Fuehrungs-Spiel
Immer weiter? Chancen und Grenzen der Selbstmotivation
Öffentliche Anerkennung? Nur bei außerordentlichen Erfolgen. Verdienstmöglichkeiten? Äußerst überschaubar. Komplexität der Aufgabe? Extrem hoch. Risikofaktor des Arbeitsplatzes? Erheblich. Familientauglichkeit? Null. Das sind die Rahmenbedingungen für jeden, der beabsichtigt, Hockey als Trainer zu seinem Beruf zu machen. Was brachte mich, einen im Grunde eher zurückhaltenden, rationalen, analytisch denkenden Menschen dazu, sein Leben, nun ja, einen maßgeblichen Teil seines Lebens, einer solchen Sportart zu verschreiben? Wie gelang es mir, mich über 30 Jahre immer wieder für dieses Spiel zu begeistern, mehr noch, wie konnte ich glauben, wie konnte es mir gelingen, diese Begeisterung zu erhalten und weiterzugeben? Und warum war ab einem bestimmten Moment die Grenze der Motivation, jedenfalls der Selbstmotivation erreicht? Diese Fragen habe ich mir während meiner Laufbahn als Hockey b undestrainer, besonders gegen Ende dieser Laufbahn, immer wieder gestellt. Fragen, davon bin ich überzeugt, die sich jeder stellt, der mit Leidenschaft seinem Beruf nachgeht. Fragen zudem, die aufgrund des hohen Einsatzes und des immensen Drucks besonders für Führungskräfte von großer Bedeutung sind. In diesem Kapitel will ich versuchen, sie zu beantworten.
Schon im biografischen Teil dieses Buches beschrieb ich, wie ich schon in früher Kindheit meine Leidenschaft für den Hockeysport entdeckte. Hockey, das war mein Sport, ich liebte diese Mischung aus technischer Geschicklichkeit, taktisch-strategischem Denken, Willenskraft und Athletik. Auch die Unwägbarkeiten und Rätsel im Mannschaftssport und natürlich die Möglichkeit, gewinnen zu können, faszinierten mich und faszinieren mich bis heute. Ich lernte früh zu akzeptieren, dass bei mir die Voraussetzungen dafür, selbst ein absoluter Könner in diesem Spiel zu werden, nicht gegeben waren. Umso höher war meine Motivation, andere zu eben , solchen Könnern auszubilden, sie zu begeistern für »meinen« Sport. Hierin lag mein Talent, das spürte ich, und das wurde mir rasch von allen Seiten bestätigt.
Ziele sind der Treibstoff einer jeden Selbstmotivation. Meines war klar: Mit jedem meiner Teams wollte ich besser sein als die anderen. Das war schon am Anfang meiner Laufbahn in Westfalen so, später dann in Deutschland, schließlich dehnte ich meinen Ehrgeiz auf Europa aus, um dann den Sieg bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen anzustreben. Das Siegen-Wollen war mein Motiv, ganz klar. Es versprach einen rauschhaften Zustand und war daher wie eine körpereigene Droge, von der ich, nachdem ich das erste Mal an sie geraten war, nicht mehr lassen konnte und wollte.
Natürlich wollte ich zunächst, dass meine Mannschaften gewannen. Doch in meinem tiefsten Innern wollte ich für mich erfolgreich sein. Psychologen würden mir gewiss einen sehr hohen Drang nach Anerkennung bescheinigen, und es wäre unredlich, wenn ich nicht zugeben würde, dass es genau dieser Drang nach Bestätigung war, der mich antrieb. Sich dies einzugestehen ist nicht leicht. Inzwischen bin ich mir aber sicher, dass fast alle, na jedenfalls sehr viele ehrgeizige Menschen, Führungsfiguren also, genau diesen Drang nach Bestätigung als den Hauptantrieb für ihr Tun verspüren.
Worin bestand nun meine Bestätigung? Sie bestand einerseits aus dem Zuspruch, der Anerkennung in meiner nächsten Umgebung. Das Lob meiner Mitarbeiter und natürlich meiner Familie bestätigte mich sehr in meiner Arbeit. Andererseits sah ich, dass sich Spieler unter meiner Anleitung verbesserten, dass meine Art zu führen sie als Sportler, aber auch als Menschen voranbrachte. Es war für mich immer überaus befriedigend, wenn Spieler, die ich früher auszubilden hatte, nach Jahren zu mir kamen und sich dafür bedankten, dass sie von meinem harten, klaren und doch emotionalen Führungsstil in ihrer weiteren Persönlichkeitsentwicklung enorm profitiert hätten. Kürzlich erst kam wieder einer meiner Jungs zu mir und sagte: »Du warst ein sehr harter, konsequenter Trainer, ich habe oft geflucht, aber es war für mich in der Nachbetrachtung eine total geile Zeit, die ich nie missen möchte!«
Es hat mich auch extrem motiviert, wenn enge Mitarbeiter in meinem Stab mir zu verstehen gaben, dass wir ihrer Ansicht nach durch meine Energie, meine Ideen und meine Konsequenz offensichtlich ein ganzes Spielsystem auf ein hohes Niveau brachten und ein soziales Gefüge, die
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