hohe Anforderungen und Ziele des folgenden Geschäftsjahres emotional einstimmten, indem sie ihnen Sönke Wortmanns Film Deutsch land – ein Sommermärchen zeigten. In diesem Film wird deutlich, dass die deutsche Fußballnationalmannschaft vor allem durch konsequente Vorbereitung, Teamgeist und Überzeugung ein Ziel erreichte (den dritten Platz bei der Weltmeisterschaft), das ihr vorher kaum jemand zugetraut hatte.
Eine starke Führungspersönlichkeit wird sich die Module der Emotionalisierung zu eigen machen. Aber nicht zu jedem Zeitpunkt, nicht in jeder Situation ist es sinnvoll zu emotionalisieren. Ob und wann man dieses Mittel einsetzt, wird kein Lehrbuch ausreichend beschreiben können. Das muss die Erfahrung und die mit ihr verbundene Intuition richten. Wenn die Emotion, wie oben geschildert, der »Turbo« für die Leistungsbereitschaft von Menschen ist, so ist sie dieser »Turbo« in besonderem Maße für die Führungspersönlichkeit. Gefühle entscheiden nicht nur über Leistung. Sie machen aus einem Anführer eine Persönlichkeit. Gefühle geben den Ausschlag.
Analysieren: Keine Maßnahme ohne Grund
Ein Beispiel aus der Praxis
Keine Maßnahme ohne Grund
Die Analyse ist eine entscheidende Disziplin für Führungskräfte. Selbstverständlich gibt es auch etliche Entscheidungen im Sport, die »aus dem Bauch heraus« getroffen werden, also intuitiv. Doch über allem steht und stand für mich immer das Prinzip: keine Maßnahme ohne Grund. Wer leistungsorientiert arbeitet, mit Einzelnen und mit Teams, für den ist deshalb die Analyse einer der wichtigsten Schritte zum Erfolg, vielleicht sogar der wichtigste. Die Analyse steht bei allen ergebnisorientierten Tätigkeiten am Anfang eines jeden Prozesses, der auf Verbesserung der Leistung ausgerichtet ist: des Teams und seiner einzelnen Mitglieder, aber auch der Führungsperson selbst. Wer verbessern will, muss wissen, wo die Schwachstellen und Fehler, aber auch wo die Stärken seines Teams liegen. Nur dann wird er die Schwächen ausgleichen, die Stärken erhalten können – und daraus für die Zukunft die richtigen Schlüsse ziehen. Natürlich bedeutet »verbessern« immer auch das Abstellen von Fehlern. Wer die Analyse allerdings auf die Fehlersuche reduziert, verkennt den Kern ihres Wertes: Auch die Analyse von Stärken hilft bei der Weiterentwicklung von Teams ganz erheblich.
Am Anfang jeder Analyse stehen die Fragen: Wie waren wir? Was haben wir geschafft? Als Trainer habe ich mir diese Fragen nicht nur nach jedem Wettkampf gestellt, nach Länderspielen oder großen Turnieren, sondern auch nach Trainingseinheiten oder Lehrgangswochen: Wie war ich? Wie war die Mannschaft? Was hat funktioniert, was nicht? Und warum? Ich will meine Methode hier am Beispiel der Analyse nach den Olympischen Spielen von Athen 2004 erläutern, eine Methode, die sich aber auch auf weniger exponierte Ereignisse übertragen lässt.
Wir waren 2004 als einer der Favoriten nach Athen gekommen. Unser Kader (auch der Trainer- und Betreuerstab) bestand in der Mehrzahl aus den »Weltmeistern« von Kuala Lumpur 2002. In einem Punkt betraten wir bei diesem Turnier Neuland: Zum ersten Mal konnten wir den Untergrund, den Kunstrasen, auf dem wir antraten, nicht vor Turnierbeginn ausgiebig testen. Man hatte uns dies, wie allen anderen Teams, einfach untersagt. Nach großem Kampf verloren wir das Halbfinale, um dann im Spiel um Platz drei die Bronzemedaille zu gewinnen. Bronze bei Olympia – das war ein großer Erfolg. Aber wir alle hatten doch insgeheim mit mehr gerechnet – das Ergebnis konnte nicht vollends zufriedenstellen. Es war Zeit für eine umfassende Analyse.
Jede Analyse beginnt mit dem Sammeln von Informationen. Je mehr Wissen einer Analyse zugrunde liegt, desto stichhaltiger wird sie ausfallen. Analysieren erfordert also, neben Denkarbeit, zunächst auch eine große Fleißarbeit. Natürlich bedarf es einer (subjektiven) Vorauswahl, welche Felder ich zu einer systematischen Analyse heranziehe. Hierzu habe ich tagelang Material gesichtet – unter anderem Videoaufzeichnungen unserer Mitbewerber, Mitschnitte
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