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Fünf Brüder wie wir

Fünf Brüder wie wir

Titel: Fünf Brüder wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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wechseln, den linken Schuh von Jean Vier finden und die Flammen ersticken musste, die aus dem Toaster züngelten, presste er die Lippen aufeinander und summte nicht mehr vor sich hin.
    „Antreten!“, befahl er, als wir bereit waren.
    Wir stellten uns in Reih und Glied auf, damit er die Truppe mustern konnte. Jean Eins hatte sich die Zähne nicht geputzt, bei Jean Drei guckte unter dem Blazer die Schlafanzugjacke hervor und Jean Vier trug zwei verschiedenfarbige Socken.
    In diesem Moment klingelte das Telefon.
    „Kommst du zurecht?“, fragte Mama aus der Klinik.
    „Alles bestens“, sagte Papa, während er Jean Fünf, der auf der Tapete den Rest seines Joghurts verschmierte, schnell noch eine Ohrfeige verpasste. „Mach dir keine Sorgen. Organisation ist alles.“
    Für den Gottesdienst waren wir allerdings schon etwas zu spät dran. Wir galoppierten aus dem Haus und erst vor der Kirche bemerkte Papa, dass ich immer noch meine Hausschuhe anhatte, dass Jean Drei sich die Backen mit Kaugummikugeln vollgestopft hatte und Jean Viers Hosentaschen voller Spielzeugautos steckten.
    „Na, wartet, bis wir zu Hause sind“, brummte er, während er uns in eine Bank schob. „Da könnt ihr euch schon mal auf was gefasst machen.“
    Die Predigt des Pfarrers musste ihn auf andere Gedanken gebracht haben, weil er nach der Messe zu uns sagte: „Was haltet ihr davon, wenn wir uns zur Feier des Tages Kuchen kaufen?“
    Vor der Konditorei Boudineau mussten wir uns in der Schlange anstellen. Papa sagt immer, dass es ein komischer Name für eine Konditorei ist, weil er nämlich nach Blutwurst klingt, aber dass sie die besten Zitronentörtchen der ganzen Stadt haben. Deshalb gibt es dort nach dem Gottesdienst immer eine lange Schlange, man muss die Ellenbogen einsetzen, wenn man drankommen will, und als wir schließlich vor der Verkäuferin standen, waren die Zitronentörtchen bereits aus.
    „Gehören die alle zu Ihnen?“, fragte die Verkäuferin, während wir drängelten und uns gegenseitig schubsten, weil jeder sich die Nase an der Theke platt drücken wollte.
    „Das ist nur eine kleine Kostprobe“, antwortete Papa. „Der größere Teil ist zu Hause geblieben …“
    Der Verkäuferin fielen vor Schreck fast die Augen raus.
    „Normalerweise“, fuhr Papa fort, „füttere ich sie ja nur mit Heu und Körnern, die Aufzucht ist gar nicht so schwer … Also, Jungs, habt ihr gewählt?“
    „Einen Windbeutel“, sagte Jean Eins. „Nein, Entschuldigung: ein Zitronentörtchen!“
    „Sind ausverkauft“, antwortete die Verkäuferin.
    „Einmal Erdbeertörtchen“, verlangte Jean Drei.
    „Nein, ich!“, krähte Jean Fünf.
    „Hör auf, mir immer alles nachzumachen“, sagte Jean Drei. „Immer willst du dasselbe wie ich.“
    „Aber ich hab’s als Erster gesehen!“, schrie Jean Fünf.
    Mithilfe von zwei Backpfeifen stellte Papa die Eintracht wieder her, aber Jean Fünf fing danach zu heulen an.
    Die Leute im Laden starrten uns an und die Verkäuferin verlor allmählich die Geduld. Hinter uns murmelte jemand: „Watschenvater“, deshalb verlor Papa allmählich auch die Geduld.
    „Entscheidet euch, Jungs“, stieß er zwischen den Zähnen hervor, „oder zu Hause setzt’s was.“
    „Dann will ich ein Zitronentörtchen“, entschloss sich Jean Drei, der mit den Tränen kämpfte.
    „Sind ausverkauft!“, antwortete die Verkäuferin.
    „Gut“, sagte Jean Drei. „Dann vielleicht einen Baba au rhum?“
    „Tut mir leid“, sagte die Verkäuferin und deutete auf Jean Vier, „aber ich hab den letzten Baba au rhum an den jungen Herrn da verkauft.“
    „Macht nichts!“, antwortete Jean Drei gleichmütig. „Aber ist vielleicht noch ein Zitronentörtchen übrig?“
    Papa gefror das Lächeln im Gesicht und die Ohrfeige flog ganz von allein.
    „Watschenvater!“, rief jemand aus der Schlange.
    Die Leute fingen an zu schubsen und zu drängeln, ein Gewirr von immer ungeduldigeren Stimmen füllte die Konditorei.

    „Und du, mein Junge?“, fragte die Verkäuferin und musterte mich, als wäre ich ein Monster aus dem Weltall. „Was hättest du denn gern?“
    „Ähm … ich … ähm“, sagte ich und schielte zur Kuchentheke. „Ich hätte gerne … Schwarzwälder Kirsch… nein, ein Stück Apfeltarte … nein, warten Sie …“
    So ist es immer, wenn ich mir eine kleine Leckerei aussuchen darf: Alles verlockt mich, ich springe von einem Kuchen zum nächsten, ohne mich entscheiden zu können. Mir davon nur einen aussuchen zu

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