Fünf Freunde Auf Der Felseninsel
möchte wissen, wie Vater das Versteck gefunden hat«, meinte Georg nachdenklich. »Ich finde es immer noch unfair von ihm, daß er es mir nicht gesagt hat.«
»Er wird einen Grund gehabt haben«, sagte Dick einlenkend. »Jetzt fange nicht wieder an, darüber zu brüten!«
»Tu ich ja auch nicht«, sagte Georg. »Ich bin neugierig, das ist alles! Hm, ich wünschte, wir könnten sofort mit meinem Boot zur Insel fahren und alles untersuchen.«
»Wir würden jetzt bestimmt die Eingänge ohne weiteres finden«, meinte Dick. »Dein Vater hat sicherlich Spuren hinterlassen, wo er sich aufhält - einen Stein, der sauberer ist als die anderen, oder auf die Seite geschobenen Tang, oder sonst etwas.«
»Glaubt ihr, daß der unbekannte Feind auf der Insel Onkels Versteck kennt?« fragte Anne plötzlich. »Hoffentlich nicht. Er könnte ihn sonst leicht einsperren.«
»Na, er ist nicht gekommen, um Onkel einzusperren, sondern um ihm sein Geheimnis zu stehlen«, sagte Julian. »Ja, ich bin jetzt wirklich beruhigt, daß er Tim hat. Das Tier könnte ein Dutzend Feinde zur Strecke bringen.«
»Nicht, wenn sie Schußwaffen haben«, wandte Georg leise ein. Alles war still. Es war kein schöner Gedanke, Tim vor dem Lauf eines Gewehres zu sehen. Das war schon ein-oder zweimal vorher bei ihren Abenteuern vorgekommen, und sie dachten nicht gern daran zurück.
»Na, es hat keinen Sinn, über solche dummen Sachen zu grübeln«, sagte Dick und erhob sich.
»Wir haben eine sehr interessante halbe Stunde hinter uns.
Dieses Geheimnis hätten wir also gelüftet. Die letzte Gewißheit werden wir erst dann bekommen können, wenn dein Vater seine Versuche beendet und die Insel verlassen hat - dann können wir hinüberfahren und nach Herzenslust herumschnüffeln.«
»Es regnet immer noch«, sagte Anne und sah aus dem Fenster. »Aber der Himmel ist schon viel klarer geworden.
Bald wird die Sonne herauskommen. Wollen wir Spazierengehen?«
»Ich gehe zum Küstenwächter«, sagte Georg sofort.
»Ich möchte durch sein Fernglas sehen, ob ich nicht einen Schimmer von Tim erhaschen kann.«
»Versuche es mal mit dem Feldstecher«, schlug Julian vor.
»Steig hier aufs Dach und beobachte von dort aus.«
»Ja«, sagte Georg. »Danke für den Tip.«
Sie holte den Feldstecher, der im Vorplatz hing, und nahm ihn aus der Lederhülle. Sie lief hinauf. Aber bald kam sie enttäuscht wieder herunter.
»Das Haus ist nicht hoch genug, so daß ich nicht genug von der Insel sehen kann. Ich gehe schnell hinauf zum Küstenwächter. Ihr braucht nicht mitzukommen, wenn ihr nicht wollt.« Sie steckte das Glas wieder in die Hülle.
»Oh, wir sind alle dabei und sehen nach unserem Tim«, sagte Dick und stand auf. »Und ich kann dir jetzt schon sagen, was wir sehen werden!«
»Was?« fragte Georg überrascht.
»Wir werden feststellen, daß es Tim ausgezeichnet geht; er jagt jedes einzelne Kaninchen auf der Insel«, grinste Dick.
»Mein Wort, du brauchst dir keine Sorge um Tim zu machen, daß er nicht regelmäßig sein Futter bekommt! Er frißt ein Kaninchen zum Frühstück, eins zum Mittagessen, eins zum Abendessen - und säuft Regenwasser aus seiner Lieblingspfütze. Der führt kein schlechtes Leben, der alte Tim!«
»Du weißt ganz genau, daß er so was nicht tut«, sagte Georg ärgerlich. »Er wird sich immer dicht bei Vater halten und nicht einmal an Kaninchen denken!«
»Wenn du das glaubst, so kennst du Tim nicht«, widersprach Dick, um Georg zu foppen. »Er wollte bestimmt nur deshalb dortbleiben, nur wegen der Kaninchen!«
Georg warf ein Buch nach ihm. Es schlug auf den Boden.
Anne kicherte. »O hört doch auf, ihr zwei. Wir kommen ja nie fort. Komm, Ju, wir warten nicht auf die Streithähne!«
Ein Nachmittag mit Martin
Als sie das Haus des Küstenwächters erreichten, war die Sonne herausgekommen. Es war ein richtiges Aprilwetter, plötzliche Regengüsse wechselten sich ab mit strahlendem Sonnenschein. Alles glitzerte, besonders das Meer. Der Boden war aufgeweicht, aber die Kinder hatten ihre Gummistiefel an.
Sie sahen sich nach dem Küstenwächter um. Wie gewöhnlich war er in seiner Hütte und hämmerte und sang.
»Guten Tag«, sagte er und strahlte über sein ganzes rotes Gesicht. »Ich habe mich schon gefragt, wann ihr mich wohl wieder besuchen werdet. Wie gefällt euch dieser Bahnhof, den ich da mache?«
»Er ist schöner als alle, die ich bisher in den Läden gesehen habe«, sagte Anne mit ehrlicher Bewunderung.
Der Küstenwächter
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