Fünf Freunde Als Retter in der Not
davon.
Julian starrte zuerst auf das Geld, dann auf Herrn Brand.
»Komischer Kerl«, meinte er. »Ein seltsames Gespann, der und dieser Gründler! Was tun wir mit dem Geld? Ich will es nicht behalten.«
»Schenken wir es doch der armen Frau Jost«, schlug Dick vor. »Die sieht aus, als könnte sie’s brauchen. Vielleicht verhext sie uns dann nicht!«
Eigentlich hatten sie keine besondere Lust, sich noch mal ankeifen zu lassen, aber dann klopften sie nach kurzem Zögern doch an die Haustür.
Frau Jost öffnete und schimpfte gleich wieder los: »Verschwindet! Mein Sohn kommt gleich, er wird mich schlagen. Er will mit Fremden nichts zu tun haben. Los, verschwindet endlich!«
»Hier ist etwas für Sie«, sagte Julian und drückte das Geld in ihre knochige Hand.
Sie sah auf die beiden Münzen, als könne sie ihren Augen nicht trauen. Dann bückte sie sich langsam und versteckte das Geld in einem ihrer ausgelatschten Schuhe.
Als sie sich wieder mühevoll aufrichtete, sah sie wesentlich freundlicher aus. »Ihr seid gut zu mir«, flüsterte sie und drängte die Kinder beiseite. »Ja, ihr seid wirklich nett, aber geht lieber weg. Mein Sohn ist ein böser Mensch! Geht jetzt und lasst euch hier nicht mehr blicken!«
Die Jungen verließen die Frau.
Da war doch irgendetwas faul! Toby hatte behauptet, der Sohn sei ganz in Ordnung, und seine Mutter sagte, er würde sie schlagen. Vielleicht war sie wirklich ein bisschen verrückt!
»Das ist eine komische Gesellschaft«, meinte Dick, als sie zu den beiden Mädchen zurückgekehrt waren. »Also, mein Bedarf an Schmetterlingszüchtern ist gedeckt. Ich geh da nicht mehr hin. Sollen sie sich ihre Schmetterlinge doch selber fangen. Außerdem find ich’s sowieso widerlich, die armen Dinger in Büchsen zu stopfen und dann hinterher aufzuspießen!«
»Genau, finde ich auch«, pflichtete Julian ihm bei. Zu den Mädchen sagte er: »Hallo, ihr beiden, hat es euch zu lange gedauert?«
»Wir wollten schon Tim schicken, damit er euch sucht«, sagte Anne vorwurfsvoll. »Wir haben fast befürchtet, dass man euch womöglich in Mäuse verzaubert hat.«
Die Jungen erzählten von Herrn Brand, dem Geld und von Frau Jost. »Die ticken alle nicht richtig«, meinte Dick. »Wir machen lieber einen Bogen um sie, und sollten wir noch so viele seltene Schmetterlinge entdecken.«
»Weißt du, was mich wundert?«, sagte Julian zu seinem Bruder. »Dass dieser Brand nicht sofort erkannt hat, was das für ein Schmetterling war. Wahrscheinlich ist Herr Gründler der bessere Fachmann und Brand macht die praktische Arbeit.«
Kaum hatten sie ihr Lager erreicht, jagte Tim sofort zur Speisekammer.
»Nein, Tim, du hast Pech, es ist noch nicht Essenszeit!«, rief Anne.
»Was tun wir jetzt?«, fragte Dick und ließ sich ins Heidekraut fallen. »Es ist wieder so ein schöner Abend.«
»Vermutlich der letzte. Schau doch die Wolken im Westen an! Wollen wir wetten, dass es morgen regnet?«, sagte Julian.
»So ein Mist!«, meinte Georg. »Dieses Wetter könnte noch eine Woche so bleiben. Was tun wir denn, wenn es regnet? Den ganzen Tag nur im Zelt sitzen?«
»Bestimmt nicht. Wir könnten zum Beispiel die Höhlen anschauen«, sagte Dick. »Und jetzt drehen wir mal unser Radio an. Vielleicht gibt es irgendwo fetzige Musik.«
»Aber bitte leise«, bat Anne. »Ich finde die Leute grässlich, die im Freien mit einem laut plärrenden Radio rumrennen. Denen würde ich am liebsten das Ding um die Ohren hauen!«
»Hört, hört, unsere sanftmütige Anne!«, sagte Georg und schaute ihre Kusine verwundert an.
»Ja, stille Wasser ...«, sagte Julian augenzwinkernd. »Wenn unser Schwesterchen zur Furie wird, dann rette sich, wer kann! Neulich konnte ich sie nur mit Mühe davon zurückhalten, ein paar Leute auszuschimpfen, die beim Picknick ihren Kassettenrekorder in größter Lautstärke spielen ließen. Ich hab schon befürchtet, Anne befördert den Rekorder mit einem Fußtritt ins Gebüsch.«
»Jetzt übertreib doch nicht so! Aber ich hätte große Lust dazu gehabt, leider trau ich mich nicht«, gestand Anne.
»Ist auch besser so, du kleiner Angsthase«, meinte Julian. Er und Dick hatten ihre schüchterne kleine Schwester sehr gern und nahmen sie immer in Schutz, doch ab und zu mussten sie sich einfach ein bisschen über sie lustig machen. Anne schnitt ihrem großen Bruder eine Grimasse. »Du bist gemein«, fauchte sie, »aber ich hab jetzt keine Lust zum Streiten«, sagte sie. »Irgendein Sender bringt heute Abend
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