Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuehrungs-Spiel

Fuehrungs-Spiel

Titel: Fuehrungs-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Peters , Hans-Dieter Hermann , Moritz Mueller-Wirth
Vom Netzwerk:
sicher, dass ich mit diesen 18 Spielern genau die richtigen für unsere WM ausgesucht habe. Ich vertraue voll in diese Konstellation, mit diesen spezifischen Stärken von jedem von euch!« Dann habe ich die speziellen Stärken der Mannschaftsteile und zum Schluss die besonderen Fähigkeiten eines jeden herausgehoben und genau beschrieben. Dazu habe ich ihre besonderen charakterlichen Vorzüge gepriesen und den unbedingten Willen der Einzelnen zur Leistungsbereitschaft vor dem Team herausgestellt: Dieser sei, neben ihren sportlichen Fähigkeit en , ein ausschlaggebender Grund für die Nominierung gewesen. Ich wusste, nein, ich hoffte, dass sie sich diesem Vertrauensvorschuss nicht würden entziehen können. Kein Einziger hat mich enttäuscht und dieses Vertrauen missbraucht.
    Diese Teamsitzungen vor einem entscheidenden Event zeigten im Verhältnis zwischen mir und dem Team, davon bin ich überzeugt, besondere Wirkung: weil sie der End- und Höhepunkt meiner vertrauensbildenden Maßnahmen waren, die die Spieler auch aus weniger angespannten Phasen kannten. Sie konnten also darauf vertrauen, dass ich es ernst meinte mit meinem Vertrauen in sie und sie nicht nur kurzfristig hochpushen wollte. Nur so konnte es gelingen, die Spieler meistens zu erreichen: Besonders auch in schwierigen Phasen, in denen es nicht so gut lief und ich nicht immer so überzeugt von ihnen war, wie ich es ihnen dann trotzdem vermittelte.
    Vertrauen – grundsätzliche Anmerkungen
    Vertrauen stellt die Basis dar für nahezu alle Formen des Austausches zwischen Menschen. Wenn von Vertrauen die Rede ist, bezieht sich das in den allermeisten Fällen auf private, oft sehr persönliche Situationen und Momente. Es geht im sozialen Kontext um (große) Gefühle: Man vertraut den Eltern, man vertraut dem Lebenspartner, man vertraut sich guten Freunden an. Vertrauen ist eines der wertvollsten und fragilsten Gefühle, die es zwischen Menschen gibt. Man spricht daher von »blindem Vertrauen« als einem Zustand kaum steigerbaren Einvernehmens zwischen Menschen. Der Missbrauch von Vertrauen auf der anderen Seite stellt oft einen irreparablen Schaden in der Beziehung zwischen Menschen dar. Kurz: Wo Vertrauen ist, sind Emotionen; wer vertraut, ist in hohem Maße verletzlich. Aber was ist gemeint, wenn im Zusammenhang mit Höchstleistungen und Hierarchien über Vertrauen gesprochen wird?
    Die Antwort lautet: Genau jenes Gefühl von Verlässlichkeit und Partnerschaft ist auch hier gemeint. Es geht auch hier um eine sehr besondere Form der Beziehung zwischen Menschen, es geht um das Zulassen von Gefühlen und Verletzlichkeit. Vertrauen als Führungsform ist deshalb ein ganz entscheidender Faktor, gewissermaßen ein Alleinstellungsmerkmal, ein »Unique selling point« der emotionalen Führung. Planen, Entscheiden, Motivieren, auch Analysieren oder Kommunizieren, all dies sind Fähigkeiten, die jede Führungspersönlichkeit auf irgendeine Weise beherrschen muss. Vertrauen hingegen werden nur jene in das Repertoire ihres Führungsstils mit aufnehmen, die sich zur Form der emotionalen Führung bekennen, die fest davon überzeugt sind, dass die Emotionen »die letzten fünf Prozent« ausmachen, das entscheidende Plus, wenn es um Höchstleistungen geht.
    Was heißt hier schon »Vertrauen«?
    Es ist nicht ganz leicht, diese ja sehr persönliche und individuelle »Methode« theoretisch zu fassen und Ratschläge zu erteilen. Ich versuche es dennoch: Vertrauen wird in der Psychologie ganz unterschiedlich definiert. Trotzdem lassen sich drei Kernaspekte festhalten, die das Wesen des Vertrauens bedingen und ausmachen:
    1. Ungewissheit, Risiko
    2 . F reiwilliger oder erzwungener Kontrollverzicht
    3 . Zukunftsbezogenheit
    Diese Aspekte lassen sich unmittelbar auf Vertrauen als Führungsfähigkeit beziehen. Nur wer bereit ist, für einen gewissen Zeitraum auf die Möglichkeit, Kontrolle auszuüben, zu verzichten, kann Vertrauen als Mittel zur Leistungssteigerung einsetzen. Der wahre Kern, der der Redewendung »Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser« innewohnt, muss in diesem Fall vernachlässigt werden. Vertrauen ist schließlich immer ein Wechsel auf die Zukunft. Es gibt keine Garantie, dass das in eine Person gesetzte Vertrauen den gewünschten Effekt hat, schon gar nicht innerhalb eines kurzen Zeitraums. Man sieht, dass der Anspruch, vertrauen zu können, an Führungspersönlichkeiten sehr hohe Anforderungen stellt. Vieles, was zu ihrem Standardrüstzeug gehört, was

Weitere Kostenlose Bücher