Fünf Freunde 2 - Das Buch zum Film - nach einem Drehbuch von Sebastian Wehlings... basierend auf der gleichnamigen Buchreihe
Wo steckt er nur?«
Leise fiepend kam er unter einem Löwenfell hervorgekrochen, unter das er sich geflüchtet hatte, und zusammen stürmten sie die Treppe hinauf. Am Ende erwartete sie ein unendlich langer Flur, von dem unzählige Räume abgingen. Von dem Mann war weit und breit nichts mehr zu sehen.
»Mist!«, fluchte George leise. »Hier fällt es einem wirklich nicht schwer, sich in Luft aufzulösen.«
»Dick muss hier irgendwo versteckt sein …«, flüsterte Julian.
George nickte in Richtung der abgehenden Zimmer. »Also, dann los. Aber leise!«
Aber wie immer, wenn man versuchte, möglichst leise zu sein, hatte man selbst den Eindruck, mit jeder Bewegung einen unüberhörbaren Lärm zu verursachen. Holzdielen knarrten, man stieß gegen einen Stuhl, Türklinken bewegten sich grundsätzlich nicht, ohne zu quietschen, und sogar der eigene Atem klang wie ein schleifender Ventilator, untermalt vom lauten Trommeln seines Herzschlags.
Zimmer für Zimmer wurde so von den Freunden inspiziert. Jedes Mal wenn sie eine der quietschenden Türen öffneten, schienen ihre Herzen vor Anspannung für einen Moment auszusetzen.
Doch die Aufregung war umsonst. Als sie schließlich im letzten Zimmer ankamen, einer Art Gästezimmer, waren sie ratlos. Keine Spur von Dick!
Anne gähnte und ließ sich müde auf einen antiken Stuhl nieder, der bei jeder Bewegung knarrte. »Mann, jetzt müssen wir doch langsam alles durchhaben«, jammerte sie.
Aber natürlich war ans Aufgeben gar nicht zu denken. Hier ging es schließlich um Dick!
»Schauen wir noch mal ein Stockwerk tiefer!«, entschied Julian dann auch und verließ als Erster den Raum.
Inzwischen waren sie allerdings so müde, dass ihre Konzentration etwas zu wünschen übrig ließ. Selbst Timmy bemerkte die Schritte auf der Treppe erst, als es beinahe zu spät war. Er stieß ein warnendes Fiepen aus, sodass sich die Freunde gerade noch rechtzeitig in einen Türsturz quetschen konnten, als das Licht auf dem Flur anging und der Kerl mit dem Dreitagebart auf der Bildfläche erschien. Diesmal war er jedoch nicht allein. Ein zweiter Mann folgte ihm, der etwas größer und schlaksiger war, eine Hakennase und einen Dackelblick hatte.
Ohne Frage war das der Pizzabote, den sie vom Zirkus hierher verfolgt hatten! Die Freunde erkannten ihn sofort wieder.
Verdutzt beobachteten die fünf, wie er einen Schlüsselbund aus der Tasche fischte, ihn in der Luft herumwirbelte, hochwarf und … fallen ließ.
Der andere klatschte spottend Beifall. »Na wunderbar, Fil«, sagte er mit gespielter Anerkennung. »Vielleicht kannst du mit dieser großartigen Nummer ja endlich im Zirkus auftreten.«
Fil hob den Schlüssel auf und strahlte über das ganze Gesicht. »Meinst du wirklich?«
Doch sein Gegenüber verdrehte nur ungläubig die Augen, riss ihm den Schlüsselbund aus der Hand und schob ihn unsanft in den nächsten Raum. Mit einem lauten Knall fiel die Tür hinter ihnen zu.
»Was sind denn das für Vögel?«, flüsterte Julian, der sich als Erster aus dem Versteck traute.
»Jedenfalls wissen wir jetzt, dass der Pizzabote Fil heißt und dass sie von da angeflattert kamen«, sagte George leise und deutete zur Treppe.
Hardy zuckte verständnislos die Schulter. »Aber da waren wir doch schon überall.«
Julian schlug sich mit der Faust in die hohle Hand und verengte die Augen zu Schlitzen. »Dann haben wir eben was übersehen.«
Also stürmten sie erneut die steinerne Treppe hinauf, aber immer noch war keine Spur von Dick zu entdecken.
Anne zuckte hilflos mit den Schultern. Sie war inzwischen unendlich müde. »Und was machen wir jetzt?«
Längst hatte sich die Nacht über das alte Gemäuer gesenkt und jetzt waren sie froh über Hardys Rucksack, in dem sich auch ein paar Taschenlampen befanden.
George dachte angestrengt nach. Dabei fiel ihr Blick auf Timmy, der sich vor ihr in Positur gesetzt hatte. »Timmy!« George ging vor ihm in die Hocke und streichelte ihm die Flanke. Genau, Timmy war die Lösung! »Vielleicht kann er die Fährte aufnehmen. Wir bräuchten nur etwas …«
George unterbrach sich mitten im Satz, als sie sah, dass Julian etwas aus der Knietasche seiner Cargohose zog. Er hatte doch tatsächlich die Plastiktüte mit den hermetisch abgeriegelten Stinkesocken von Dick dabei!
»… das nach Dick riecht!«, ergänzte er Georges Satz, bohrte die Zeigefinger in das Plastik und riss es auf. Sofort entströmte der Tüte ein widerlicher Gestank.
Julian, Anne und George
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