Fünf Freunde Auf Der Felseninsel
kennen, ich vernachlässige kein Tier, das von mir abhängig ist.«
»Ja, das weiß ich, Vater«, sagte Georg und machte trotzdem ein zweifelndes Gesicht. »Worum ich dich bitte, ist dies: Wenn du morgens in den Turm hinaufgehst, um zu signalisieren, dann nimm, bitte, Tim mit ‘rauf. Ich werde oben beim Küstenwächter sein und mit dem Fernglas in den Glasraum des Turmes sehen können. Wenn ich jeden Tag nur einen Schimmer von Tim erhaschen kann und weiß, daß alles in Ordnung ist, werde ich mir nicht soviel Sorgen machen.«
»Na schön«, sagte ihr Vater, »aber ich glaube kaum, daß Tim die Wendeltreppe hinaufklettern kann.«
»O doch, das kann er. Er ist schon einmal oben gewesen«, sagte Georg.
»Du lieber Himmel!« rief ihr Vater. »Der Hund war also auch schon droben? Gut, Georg, ich verspreche dir, daß ich Tim jeden Morgen, wenn ich signalisiere, mit mir hinaufnehme n werde und mit dem Schwanz wedeln lasse. So, bist du jetzt zufrieden?«
»Ja, danke«, sagte Georg, »und du wirst ihm auch hin und wieder ein paar freundliche Worte sagen und ihn mal gelegentlich streicheln, gelt, Vater, und … und …«
»Und ihm zum Essen den Schlapperlatz anziehen und ihm abends die Zähne putzen!« sagte Vater und machte wieder ein verdrießliches Gesicht. »Ich werde Tim wie einen richtigen erwachsenen Hund behandeln, wie einen Freund, und, glaube mir, so möchte er auch behandelt sein. Nicht wahr, Tim? Und all den Firlefanz macht deine kleine Herrin mit dir, aber nicht ich.«
»Wau«, machte Tim und wedelte mit dem Schwanz. Die Kinder sahen ihn bewundernd an. Er war wirklich ein sehr feinfühliger, kluger Hund.
»Onkel, wenn irgend etwas nicht stimmt und du Hilfe brauchst oder sonst was, dann funke wieder achtzehnmal«, sagte Julian. »Mit Tim müßte eigentlich alles gut gehen, er ist mehr wert als ein Dutzend Polizisten, du weißt das nur noch nicht.«
»Ist schon gut. Achtzehn Blinkzeichen also, wenn ich euch hierhaben möchte«, sagte Onkel Quentin. »Ich werde daran denken. Und jetzt laßt mich wieder allein. Es ist Zeit, daß ich an meiner Arbeit weitermache.«
»Vergiß nicht die Suppe wegzuschütten, Quentin«, mahnte seine Frau besorgt. »Du wirst krank werden, wenn du verdorbene Suppe ißt.«
»Jetzt aber Schluß mit dem Zeug!« beschwerte sich ihr Mann und stand auf. »Man könnte denken, ich sei fünf Jahre alt und ganz ohne Verstand, wenn man dich so sprechen hört!«
»Du hast viel Grips, Lieber, das wissen wir alle«, sagte seine Frau versöhnlich, »aber manchmal glaubt man doch, daß du nicht sehr erwachsen bist. Schon gut - sorge für dich - und halte Tim immer in deiner Nähe.«
»Darüber braucht sich Vater nicht den Kopf zu zerbrechen.
Tim wird von selbst bei ihm bleiben. Sei auf der Hut, Tim, nicht wahr?«
»Wau«, bestätigte Tim feierlich. Er trottete mit ihnen zum Boot, aber er machte keine Anstalten, hineinzuspringen. Er blieb an Onkel Quentins Seite und beobachtete das Boot, wie es auf dem Wasser schaukelte. »Wiedersehen, Tim«, rief Georg mit seltsam belegter Stimme. »Gib acht auf dich!« Ihr Vater winkte, und Tim wedelte mit dem Schwanz. Georg nahm Dick die Ruder ab und begann heftig zu rudern, wobei ihr Gesicht rot wurde vor Anstrengung.
Julian sah sie bewegt an. Es war auch für ihn schwer, bei dem wilden Rudern mit Georg Schritt zu halten, aber er sagte nichts.
Er wußte, dieses heftige Rudern entsprach Georgs Art, sie wollte damit ihren Kummer über die Trennung von Tim verbergen. Seltsames Mädchen! Sie erlebte immer alles mit ihrem ganzen Gefühl. Sie war »wahnsinnig« glücklich oder »wahnsinnig« unglücklich, sie lebte im siebenten Himmel des Entzückens oder in der tiefsten Tiefe der Verzweiflung oder Wut.
Die Kinder sprachen viel durcheinander. Georg sollte denken, sie würden keine Notiz nehmen von ihren Gefühlen. Das war so das beste. Das Gespräch drehte sich natürlich meist um den unbekannten Mann auf der Insel, der so geheimnisvoll und plötzlich aufgetaucht war.
»Wie kam er zur Insel?« Diese Frage beschäftigte Dick am meisten. »Ich bin überzeugt, daß ihn keiner von den Fischern hingebracht hat. Er muß nachts gekommen sein; aber ich bezweifle, daß es jemanden gibt außer Georg, der den Weg nachts finden würde oder auch nur den Versuch unternähme, ihn zu finden. Die Klippen sind so dicht beieinander und so nahe unter der Wasseroberfläche - nur einen Zentimeter vom richtigen Kurs abgewichen - und das Boot hätte ein Loch im Boden!«
»Auch
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